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Wie bin ich nur zur EU gekommen, ich mit meinem Krückstock ...

Am 25. Januar 2006 trifft der Ingusche Saadul Arsamakov in Straßburg ein: 88 Jahre alt, im zerknitterten schwarzen Anzug, die Brust mit sowjetischen Orden bedeckt; ein Veteran des Verteidigungskriegs gegen die Deutschen, zweimaliger Held der Sowjetunion und mehrfach für tot erklärt; einer von Hunderttausenden, die noch während des zweiten Weltkriegs von ihrer eigenen Regierung als "Volksfeinde" nach Kasachstan deportiert wurden; einer, der dennoch stolz darauf ist, für sein Land gekämpft und gelitten und lebenslang hart gearbeitet zu haben. Sein gegenwärtiger Status: Vertriebener. Sein Wohnsitz: ein Container im Flüchtlingslager Majskoje/ Russische Föderation, an der Grenze zwischen den Teilrepubliken Inguschetien und Nord-Ossetien.

Von Gisela Erbslöh |
    Im Foyer des Europaparlaments begegnet dem, von Fotografen umringten, Sowjetveteran der ungarische Abgeordnete Mátyás Eörsi. Der will wissen, was den gebrechlichen, offensichtlich bettelarmen Mann dazu treibe, sich von einer kaukasischen Teilrepublik nach Straßburg durchzuschlagen und nimmt sich des Alten an. Er wolle Europa darüber aufklären, sagt Arsamakov, was den Inguschen in Nordossetien passiert sei und in welchem Elend sie seit vielen Jahren lebten.

    Koproduktion DLF/SWR