"Also er hat gesagt, er sucht einen wissenschaftlichen Mitarbeiter. Und er meint auch Mitarbeiter, weil Frauen nicht am Computer arbeiten sollten. Und rassistische Sprüche hat er auch gemacht, aber - das fand ich gut, dass ganz Viele aus dem Hörsaal ihm dann privat E-Mails geschrieben haben und versucht haben das zu verhindern und ihn drauf hinzuweisen, dass das keinen guten Eindruck macht. Aber er hat sich darüber nur lustig gemacht. Er hat die E-Mails dann vorgelesen und hat die Leute bloßgestellt."
Beschreibung einer unverhüllten Frauen- und Ausländerfeindlichkeit an der Uni Köln. In dieser und viel häufiger noch in subtilerer Form kommt sie aber auch an anderen Hochschulen in Deutschland vor. An der Uni Bielefeld beispielsweise berichtet die AStA-Vorsitzende von einer Studentin, die ihr Baby mit ins Seminar brachte, weil die Kinderbetreuung ausfiel. Die Kommilitonen waren damit einverstanden, der Dozent allerdings ersuchte sie, mitsamt dem Nachwuchs den Raum zu verlassen. Die Studierenden setzten sich am Ende durch. Weiteres Beispiel: An der Uni Potsdam möchte die Schwul-Lesbische Hochschulgruppe gerne am Christopher-Street-Day die Regenbogenflagge, das Wahrzeichen der Homosexuellenbewegung hissen. Die Universitätsleitung lehnt das mit dem Hinweis ab, die Hochschule als solche beziehe keine Stellung zu politischen Themen. Bei vielen Studierenden der Uni Köln löst allerdings die Frage nach Erlebnissen mit Diskriminierung ungläubiges Kopfschütteln aus.
"Man hört wohl mal, dass der eine oder andere Dozent eine Bemerkung gemacht hat, aber selber habe ich das noch nicht erlebt. Ich bin ja selber auch mit Migrationshintergrund und ich bin nie aufgrund dessen übervorteilt oder benachteiligt worden. Auch nicht aufgrund meines Geschlechts. "
"Also ich habe eher den Eindruck, als ob dieses Thema bei uns immer so ein bisschen übertrieben gehandhabt wird. Zum Beispiel was jetzt diesen Artikel angeht. Dass auch immer darauf geachtet wird, dass man ja Professorin sagt und nicht Professor. Und dadurch habe ich das Gefühl, wird das Thema gerade noch so aufgebauscht."
Die Universität Köln hat über 40.000 Studierende und gut 4.000 Beschäftigte. Die Gleichstellungsbeauftragte ist Heidrun Fußwinkel. Frauenfeindliche Sprüche, so sagt sie, kommen immer wieder vor. Dass Frauen sich von verbalen oder auch körperlichen Übergriffen so gestört fühlen, dass sie ihre Beratung aufgesucht haben, sei aber in den drei Jahren ihrer Amtszeit nur drei Mal vorgekommen.
"Ich habe zunächst einmal in einem Fall versucht, den Frauen insofern zu helfen, als ich einen Coach, eine Psychologin gebeten habe zu helfen. Und in mehreren Sitzungen haben die beiden dann das Problem ausgehandelt. Und die junge Frau ist aus den Sitzungen sehr zufrieden herausgegangen. Die Rückmeldung habe ich erhalten."
Aus diesem konkreten Fall ist eine Seminarreihe mit dem Titel "Grenzüberschreitungen" entstanden. Sie soll Frauen Strategien an die Hand geben, Zudringlichkeiten selbst souverän abzuwehren. Im vergangenen Jahr konnte die Reihe allerdings nicht stattfinden - es gab keine Teilnehmerinnen. Das heißt nicht, dass sich das Problem erledigt hat.
Erst vor wenigen Wochen hat sich eine 22-jährige Studentin an Heidrun Fußwinkel gewandt, die schlechte Erfahrungen mit einem Praktikum gemacht hat.
"Es war eben so, dass das ein kleineres Institut war, und ich auch nur mit diesem Institutsleiter zusammen gearbeitet habe, der von Anfang an nicht wirklich Distanz bewahrt hat. Sei es beim Reden, also gleich geduzt und von Anfang an auch Fragen gestellt, auch intimere Fragen."
Es blieb nicht bei verbalen Übergriffen, es folgten auch körperliche Annäherungen. Nach drei Tagen, in denen sich die 22-Jährige mit Familie und Freundinnen beriet, ob sie vielleicht zu zimperlich sei, gab sie auf. Sie sei nicht einmal in der Lage gewesen, anzurufen, sondern habe ein Fax geschickt.
Zur Gleichstellungsbeauftragten sei sie gegangen, weil sie nicht wollte, dass andere die gleiche Erfahrung machen müssten. Da die Universität keine Kontakte zu dem betreffenden Institut unterhält, sondern die Studentin auf eigene Initiative an den Praktikumsplatz gekommen ist, kann die Gleichstellungsbeauftragte wenig tun.
Ein schwacher Trost für die 22-Jährige ist, dass sie auf diesen speziellen Praktikumsnachweis nicht angewiesen ist. Auch die Gleichstellungsbeauftragte Heidrun Fußwinkel ist sich sicher, dass es Frauen gibt, die auf einen Schein, ein Praktikum oder den Erlös einer Hilfskraftstelle angewiesen sind und sich deshalb nicht trauen, Übergriffe anzuzeigen. Sie wirbt jedoch nachdrücklich darum, um Rat gefragt zu werden. Aktiv werden könne sie ohnehin nur mit Einwilligung der Betreffenden. Und das kann durchaus von Erfolg gekrönt sein - an der Uni Köln und auch anderswo.
"Ich kann mich an einen Fall erinnern, der schon einige Jahre her ist. Da hat eine junge Frau eine Diplomarbeit geschrieben und musste die natürlich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu Ende bringen. Sie hat sich beschwert, hat eben ihr Anliegen vorgebracht, wir sind zum Dekan gegangen und der Dekan kannte offensichtlich seinen Kollegen. Wir haben einen anderen Betreuer gefunden, die junge Frau konnte ihre Arbeit zu Ende bringen und der Dekan hat weitere Schritte unternommen."
Aktionstage 2008: Kein Sexismus an Hochschulen
Beschreibung einer unverhüllten Frauen- und Ausländerfeindlichkeit an der Uni Köln. In dieser und viel häufiger noch in subtilerer Form kommt sie aber auch an anderen Hochschulen in Deutschland vor. An der Uni Bielefeld beispielsweise berichtet die AStA-Vorsitzende von einer Studentin, die ihr Baby mit ins Seminar brachte, weil die Kinderbetreuung ausfiel. Die Kommilitonen waren damit einverstanden, der Dozent allerdings ersuchte sie, mitsamt dem Nachwuchs den Raum zu verlassen. Die Studierenden setzten sich am Ende durch. Weiteres Beispiel: An der Uni Potsdam möchte die Schwul-Lesbische Hochschulgruppe gerne am Christopher-Street-Day die Regenbogenflagge, das Wahrzeichen der Homosexuellenbewegung hissen. Die Universitätsleitung lehnt das mit dem Hinweis ab, die Hochschule als solche beziehe keine Stellung zu politischen Themen. Bei vielen Studierenden der Uni Köln löst allerdings die Frage nach Erlebnissen mit Diskriminierung ungläubiges Kopfschütteln aus.
"Man hört wohl mal, dass der eine oder andere Dozent eine Bemerkung gemacht hat, aber selber habe ich das noch nicht erlebt. Ich bin ja selber auch mit Migrationshintergrund und ich bin nie aufgrund dessen übervorteilt oder benachteiligt worden. Auch nicht aufgrund meines Geschlechts. "
"Also ich habe eher den Eindruck, als ob dieses Thema bei uns immer so ein bisschen übertrieben gehandhabt wird. Zum Beispiel was jetzt diesen Artikel angeht. Dass auch immer darauf geachtet wird, dass man ja Professorin sagt und nicht Professor. Und dadurch habe ich das Gefühl, wird das Thema gerade noch so aufgebauscht."
Die Universität Köln hat über 40.000 Studierende und gut 4.000 Beschäftigte. Die Gleichstellungsbeauftragte ist Heidrun Fußwinkel. Frauenfeindliche Sprüche, so sagt sie, kommen immer wieder vor. Dass Frauen sich von verbalen oder auch körperlichen Übergriffen so gestört fühlen, dass sie ihre Beratung aufgesucht haben, sei aber in den drei Jahren ihrer Amtszeit nur drei Mal vorgekommen.
"Ich habe zunächst einmal in einem Fall versucht, den Frauen insofern zu helfen, als ich einen Coach, eine Psychologin gebeten habe zu helfen. Und in mehreren Sitzungen haben die beiden dann das Problem ausgehandelt. Und die junge Frau ist aus den Sitzungen sehr zufrieden herausgegangen. Die Rückmeldung habe ich erhalten."
Aus diesem konkreten Fall ist eine Seminarreihe mit dem Titel "Grenzüberschreitungen" entstanden. Sie soll Frauen Strategien an die Hand geben, Zudringlichkeiten selbst souverän abzuwehren. Im vergangenen Jahr konnte die Reihe allerdings nicht stattfinden - es gab keine Teilnehmerinnen. Das heißt nicht, dass sich das Problem erledigt hat.
Erst vor wenigen Wochen hat sich eine 22-jährige Studentin an Heidrun Fußwinkel gewandt, die schlechte Erfahrungen mit einem Praktikum gemacht hat.
"Es war eben so, dass das ein kleineres Institut war, und ich auch nur mit diesem Institutsleiter zusammen gearbeitet habe, der von Anfang an nicht wirklich Distanz bewahrt hat. Sei es beim Reden, also gleich geduzt und von Anfang an auch Fragen gestellt, auch intimere Fragen."
Es blieb nicht bei verbalen Übergriffen, es folgten auch körperliche Annäherungen. Nach drei Tagen, in denen sich die 22-Jährige mit Familie und Freundinnen beriet, ob sie vielleicht zu zimperlich sei, gab sie auf. Sie sei nicht einmal in der Lage gewesen, anzurufen, sondern habe ein Fax geschickt.
Zur Gleichstellungsbeauftragten sei sie gegangen, weil sie nicht wollte, dass andere die gleiche Erfahrung machen müssten. Da die Universität keine Kontakte zu dem betreffenden Institut unterhält, sondern die Studentin auf eigene Initiative an den Praktikumsplatz gekommen ist, kann die Gleichstellungsbeauftragte wenig tun.
Ein schwacher Trost für die 22-Jährige ist, dass sie auf diesen speziellen Praktikumsnachweis nicht angewiesen ist. Auch die Gleichstellungsbeauftragte Heidrun Fußwinkel ist sich sicher, dass es Frauen gibt, die auf einen Schein, ein Praktikum oder den Erlös einer Hilfskraftstelle angewiesen sind und sich deshalb nicht trauen, Übergriffe anzuzeigen. Sie wirbt jedoch nachdrücklich darum, um Rat gefragt zu werden. Aktiv werden könne sie ohnehin nur mit Einwilligung der Betreffenden. Und das kann durchaus von Erfolg gekrönt sein - an der Uni Köln und auch anderswo.
"Ich kann mich an einen Fall erinnern, der schon einige Jahre her ist. Da hat eine junge Frau eine Diplomarbeit geschrieben und musste die natürlich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu Ende bringen. Sie hat sich beschwert, hat eben ihr Anliegen vorgebracht, wir sind zum Dekan gegangen und der Dekan kannte offensichtlich seinen Kollegen. Wir haben einen anderen Betreuer gefunden, die junge Frau konnte ihre Arbeit zu Ende bringen und der Dekan hat weitere Schritte unternommen."
Aktionstage 2008: Kein Sexismus an Hochschulen