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Wespen, Hummeln und Hornissen

Der Sommer ist da, und mit ihm kommen auch einige uneingeladene Gäste. Wenn der Garten in den schönsten Blütenfarben leuchtet, dann sind Bienen, Wespen und Hornissen natürlich auch nicht weit. Doch was tun, wenn die Tiere im Garten ein Nest gebaut haben und ein ruhiges Sonnenbad unmöglich machen. An ungünstigen Stellen können die Nester in Gärten, Lauben oder öffentlichen Einrichtungen zum echten Problem werden.

von Frank Schweikert |
    Die Nester von Wespen und Hornissen sind kunstvoll und wunderschön, doch die Panik ist groß, wenn die gelb-schwarz gestreiften Brummer auf dem Marmeladenbrot oder Kuchenstückchen Platz nehmen. Nur wenn sie sich bedroht fühlen, stechen Hornisse und Wespen zu - und das kann ganz schön schmerzhaft sein. Deshalb sollte man erst einmal ganz ruhig bleiben, keine hektischen Bewegungen machen und schon gar nicht die Wespe oder Hornisse anpusten. Und wenn sich das Insekt mit einem Stich trotzdem gewehrt hat, sollte man am besten sofort zum Eisbeutel greifen und den Stich kühlen. Linderung der Schmerzen versprechen auch alte Hausmittel: Zwiebel- oder Zitronenscheiben oder etwas Essig auf der Einstichstelle einreiben. Ganz anders ist das bei Menschen, die gegen Wespen- und Hornissenstiche allergisch sind. Diese sollten nach Ansicht von Eberhard Baur, Biologe und Insekten-Experte aus Hamburg, schon das richtige Medikament in der Tasche haben:

    "Gelegentlich ist es ja so, dass Menschen auf Stiche von solchen Insekten allergisch reagieren. Man sollte in einem solchen Falle vorgesorgt haben. Das heißt sich vom Arzt ein Medikament verschreiben lassen, am ehesten geeignet sind da flüssige Cortcoide. Die kann man nach einem solchen Stich sehr schnell einnehmen und damit wird die Wirkung einer solchen Reaktion von vornherein unterbunden."

    Man erkennt eine allergische Reaktion daran, dass es in den Fingern kribbelt und in sehr kurzer Zeit Atemnot eintritt. Bei starken Allergien besteht akute Lebensgefahr und es sollte in jedem Fall der Notarzt gerufen werden!

    Die Panik vor den größeren Hornissen ist unbegründet. Trotz ihrer Länge zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Zentimetern stechen sie nicht heftiger als Bienen und Wespen. Trotzdem sind sie in deutschen Gärten gefürchtete Mitbewohner. Die Regel, sieben Hornissenstiche könnten ein Pferd töten, gehört nach Ansicht von Eberhard Baur eher in das Reich der Fabel:

    "... Ich sag' mal so: Hornissen sind ja fünf Mal so groß ungefähr wie Wespen und vielleicht drei Mal so dick und dann sind sie noch mal fünf Mal so laut. Wenn man das jetzt multipliziert - fünf mal fünf mal drei - das sind 75 Mal so gefährlichere Tiere, könnte man denken. In Wirklichkeit sind die Hornissen ganz harmlose Tiere, ganz freundliche Tiere und haben nur 'nen schlechten Ruf. Aber in Wirklichkeit sind sie recht ungefährlich. Man kann mit Hornissen gut zusammen leben. Sie sind nicht aggressiv, natürlich - sie verteidigen sich wenn's darauf ankommt. Aber der Stich einer einzelnen Hornisse ist auch nicht gefährlicher als der einer Wespe oder Biene."

    Hornissen, Hummeln und auch Waldameisen sind seit 1987 besonders geschützte Tierarten. Die Bundesartenschutzverordnung verbietet, diese Tiere zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Ihre Nester dürfen aus der Natur nicht entfernt, beschädigt oder zerstört werden, sonst kann es bis zu 100.000 Mark Strafe kosten. Nur mit einer ganz besonderen Genehmigung darf zum Beispiel Eberhard Baur Umsiedlungen vornehmen, notfalls auch in seinen eigenen Garten. Und er kennt noch weitere Tricks:

    "...Es gibt aber auch die Möglichkeit, durch Schutzmaßnahmen die Tiere daran zu hindern, jetzt an ungünstige Stellen zu fliegen. Beispielsweise kann man die Flugschneise 'n bisschen verändern und dadurch kann man dann unter Umständen das Problem entschärfen. Ich habe also einmal den Fall gehabt, ein Hornissennest in einem hohlen Apfelbaum und die Hornissen flogen immer Richtung Kindergarten aus. Und ich habe dann die Flugöffnung verschlossen und gegenüber den Apfelbaum aufgebohrt, so dass die Hornissen in der entgegen gesetzten Richtung ausfliegen mussten und damit war das Problem behoben."

    Und wer die Tiere nicht aus seinem eigenen Garten verbannen möchte und trotzdem nicht auf das sommerliche Eis auf der Terrasse verzichten möchte, sollte sich einige Tipps von Biologin Helga Baur zu Herzen nehmen:

    "... Das wichtigste ist, nicht nach der Wespe zu schlagen. Denn das missversteht sie in aller Regel und dann wird unter Umständen einer der Beteiligten da gestochen, oft der, der gar nicht geschlagen hat, sondern der sich korrekt verhalten hat. Das Beruhigende ist, wenn man ruhig sitzen bleibt, und selbst wenn eine Wespe sich mal niederlässt auf so einem Stück Kuchen, aufpassen, dass man nicht auf der Gabel eine Wespe in den Mund bekommt. Das ist fatal, weil die Schleimhäute so schnell schwellen können wenn man in Hals gestochen wird. Aber wenn man das beachtet, keine Getränkedosen offen stehen lässt im Sommer, sondern die immer abdeckt, dann kann eigentlich nichts passieren. ..."

    Im Gegensatz zu den Bienen, können Wespen und Hornissen ihren Artgenossen im heimischen Nest die lukrativen Nahrungsquellen nicht verraten. Wenn eine Biene aber einmal eine Quelle mit Süßigkeiten entdeckt hat, kann sie es den anderen Bienen durch den berühmten Schwänzeltanz "erzählen". Innerhalb einer Stunde können dann Hundert und mehr Bienen die Terrasse auf der Suche nach Süßigkeiten bevölkern. Da heißt es nur: Flucht in das Wohnzimmer und Fenster zu.