Piero Fassino findet es skandalös, dass ein Kunstwerk zersägt, verpackt und verschickt wird. In ein Land, schimpft der Sekretär der oppositionellen Linksdemokraten, wo es hunderte ähnlicher Kunstwerke gibt, ein Land, so Fassino, das wirtschaftliche Hilfen weitaus dringender benötigt als eine rund zweieinhalb Tausend Jahre alte Steinsäule.
Es geht um die "Stele di Axum”. Das ist ein Basalthmonolith mit einer Höhe von 24 Metern und einem Gewicht von zirka 150 Tonnen. Die Stele stammt aus dem äthiopischen Axum, wo in der Antike hunderte von solchen Säulen aus Stein geschlagen und im ganzen Land aufgestellt wurden. Noch heute erheben sich in Axum einige dutzend. Die meisten sind in Folge von Erdbeben umgefallen. Die römische Stele gelangte 1937 in die italienische Hauptstadt. Benito Mussolini ließ sie an den Tiber bringen, nachdem er unter anderem auch mit Giftgas die Äthiopier in einem brutalen Krieg besiegt hatte. Das geraubte Kunstwerk sollte an die Tradition der antiken römischer Kaiser anknüpfen, die nach vollbrachten Siegen Säulen oder Obelisken in Rom aufstellen ließen. Nach Kriegsende unterzeichnete auch das demokratische Italien den UN-Vertrag zur Rückgabe von Beutekunst. Die Stele von Axum aber blieb auch weiterhin in Rom. Jetzt will Regierungschef und Außenminister Silvio Berlusconi den Äthiopiern ihre Stele zurückgeben - nicht nur gegen den Protest der Linksdemokraten, sondern auch gegen den Protest von Kunstexperten und zahlreichen Bürgerinitiativen zum Schutz der Kunstgüter. Der Protest gegen die Rückgabe wird von dem Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi angeführt:
Die Stele ist hier bei uns gesundgepflegt worden, das heißt, sie wurde restauriert. Um sie wieder zurückzuschicken, muss man sie wieder auseinandernehmen, in ein Flugzeug bringen, sie 500 km auf einem Laster transportieren und dann wieder aufbauen. Das ist doch verrückt und das verstehe ich nicht.
In den nächsten Tagen soll die Stele von Axum zerlegt werden. Das genaue Datum wird geheimgehalten, denn das Kulturministerium fürchtet den Protest der Gegner dieses Projekts. Sie haben bereits abgedroht, dass sie den Platz, auf dem die Säule steht - direkt vor der Welternährungsorganisation FAO - besetzen werden. Einige ganz entschiedene Auslieferungsgegner wollen sich sogar an die Stele ketten, um auf diese Weise deren Zerlegung zu verhindern. Hauptargument der Auslieferungsgegner ist immer wieder der Schutz des Kunstwerks, der, so heißt es, in Italien wesentlich besser garantiert werden könne als im bürgerkriegs- und erdbebengefährdeten Äthiopien. Vittorio Sgarbi:
Der Schutz von Beutekunst auf unserem Territorium steht an erster Stelle. Wird dieser Schutz in dem Heimatland eines Kunstwerkes nicht garantiert, dann hat es bei uns zu bleiben.
Geplant ist, dass die Stele in vier Teile zersägt wird. Bereits Mussolini ließ sie zersägen - in drei Teile - um sie bequemer nach Rom zu bringen. Kunstschützer wenden gegen diese Methode ein, dass die kostbare Säule auf diese Weise schwer beschädigt wird. Bei den aufwendigen und kostspieligen Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre wurden die Zersägungsschnitte aus faschistischer Zeit nahezu perfekt bearbeitet: heute sind sie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Weitere Schnitte in den porösen Stein würden die Gesamtstruktur der Stele nachhaltig beschädigen. Die Proteste gegen die Rückkehr der Säule nach Äthiopien weiten sich von Tag zu Tag aus. Die größte nationale Bürgervereinigung zum Schutz von Kunstgütern, die FAI, hat sich bereits an die UNESCO gewandt, um die Zersägung und Verschickung zu verhindern. Man hofft, dass sich die Weltkulturorganisation rechtzeitig einschaltet, bevor in den nächsten Tagen die Arbeiter des Kulturministeriums anrücken und die Stele zerlegen werden. Vittorio Sgarbi schlägt einen Kompromiss vor, um die drohenden Zusammenstösse zwischen Auslieferungsgegnern und Ordnungskräften, die das Kulturministerium während der Arbeiten an der Säule bereitstellen will, zu verhindern:
Man muss Äthiopien versichern, dass die Stele dem Land gehört, gleichzeitig muss jenes Grundstück, auf dem sie hier in Rom steht, als extraterritorial, als äthiopisch erklärt werden, und in Äthiopien übernehmen wir gleichzeitig die Kosten für die Aufrichtung von zwei oder drei anderen umgefallenenen Stelen und damit ist die Sache für beide Seiten zufriedenstellend erledigt.
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310.html
Es geht um die "Stele di Axum”. Das ist ein Basalthmonolith mit einer Höhe von 24 Metern und einem Gewicht von zirka 150 Tonnen. Die Stele stammt aus dem äthiopischen Axum, wo in der Antike hunderte von solchen Säulen aus Stein geschlagen und im ganzen Land aufgestellt wurden. Noch heute erheben sich in Axum einige dutzend. Die meisten sind in Folge von Erdbeben umgefallen. Die römische Stele gelangte 1937 in die italienische Hauptstadt. Benito Mussolini ließ sie an den Tiber bringen, nachdem er unter anderem auch mit Giftgas die Äthiopier in einem brutalen Krieg besiegt hatte. Das geraubte Kunstwerk sollte an die Tradition der antiken römischer Kaiser anknüpfen, die nach vollbrachten Siegen Säulen oder Obelisken in Rom aufstellen ließen. Nach Kriegsende unterzeichnete auch das demokratische Italien den UN-Vertrag zur Rückgabe von Beutekunst. Die Stele von Axum aber blieb auch weiterhin in Rom. Jetzt will Regierungschef und Außenminister Silvio Berlusconi den Äthiopiern ihre Stele zurückgeben - nicht nur gegen den Protest der Linksdemokraten, sondern auch gegen den Protest von Kunstexperten und zahlreichen Bürgerinitiativen zum Schutz der Kunstgüter. Der Protest gegen die Rückgabe wird von dem Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi angeführt:
Die Stele ist hier bei uns gesundgepflegt worden, das heißt, sie wurde restauriert. Um sie wieder zurückzuschicken, muss man sie wieder auseinandernehmen, in ein Flugzeug bringen, sie 500 km auf einem Laster transportieren und dann wieder aufbauen. Das ist doch verrückt und das verstehe ich nicht.
In den nächsten Tagen soll die Stele von Axum zerlegt werden. Das genaue Datum wird geheimgehalten, denn das Kulturministerium fürchtet den Protest der Gegner dieses Projekts. Sie haben bereits abgedroht, dass sie den Platz, auf dem die Säule steht - direkt vor der Welternährungsorganisation FAO - besetzen werden. Einige ganz entschiedene Auslieferungsgegner wollen sich sogar an die Stele ketten, um auf diese Weise deren Zerlegung zu verhindern. Hauptargument der Auslieferungsgegner ist immer wieder der Schutz des Kunstwerks, der, so heißt es, in Italien wesentlich besser garantiert werden könne als im bürgerkriegs- und erdbebengefährdeten Äthiopien. Vittorio Sgarbi:
Der Schutz von Beutekunst auf unserem Territorium steht an erster Stelle. Wird dieser Schutz in dem Heimatland eines Kunstwerkes nicht garantiert, dann hat es bei uns zu bleiben.
Geplant ist, dass die Stele in vier Teile zersägt wird. Bereits Mussolini ließ sie zersägen - in drei Teile - um sie bequemer nach Rom zu bringen. Kunstschützer wenden gegen diese Methode ein, dass die kostbare Säule auf diese Weise schwer beschädigt wird. Bei den aufwendigen und kostspieligen Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre wurden die Zersägungsschnitte aus faschistischer Zeit nahezu perfekt bearbeitet: heute sind sie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Weitere Schnitte in den porösen Stein würden die Gesamtstruktur der Stele nachhaltig beschädigen. Die Proteste gegen die Rückkehr der Säule nach Äthiopien weiten sich von Tag zu Tag aus. Die größte nationale Bürgervereinigung zum Schutz von Kunstgütern, die FAI, hat sich bereits an die UNESCO gewandt, um die Zersägung und Verschickung zu verhindern. Man hofft, dass sich die Weltkulturorganisation rechtzeitig einschaltet, bevor in den nächsten Tagen die Arbeiter des Kulturministeriums anrücken und die Stele zerlegen werden. Vittorio Sgarbi schlägt einen Kompromiss vor, um die drohenden Zusammenstösse zwischen Auslieferungsgegnern und Ordnungskräften, die das Kulturministerium während der Arbeiten an der Säule bereitstellen will, zu verhindern:
Man muss Äthiopien versichern, dass die Stele dem Land gehört, gleichzeitig muss jenes Grundstück, auf dem sie hier in Rom steht, als extraterritorial, als äthiopisch erklärt werden, und in Äthiopien übernehmen wir gleichzeitig die Kosten für die Aufrichtung von zwei oder drei anderen umgefallenenen Stelen und damit ist die Sache für beide Seiten zufriedenstellend erledigt.
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