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Wie gesund sind Bäume und Boden?

In diesen Tagen beginnt bundesweit wieder die alljährliche so genannte Waldzustandserhebung. So auch in dieser Woche in Rheinland-Pfalz, nach Angaben des dortigen Landwirtschaftsministeriums, das waldreichste Bundesland. Bis Anfang August werden der Zustand der Blätter und Nadeln untersucht und Daten gesammelt, die dann im späten Herbst im Waldzustandsbericht veröffentlicht werden, früher Waldschadensbericht genannt.

Von Anke Petermann |
    Ein merkwürdiges Stück Wald: die Bäume sind nummeriert, manche mit Drähten und Messbändern umwunden, unter den Buchen und Eichen stehen weiße Kunststoffbehälter, in denen sich Wasser und Laub sammeln. Am Wegesrand ein grauer Kasten mit Messgeräten. Das verkabelte Stück Pfälzer Wald ist Herzstück der Umweltkontrollstation Merzalben. Hier fragen wir manche Bäume stündlich, wie es ihnen geht, sagt Joachim Block, Experte für Umweltmonitoring bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz in Trippstadt bei Kaiserslautern. Was unter anderem Aufschluss darüber gibt, ob und wie Maßnahmen zur Luftreinhaltung anschlagen:

    " Sie haben sehr gut funktioniert, was den Schwefel angeht, wir hatten schon mal Schwefeleinträge um 70 Prozent höher, als sie derzeit sind, das ist eine gewaltige Reduktion auf 30 Prozent zurück. Und beim Stickstoff haben wir eine Reduktion, die ist noch nicht ganz so hoch, die muss noch besser werden, aber auch da stellen wir fest, dass wir 2004 den niedrigsten Eintrag der gesamten Zeitreihe, und die ist immerhin schon 17,18 Jahre , hier gehabt haben, und da sind wir etwa 20 Prozent unter den Ausgangswerten. "

    Die Hälfte der schädlichen Stickstoffeinträge stammen aus der Landwirtschaft, vor allem der Rinderhaltung. "Hier ist die Politik gefragt" sagt der Waldökologe. Bessere Umweltverträglichkeit mit wirtschaftlichem Nutzen zu paaren, ist eines der Modelle, die SPD-Umweltministerin Margit Conrad favorisiert:

    " Die landwirtschaftlichen Betriebe, die auf Biogasanlagen setzten, sind meistens viehhaltende Betreibe, die in der Kombination Gülle und Mist – also wo auch die Ammoniakausträge sind - in Kombination auch mit nachwachsenden Rohstoffen ihre Fermenter betreiben und ihre Biogasanlagen, und die verursachen eine echte Ammoniaksenke vor Ort. "

    Doch weiterhin belasten die Emissionen unter anderem aus dem Schwerlastverkehr den Wald und die zum Ökosystem gehörenden Quellen, die ebenfalls untersucht werden – mit dem Ergebnis,
    so Hans-Werner Schröck,

    " dass hier das Quellwasser so sauer ist, dass sich keine Lebewesen mehr drin halten können und selbst an der Unterhangquelle, da ist ein Teich, da können sich die Forellen nicht mehr vermehren. Sie überleben, können sich aber nicht mehr vermehren, einfach weil das Wasser zu sauer ist, weil Aluminium ausgewaschen wird, etc. Trinkwasserqualität gibt es hier aus Oberflächenquellen im Pfälzer Wald nicht mehr. "

    Ein weiteres Problem: die genetische Viefalt im Wald geht zurück – unter anderem durch Zersiedlung und Nutzung, so Bolko Haase, Spezialist für Generhaltung im Forst:

    " Speierling, Ulme - das sind Baumarten, die auch früher nicht so sehr häufig vorgekommen sind, aber durch die Umstellung des Waldbaus vor 200 Jahren - wegen der Holzknappheit hat man ja den Mittel- und Niederwaldbetrieb auf den Altersklassenwald umgestellt mit sehr konkurrenzstarken Baumarten wie Fichte oder Buche. Und diese seltenen Bäume stehen häufig vereinzelt, so dass ein Genaustausch durch Pollenflug nicht stattfinden kann. Es kommt zu Inzucht-Erscheinungen, das Saatgut ist nicht mehr richtig keimfähig , und auf lange Sicht wird diese Baumart dann aussterben.

    So, Sie merken, meine Stimme wird schon geringer, dann auf Wiedersehen ... "

    ... weshalb 30 Baumsteiger für die Forschungsanstalt in luftigen Höhen Zapfen und Pfropfreiser sammeln, die dann in Gewächshäusern und später in Samengärten zu großen Blüheinheiten zusammengebracht werden. Was den genetischen Austausch stärkt. 22 Baumarten hat man inzwischen so gesichert, auf dem Programm stehen noch die Eibe, später Sträucher wie Seidelbast und Felsenbirne. Und die Traubeneiche, die da im sauren Regen steht, bestens überwacht in einem Umfeld, dessen Genressourcen gehegt werden – was würde sie sagen, wenn man sie fragt, wie es ihr geht? Joachim Block muss nicht lange überlegen:

    " Insgesamt geht’s mir besser, aber es könnte noch besser werden. "