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"Wetten, dass..?"
Das Ende einer Fernseh-Ära

"Wetten, dass..?" geht heute zum letzten Mal über die Bühne - nach mehr als 33 Jahren. Grund sind unter anderem die gesunkenen Einschaltquoten. Moderator Markus Lanz schaffte es nicht, an die goldenen Zeiten der Show unter Thomas Gottschalk anzuknüpfen. Der hatte die Moderation nach dem schweren Unfall eines Kandidaten abgegeben.

Von Daniel Peter | 13.12.2014
    Thomas Gottschalk winkt in hellem Schutzanzug in die Kamera, flankiert von Olli Dittrich und Frank Elstner, im Hintergrund das Logo von "Wetten, dass...?"
    Moderator Thomas Gottschalk (M.) mit seinem Vorgänger Frank Elstner (r.) und Komiker Olli Dittrich beim 20. Geburtstag von "Wetten, dass...?" im März 2001 (dpa / Rolf Haid)
    Frank Elstner: "Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin wirklich gerührt. Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich war lange nicht mehr im Fernsehen, und nach dieser Pause melde ich mich heute mit meiner neuen Show 'Wetten, dass..?' und ich hoffe natürlich, es gefällt Ihnen."
    Wer hätte im Februar 1981 schon vermutet, dass die Sendung "Wetten, dass..?" so ein Erfolg wird, als Frank Elstner sie das erste Mal moderierte? Wohl niemand. 214 Sendungen gab es inzwischen, über tausend Wetten und über drei Milliarden Zuschauer insgesamt. Wenn Europas erfolgreichste Fernsehshow am Samstag ein letztes Mal über die Bildschirme flimmert, geht eine Ära zu Ende - auch für viele Mitarbeiter:
    "Traurig auf jeden Fall, weil wir machen das alle, die hier sind, mit sehr viel Leidenschaft. Das ist nicht einfach nur, einen Job machen, sondern da steckt viel Herzblut drin. Das hat damals schon mit dem Sascha Arnz, dem ersten Regisseur, angefangen, der hat das ganze Ding so zu einer Familie gemacht."
    Eine Sendung von einer Familie für Familien gemacht sozusagen. Thomas Gottschalk prägte die Sendung wie kein anderer Moderator. Bei 151 Sendungen war er dabei. Skandale nicht ausgeschlossen, wie hier mit Schauspieler Götz George:
    "Nein, aber du gehst ja gleich wieder ins Extrem. Du sagst mir gleich: Einmal machste das, einmal machste das. Ich sitze halt eben nicht 40 Jahre lang auf einer Couch und nerve Leute."
    Götz George und Thomas Gottschalk auf der Couch von "Wetten, das...?"
    Götz George und Thomas Gottschalk in einer "Wetten, dass...?"-Ausgabe im Jahr 2003. Wie bei ihrem letzten Zusammentreffen 1998 stritten sie vor der Kamera - diesmal nicht ernst gemeint. (dpa / Uli Deck)
    Dieser Streit ging gut aus, die Wette von Samuel Koch nicht. Seit dem tragischen Unfall rückte das Thema Sicherheit noch mehr in den Fokus. Zu riskante Wetten wurden seither abgelehnt. Für die Sicherheit der Show mitverantwortlich ist Ingenieur Uwe Kraus. Er ist seit über 20 Jahren dabei und überzeugt, dass beim letzten Mal alles gut geht:
    "Hier sind wir eingespielt, hier funktioniert alles gut. Aber klassische Schwierigkeiten sind, Kabelwege zu finden bei 20 bis 25 Kilometer Kabel, je nach Art und Aufwand. Wie bringt man das Publikum, zweieinhalbtausend Leute, sicher rein, sicher raus? Überhaupt, wie baut man die Tribüne ein?"
    Und nicht zuletzt die große Bühne und die Couch. Auf der neben bei der letzten Sendung unter anderem Ben Stiller, Til Schweiger und Michael "Bully" Herbig Platz. Sicherheitsingenieur Uwe Kraus schwelgt in Erinnerungen, wenn er an all die Jahre "Wetten, dass..?" zurückdenkt.
    "Wie wir zum Beispiel mit Hermann Meyer gegen ein Rallyefahrzeug draußen gefahren sind. Das sind natürlich dann Dinge, wo man einen ganzen Bereich sichern muss. Ein Hermann Meyer fährt ungeschützt, und ein Rallyefahrzeug fährt einen Berg hinauf."
    Ob es nun ein Skirennläufer ist, der gegen ein Rallyefahrzeug antritt, oder ein Justizvollzugsbeamter, der mit seiner Zunge Knoten in Lakritzschnecken macht - jeder, ob Mitarbeiter oder Zuschauer, wird seine eigenen Erinnerungen an die Show haben - und natürlich auch an Thomas Gottschalk und seine oft sehr direkte Art, beispielsweise mit Dieter Bohlen.
    Gottschalk: "Einerseits weiß ich, du bist ein netter Kerl, manchmal denke ich jetzt aber auch, jetzt reißt der Kerl, alles das, was er mit den Händen aufgebaut hat, mit dem Arsch wieder ein. Also in welcher Phase bist du im Moment, erklär dich mal."
    Dieter Bohlen: "Nein, das ist ganz einfach, also mein liebstes Thema war immer Modern Talking."
    Diese freche spontane Art von Thomas Gottschalk vermissten viele beim Nachfolger Markus Lanz. Er schaffte es nicht mehr, der Show zu altem Glanz zu verhelfen. Aber vielleicht ist das in der heutigen Zeit auch nicht mehr möglich. Deshalb heißt es am Samstagabend ein letztes Mal aus Nürnberg: "Top, die Wette gilt!"