Freitag, 17. Mai 2024

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Wie funktionieren Elite-Universitäten in den USA und Großbritannien

Becker: Oxford, Harvard, Yale, Stanford - diese Hochschulen gelten weltweit als Top-Hochschulen. Auch die texanische Rice-Universität in Houston zählt dazu. Einer, der sich dort ziemlich gut auskennt ist Raymond O. Wells. Er war 35 Jahre lang Mathematik-Professor an der Rice-Universität, bis er vor fünf Jahren nach Bremen kam, um dort die private International University Bremen - kurz IUB - zu gründen. Die britischen und us-Kaderschmieden sollen offenbar die Vorbilder sein für deutsche Elite-Hochschulen. Wie funktionieren denn die US-Elitehochschulen?

06.01.2004
    Wells: Die Hauptsache ist, sie wählen gute Studenten aus. Das ist die Hauptqualität an einer guten Hochschulelite, dass sie Elitestudenten hat.

    Becker: Wie werden die ausgewählt?

    Wells: Es gibt eine ganze Reihe von Qualifizierungsmethoden, aber eine hat sich im letzten Jahrhundert in den USA entwickelt. Wir haben ein nicht-standardisiertes High School-System wie in Deutschland das gute Abitur. Wir haben einen ganz variablen High School-Abschluss und in Princeton ist ein Test entwickelt worden. Der wird von allen Universitäten in den USA benutzt als ein Kriterium, wie gut die Studenten gegenüber Studenten aus anderen High Schools sind. Nach diesen Maßstäben besuchen die Studenten die Universitäten. Dazu müssen sie in ihrer High School gut abgeschnitten haben und ein gutes Interview machen, einen guten Essay schreiben, erklären, was sie machen und extra curricular activities, also Sachen, die außerhalb der fachlichen Dinge liegen. All diese Sachen werden von den besten amerikanischen Universitäten betrachtet, um die besten Studenten reinzubringen. Das ist die Methode und das benutzen wir hier in Bremen auch.

    Becker: Das heißt, es nützt nichts, hohe Studiengebühren zahlen zu können, sondern die sind zwar möglicherweise auch fällig, aber die Studierenden müssen sich in außerordentlich strengen Tests qualifizieren.


    Wells: Ja. Wenn Sie die erste Hürde nehmen, werden bei den meisten sehr guten Universitäten, das schließt Harvard, Yale und Stanford ein, verschiedene finanzielle Angebote gemacht, so dass sie da studieren können. Wenn man zugelassen wird, kann man fast sicher dort studieren, weil das Angebot den Mitteln angepasst ist. So ist das System. Die Zulassung ist unabhängig von der finanziellen Situation.

    Becker: Die Auswahl der Studierenden ist die eine Seite, die andere Seite ist, dass die US-amerikanischen Hochschulen in der Regel ein sehr viel höheres Budget haben, als deutsche Hochschulen, also auch die Finanzierung läuft ganz anders in den USA, nämlich wie?

    Wells: Es gibt öffentliche Universitäten wie in Deutschland, die aus dem Staatshaushalt bestritten werden. Die anderen, privaten Universitäten haben Stiftungskapital, das über die Jahrzehnte aufgebaut worden ist, nachdem es irgendwann mal von irgendjemandem angefangen wurde. Dieses Kapital wird angelegt und wächst und von diesem Einkommen des Stiftungskapital wird ein Teil benutzt, um den Universitätshaushalt bestritten, nichts alles. Es könnte die Hälfte sein.

    Becker: Es gibt also an jeder dieser privaten Eliteuniversitäten ein sehr großes Budget für Forschung und Lehre, das sehr viel höher ist als das, was in Deutschland bisher zur Verfügung steht, richtig?

    Wells: Ich kann nicht sagen, dass es höher ist. Sehr viel der Forschungsgelder in den USA bei den Privatuniversitäten kommt aus Drittmitteln und sehr wenig aus den Haushalten der Universität selber. Die Drittmittel spielen eine große Rolle in der Forschung in den USA, eine Hauptrolle. Das geht auf individuelle Initiativen von Professoren zurück, die sich bewerben, auf sich selber angewiesen und in Konkurrenz zueinander.