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Wie die Medien den Kampf um die Bürgerrechte unterstützten

Entweder waren sie Tante Jemima und Onkel Ben oder sie waren unsichtbar: Das Bild der Schwarzen in der amerikanischen Kultur ist eines von Stereotypen oder schierer Nicht-Existenz. Dass das Präsens in diesem Satz durchaus angebracht ist, ruft einem "For All the World to See: Visual Culture and the Struggle for Civil Rights" immer wieder in Erinnerung.

Von Sacha Verna |
    Denn dem ersten schwarzen Präsidenten zum Trotz grinst besagte Tante Jemima in den Vereinigten Staaten noch immer pausbäckig von Pfannkuchen-Fertigmischungen, und Reis-Onkel Ben tut dasselbe. Was die Unsichtbarkeit betrifft, die Ralph Ellison 1952 zur zentralen Metapher seines Romans "The Invisible Man" machte, so braucht man bloß einen Blick nach Hollywood, in amerikanische Fernsehprogramme oder Hochglanzmagazine zu werfen, um sich davon zu überzeugen, dass Weiß noch immer die Farbe der Saison ist.

    Dabei konzentriert sich die Ausstellung im New Yorker Center of Photography eigentlich auf die Vergangenheit. Genauer: auf die drei Jahrzehnte zwischen 1940 und 1970, in denen sich das Bild zu einem entscheidenden Instrument der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung entwickelte.

    Der Begriff "Bild" ist denkbar weit gefasst: Die Schau umfasst braune Barbie-Puppen, rassistische Scherzartikel und Black Panther-Plakate, zahlreiche Filmausschnitte, Pressefotografien und private Schnappschüsse. Anhand der über zweihundert Exponate lassen sich die wechselnden Rollen verfolgen, die Bilder jeder Art bei der Formung und Neu-Formung schwarzer Identität in Amerika spielten.

    Zum Beispiel Bilder zur Förderung des Selbstbewusstseins. Populäre Illustrierte wie "Ebony" oder "Tan" richteten sich in den 50er- und 60er-Jahren an die wachsende schwarze Mittelschicht und propagierten das Bild des schwarzen Erfolgsmenschen. Dann dienten Bilder als Zeugnis der Diskriminierung und der Gewalt: Etwa die Fotos vom verstümmelten Körper des vierzehnjährigen Lynchmordopfers Emmett Till, die 1955 landesweit für Empörung sorgten, obgleich nur schwarze Publikationen bereit waren, sie zu veröffentlichen.

    Daneben nahmen die bewegten Bilder an Bedeutung zu: So läuft auf einer Großleinwand im Dauerloop die Berichterstattung über Martin Luther Kings Marsch nach Washington von 1963, untermalt von den ehrfürchtigen bis hysterischen Kommentaren der Reporter im Off. Damit hatten es die Schwarzen endlich in die Hauptnachrichten der nationalen Sender geschafft.

    Diese Ausstellung handelt vom Image der Schwarzen in den USA. Aber nicht nur. Sie handelt im weitesten Sinn vom Sehen und gesehen Werden und davon, dass Zeigen Macht ist - jedenfalls solange man zu jenen gehört, die entscheiden, wer und was wie gezeigt wird.

    Die Ausstellung For All the World to See: Visual Culture and the Struggle for Civil Rights im International Center of Photography in New York dauert bis 12. September.