Dreimal klopft die Ethnologin Keren Everett auf den Fußboden. Der dunkelhäutige Mann im Lendenschurz klopft drei mal gegen die Wand. Es folgen vier Klopfer der Wissenschaftlerin. Wieder reagiert der Mann - allerdings nur mit zwei Klopfern. Diese kurze Videosequenz gibt Rätsel auf: Eigentlich hätte der Mann vom Volk der Pirahã viermal gegen die Wand klopfen müssen. Viermal - genau wie die Ethnologin. Der Sprachforscher Peter Gordon erklärt diese Reaktion mit der eigentümlichen Sprache der Pirahã:
Diese Sprache ist in vieler Hinsicht völlig anders. Sie verfügt über kein Zahlensystem, wie wir es kennen. Die Pirahã haben nur zwei Zahlwörter: hói mit einem fallenden Ton bedeutet ungefähr eins, hoí mit einem ansteigenden Ton heißt soviel wie ungefähr zwei oder auch einfach nur mehr als eins. Das hängt ganz vom jeweiligen Kontext ab.
Die Pirahã haben also keine richtigen Wörter für Zahlen. Ob sie deswegen, auch keine Zahlen denken können, wollte Peter Gordon überprüfen. Dazu hatte er sich bereits in seinem Büro an der Columbia Universität in New York eine Reihe von Tests überlegt, die die Pirahã dann später mit viel Spaß absolvierten:
Sie begannen damit zu einer Reihe verschiedener Batterien jeweils eine passende dazuzulegen. Danach mussten sie die jeweils passenden Batterien aus einem Haufen heraussuchen. Dann habe ich Gegenstände in eine Dose getan und sie wieder herausgenommen. Die Pirahã mussten dann sagen, ob noch Gegenstände in der Dose waren. Auf diese Weise haben wir ihr Gedächtnis für Zahlen getestet.
Bei allen Tests schnitten die Pirahã relativ gut ab, solange es nicht um eine Anzahl größer als drei ging. Waren mehr als drei Gegenstände in der Dose, dann wurden die Angaben der Pirahã immer ungenauer. Ihr Zahlenverständnis reicht anscheinend tatsächlich nur bis drei. Und das liegt möglicherweise daran, dass sie keine Wörter für Zahlen haben. Gordon:
Die Ergebnisse passen ganz gut zu dem, was wir heute über Zahlenverständnis wissen. Die ersten drei Zahlen eins, zwei und drei nehmen wir ziemlich direkt war. So als gäbe es dafür drei verschiedene Gedächtnisfächer. Bei allem, was über drei hinausgeht müssen wir zählen. Wenn wir nicht zählen können, dann schätzen wir. Und genau das tun die Pirahã.
Die Pirahã schätzen, weil sie nicht zählen können. Für manche Experten sind diese Forschungsergebnisse ein Beleg dafür, wie sehr Sprache unser Denken beeinflusst. Peter Gordon sieht das allerdings anders:
Ich glaube nicht, dass wir in Sprache denken. Wir können auf vielerlei Weise ohne Sprache über Dinge nachdenken. Beispielsweise kann man ein Konzept von diesem Ding haben, dass eine Straßenbahn mit dem Leitkabel verbindet. Aber kaum jemand weiß, wie dieses Ding heißt. Trotzdem können wir darüber nachdenken. Wir brauchen keine Wörter für unsere Gedanken. Bei den Zahlen beinhaltet Sprache allerdings eine Art höheres Wissen. Und dadurch führt sie uns über das hinaus, was in uns von Geburt an angelegt ist.
Zumindest wenn es um Zahlen geht, ist Sprache also ein Gewinn. Für die Pirahã im Dschungel von Amazonien ist all das ohne Bedeutung. In ihrem ursprünglichen Leben ist Zählen einfach nicht wichtig. Aber die Zeiten ändern sich, und auch die Pirahã haben begonnen, mit anderen Brasilianern zu handeln. Dabei werden sie regelmäßig übervorteilt - weil sie nicht zählen können.
Diese Sprache ist in vieler Hinsicht völlig anders. Sie verfügt über kein Zahlensystem, wie wir es kennen. Die Pirahã haben nur zwei Zahlwörter: hói mit einem fallenden Ton bedeutet ungefähr eins, hoí mit einem ansteigenden Ton heißt soviel wie ungefähr zwei oder auch einfach nur mehr als eins. Das hängt ganz vom jeweiligen Kontext ab.
Die Pirahã haben also keine richtigen Wörter für Zahlen. Ob sie deswegen, auch keine Zahlen denken können, wollte Peter Gordon überprüfen. Dazu hatte er sich bereits in seinem Büro an der Columbia Universität in New York eine Reihe von Tests überlegt, die die Pirahã dann später mit viel Spaß absolvierten:
Sie begannen damit zu einer Reihe verschiedener Batterien jeweils eine passende dazuzulegen. Danach mussten sie die jeweils passenden Batterien aus einem Haufen heraussuchen. Dann habe ich Gegenstände in eine Dose getan und sie wieder herausgenommen. Die Pirahã mussten dann sagen, ob noch Gegenstände in der Dose waren. Auf diese Weise haben wir ihr Gedächtnis für Zahlen getestet.
Bei allen Tests schnitten die Pirahã relativ gut ab, solange es nicht um eine Anzahl größer als drei ging. Waren mehr als drei Gegenstände in der Dose, dann wurden die Angaben der Pirahã immer ungenauer. Ihr Zahlenverständnis reicht anscheinend tatsächlich nur bis drei. Und das liegt möglicherweise daran, dass sie keine Wörter für Zahlen haben. Gordon:
Die Ergebnisse passen ganz gut zu dem, was wir heute über Zahlenverständnis wissen. Die ersten drei Zahlen eins, zwei und drei nehmen wir ziemlich direkt war. So als gäbe es dafür drei verschiedene Gedächtnisfächer. Bei allem, was über drei hinausgeht müssen wir zählen. Wenn wir nicht zählen können, dann schätzen wir. Und genau das tun die Pirahã.
Die Pirahã schätzen, weil sie nicht zählen können. Für manche Experten sind diese Forschungsergebnisse ein Beleg dafür, wie sehr Sprache unser Denken beeinflusst. Peter Gordon sieht das allerdings anders:
Ich glaube nicht, dass wir in Sprache denken. Wir können auf vielerlei Weise ohne Sprache über Dinge nachdenken. Beispielsweise kann man ein Konzept von diesem Ding haben, dass eine Straßenbahn mit dem Leitkabel verbindet. Aber kaum jemand weiß, wie dieses Ding heißt. Trotzdem können wir darüber nachdenken. Wir brauchen keine Wörter für unsere Gedanken. Bei den Zahlen beinhaltet Sprache allerdings eine Art höheres Wissen. Und dadurch führt sie uns über das hinaus, was in uns von Geburt an angelegt ist.
Zumindest wenn es um Zahlen geht, ist Sprache also ein Gewinn. Für die Pirahã im Dschungel von Amazonien ist all das ohne Bedeutung. In ihrem ursprünglichen Leben ist Zählen einfach nicht wichtig. Aber die Zeiten ändern sich, und auch die Pirahã haben begonnen, mit anderen Brasilianern zu handeln. Dabei werden sie regelmäßig übervorteilt - weil sie nicht zählen können.