Der Lepra-Erreger ist ein ungewöhnliches Bakterium, betont Marc Monot vom Institut Pasteur in Paris:
"Das Lepra-Bakterium besitzt ein sehr, sehr stabiles Erbgut."
Bei seiner Ausbreitung über die ganze Welt innerhalb von Tausenden von Jahren hat sich mycobacterium leprae kaum verändert. Ungewöhnlich für Bakterien, die sich gewöhnlich schnell verändern und so auf neue Lebens- und Umweltbedingungen einstellen. Sämtliche Lepra-Erkrankungen gehen wahrscheinlich alle auf die Nachkommen eines einzigen Bakteriums zurück. Die Leprabakterien auf der ganzen Welt sind also sehr eng miteinander verwandt. Monot:
"Wir haben winzige Veränderungen im Genom gefunden. An einigen wenigen Stellen war genau ein Baustein im Erbgut ausgetauscht. Und diese Veränderungen haben wir als Marker benutzt, um die Verwandtschaft der Leprabakterien untereinander genauer zu bestimmen."
So gelang es Marc Monot, die Wege nachzuzeichnen, auf denen der Lepra-Erreger um den Globus gewandert ist. Bislang galt: Die Lepra hatte ihren Ursprung auf dem indischen Subkontinent. Monot:
"Historische Quellen belegen, dass die Lepra schon im siebten Jahrhundert vor Christus in China, Indien und in Ägypten verbreitet war. Man dachte, die Lepra sei im vierten Jahrhundert vor unserer Zeit vom subindischen Kontinent nach Europa gelangt - mit den Soldaten Alexanders des Grossen."
Monots genetische Untersuchungen deuten auf eine weitere Möglichkeit hin. Die Lepra könnte ursprünglich in Ostafrika heimisch gewesen sein. Monot:
"Von Ostafrika aus hat sich die Lepra nach Asien ausgebreitet. Außerdem von Ostafrika nach Europa. Von Europa aus ist die Lepra dann im Zuge der Kolonisierung zunächst in Westafrika eingeschleppt worden. Und durch den Sklavenhandel gelangte der Lepra-Erreger von Westafrika aus in die Karibik, nach Brasilien und Nordamerika."
Die Studie wirft ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten des Kolonialismus. Ohne Kolonialismus und Sklavenhandel der vergangenen fünf Jahrhunderte wären weite Teile der Welt von der Lepra verschont geblieben. Die Studie könnte aber auch helfen, einige ganz praktische, aktuelle Probleme mit der Lepra zu lösen. Das wichtigste: eine frühe Diagnose der Krankheit. Jedes Jahr erkranken 700.000 bis 800.000 Menschen neu an Lepra. Die Bakterien befallen die Haut und die Nerven. Sie führen zu Gefühlsstörungen, Lähmungen und schweren Deformationen. Ärzte erkennen die Krankheit meist erst, wenn schon Teile der Haut zerstört und Füße oder Hände ertaubt sind.
Die Studie zeigt: Mycobacterium leprae ist genetisch extrem stabil. Ein Lepra-Früherkennungstest auf der Grundlage von genetischen Markern würde überall auf der Welt funktionieren: in Indien, Afrika und auch in Brasilien. Einen solchen Test gibt es aber noch nicht. Ihn zu entwickeln, wird Jahre dauern. Auch ein Impfstoff gegen Lepra wäre - wegen der genetischen Stabilität - ein lohnendes Forschungsziel. Die Chancen für eine Umsetzung stehen allerdings schlecht. Versuche, einen effektiven und sicheren Impfstoff gegen einen Verwandten des Lepra-Bakteriums - den Erreger der Tuberkulose zu entwickeln, sind bislang kaum über das Laborstadium hinaus gekommen.
In einem aber ist sich Marc Monot vom Pariser Pasteur-Institut sicher: Die Behandlung der Lepra mit Medikamenten wird auch in den kommenden Jahren relativ unkompliziert bleiben - vorausgesetzt: es kommen immer mindestens zwei bis drei Antibiotika gleichzeitig zum Einsatz. Monot:
"Da die Bakterien genetisch so stabil sind, helfen die gleichen Medikamente allen Leprakranken - überall auf der Welt."
"Das Lepra-Bakterium besitzt ein sehr, sehr stabiles Erbgut."
Bei seiner Ausbreitung über die ganze Welt innerhalb von Tausenden von Jahren hat sich mycobacterium leprae kaum verändert. Ungewöhnlich für Bakterien, die sich gewöhnlich schnell verändern und so auf neue Lebens- und Umweltbedingungen einstellen. Sämtliche Lepra-Erkrankungen gehen wahrscheinlich alle auf die Nachkommen eines einzigen Bakteriums zurück. Die Leprabakterien auf der ganzen Welt sind also sehr eng miteinander verwandt. Monot:
"Wir haben winzige Veränderungen im Genom gefunden. An einigen wenigen Stellen war genau ein Baustein im Erbgut ausgetauscht. Und diese Veränderungen haben wir als Marker benutzt, um die Verwandtschaft der Leprabakterien untereinander genauer zu bestimmen."
So gelang es Marc Monot, die Wege nachzuzeichnen, auf denen der Lepra-Erreger um den Globus gewandert ist. Bislang galt: Die Lepra hatte ihren Ursprung auf dem indischen Subkontinent. Monot:
"Historische Quellen belegen, dass die Lepra schon im siebten Jahrhundert vor Christus in China, Indien und in Ägypten verbreitet war. Man dachte, die Lepra sei im vierten Jahrhundert vor unserer Zeit vom subindischen Kontinent nach Europa gelangt - mit den Soldaten Alexanders des Grossen."
Monots genetische Untersuchungen deuten auf eine weitere Möglichkeit hin. Die Lepra könnte ursprünglich in Ostafrika heimisch gewesen sein. Monot:
"Von Ostafrika aus hat sich die Lepra nach Asien ausgebreitet. Außerdem von Ostafrika nach Europa. Von Europa aus ist die Lepra dann im Zuge der Kolonisierung zunächst in Westafrika eingeschleppt worden. Und durch den Sklavenhandel gelangte der Lepra-Erreger von Westafrika aus in die Karibik, nach Brasilien und Nordamerika."
Die Studie wirft ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten des Kolonialismus. Ohne Kolonialismus und Sklavenhandel der vergangenen fünf Jahrhunderte wären weite Teile der Welt von der Lepra verschont geblieben. Die Studie könnte aber auch helfen, einige ganz praktische, aktuelle Probleme mit der Lepra zu lösen. Das wichtigste: eine frühe Diagnose der Krankheit. Jedes Jahr erkranken 700.000 bis 800.000 Menschen neu an Lepra. Die Bakterien befallen die Haut und die Nerven. Sie führen zu Gefühlsstörungen, Lähmungen und schweren Deformationen. Ärzte erkennen die Krankheit meist erst, wenn schon Teile der Haut zerstört und Füße oder Hände ertaubt sind.
Die Studie zeigt: Mycobacterium leprae ist genetisch extrem stabil. Ein Lepra-Früherkennungstest auf der Grundlage von genetischen Markern würde überall auf der Welt funktionieren: in Indien, Afrika und auch in Brasilien. Einen solchen Test gibt es aber noch nicht. Ihn zu entwickeln, wird Jahre dauern. Auch ein Impfstoff gegen Lepra wäre - wegen der genetischen Stabilität - ein lohnendes Forschungsziel. Die Chancen für eine Umsetzung stehen allerdings schlecht. Versuche, einen effektiven und sicheren Impfstoff gegen einen Verwandten des Lepra-Bakteriums - den Erreger der Tuberkulose zu entwickeln, sind bislang kaum über das Laborstadium hinaus gekommen.
In einem aber ist sich Marc Monot vom Pariser Pasteur-Institut sicher: Die Behandlung der Lepra mit Medikamenten wird auch in den kommenden Jahren relativ unkompliziert bleiben - vorausgesetzt: es kommen immer mindestens zwei bis drei Antibiotika gleichzeitig zum Einsatz. Monot:
"Da die Bakterien genetisch so stabil sind, helfen die gleichen Medikamente allen Leprakranken - überall auf der Welt."