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Wenn die Telekomunternehmen zu Medienkonzernen werden wollen, wenn die Kabelgesellschaften immer mehr Spartenprogramme anbieten, wenn interaktives Stadtfernsehen und Lokalradio durch das Triple Play wieder Aufwind bekommen, erhalten klassische Inhalteanbieter, Contentlieferanten wie Rundfunkanstalten, Filmproduzenten und Platenlabel neues Gewicht.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Peter Welchering |
    Manfred Kloiber: Wenn die Deutsche Telekom AG Medienkonzern werden will, wenn die Kabelgesellschaften immer mehr Spartenprogramme anbieten, wenn interaktives Stadtfernsehen und Lokalradio durch das Triple Play wieder Aufwind bekommen, was machen dann eigentlich die klassischen Inhalteanbieter, Contentlieferanten wie Rundfunkanstalten, Filmproduzenten und Platenlabel?

    Peter Welchering: "Da gibt es seit das Ludwigshafener Kabelfernsehen vor über 20 Jahren startete, interessante Szenarios, die übrigens allesamt, so wie vorhergesagt, nicht eingetreten sind. Ein wichtiges Szenario unserer Zeit geht davon aus, dass die klassischen Inhalteanbieter Triple Play mittelfristig als so eine Art Zweitverwertung nutzen werden. Also was Deutschlandradio, ARD und ZDF an Sendungen produzieren, dass kann dann auch noch als Video- oder Audio-on-demand unabhängig von konkreten Sendeschemata gehört oder gesehen werden."

    Kloiber: Wie sieht es mit Interaktiven Diensten aus?

    Welchering: "Da schauen die Medienforscher schon ziemlich weit in die Zukunft und meinen, dass das E-Learning mittels Video-on-demand, virtuellen Seminarräumen im Internet und Rückkanal zum Tutor über das Telefon sich etablieren wird. Auch da sind die klassischen Inhalteanbieter natürlich gefragt. Denn sie haben hier ja häufig schon Basis-Angebote für ein bestimmtes Medium produziert, die dann noch um weitere mediale Angebote ergänzt werden können."

    Kloiber: Auf der CeBIT in Hannover gibt es so ein bisschen Triple-Play-Euphorie. Wann wird denn jeder in seinem Wohnzimmer das Mediacenter mit schnellem DSL-Anschluss oder Kabel, mit Voice-over-IP-Telefonie, Internet-Zugang und Radio- sowie Fernsehempfang haben?

    Welchering: "Bei den Telekommunikationsunternehmen laufen einige Pilotprojekte. Die haben aber eigentlich noch nicht die wirklich kritische Masse erreicht. Das hat man sich von der Aufrüstung der Kabelnetze erhofft. Und da hat zu Beispiel Kabel Deutschland tatsächlich in Bayern, Rheinland-Pfalz und im Saarland Triple Play eingeführt. Es hat sich aber auch da beim Endverbraucher nicht so durchgesetzt wie erhofft. Das hat zum einen mit dem teilweise noch immer schlechten Image der Kabelgesellschaften zu tun. Da gab es 15-Jahres-Knebelvertäge mit Mietern oder Wohnungsbesitzern. Da gab es Durchstechereien mit kommunalen Verwaltungen, die ihren Bürgern Antennen verboten haben und sie zu den Kabelgesellschaften treiben wollten, nicht ganz uneigennützig übrigens. Und da gibt es immer noch eine monopolistische Struktur in Deutschland. Es gibt eigentlich nirgendwo die Situation, dass zwei oder gar mehr Kabelgesellschaften miteinander konkurrieren und der Verbraucher also eine wirkliche Wahl hätte. Und entsprechend gebärden die sich als Monopolisten, teilweise entsprechend kundenunfreundlich. Außerdem können etwa in Rheinland-Pfalz beispielsweise gar nicht alle Kabel-Deutschland-Kunden, denen das versprochen wurde, Triple Play nutzen. Gerade die Landeshauptstadt Mainz etwa wird von Viacom versorgt. Die bieten das nicht an. Und die Kunden, die sich hier auf die Triple-Play-Versprechen von Kabel Deutschland eingelassen haben, einen mehrjährigen Verrag geschlossen haben, die stehen jetzt im Regen. Ähnlich die Kunden der Telecolumbus, mit denen Kabel Deutschland zusammenarbeitet. Telecolumbus betreut die Gebiete bundesweit, in denen sehr viel auf früherem Militärgrund der Amerikaner gebaut wird. Das geht deutschlandweit in die Millionen Kunden. Aber was Kabel Deutschland als Triple Play anbietet, kann Telecolumbus in den ganzen Standorten von Berlin bis Baden-Württemberg nicht halten. Also da ist sehr viel Vertrauen durch Wild-West-Methoden verspielt worden, was nicht gerade zu einer Akzeptanz von Triple Play beiträgt."