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Widersprüchliches zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt

Bundesregierung und Spitzenverbände der Wirtschaft ziehen eine positive Zwischenbilanz für den zwischen ihnen geschlossenen Ausbildungspakt. Die Ausbildungssituation habe sich durch den Pakt verbessert, heißt es. Der DGB hingegen sieht das ganz anders.

Von Verena Herb |
    Die Ausbildungssituation in Deutschland hat sich durch den Ausbildungspakt zwischen Bundesregierung und Wirtschaft verbessert – erklärt Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände:

    "Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist für die Jugendlichen derzeit sehr gut. Im Vermittlungsjahr 2012 gab es doppelt so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie unversorgte Bewerber. Ein großer Teil dieser unversorgten Bewerber konnte in der Nachvermittlung in die Ausbildung oder eine andere Maßnahme gebracht werden."

    Bis zum 30. September 2012 waren nach Angaben des Ausbildungspakts 15.600 Bewerber bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet. Durch die dann folgende sogenannte Nachvermittlung, haben knapp die Hälfte bis Anfang dieses Jahres eine Ausbildungsstelle oder eine Alternative gefunden.

    Zwar zieht Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt eine positive Bilanz der vergangenen Jahre, dass die Anstrengungen gefruchtet haben – macht aber auch deutlich:

    "Die aktuellen Zahlen zeigen, dass es immer schwieriger wird, Jugendliche und Betriebe zusammen zu bringen. Zum einen ist hierfür eine größere Flexibilität der Jugendlichen bei Ihrer Berufswahl wichtig. Wenn junge Menschen keinen Ausbildungsplatz in ihrem Wunsch oder Traumberuf gefunden haben, sollten sie eben auch Alternativen in Betracht ziehen."

    Die Aussage des Ausbildungspaktes ganz klar: Es gibt derzeit mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Das ist nach Meinung des Deutschen Gewerkschaftsbundes schlicht falsch. Der DGB wirft der Bundesregierung hier vor, bewusst die wahren Zahlen zu verschleiern, bei der Lehrstellen -Statistik zu tricksen: Laut DGB-Studie sind 250.000 junge Menschen ohne Ausbildung. Die tauchen in den Statistiken des Ausbildungspaktes jedoch nicht auf, weil ein Großteil davon in Ersatzmaßnahmen wie Einstiegsqualifizierungen oder Praktika gelandet sind. Eine Ausbildungsstelle hätten die jedoch nicht. Dieter Hundt vom BDA hält dagegen. Und erklärt die Zahl 250.000 als völlig aus der Luft gegriffen.

    "Ganz offensichtlich zählt der DGB hier alle Jugendlichen mit, die sich irgendwann einmal bei der Agentur für Arbeit gemeldet haben. Auch die, die sich für einen anderen Ausbildungsweg entschieden haben – Studium oder einen weiterführenden Schulabschluss. Er beachtet auch nicht die beträchtliche Zahl junger Menschen, die eben nicht oder jedenfalls noch nicht ausbildungsreif sind."

    Der Ausbildungspakt zwischen Wirtschaftsverbänden und Bundesregierung gilt noch bis 2014.