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Wie klingt das Wetter morgen?

''Wie klingt denn das Wetter morgen?'' - diese Frage beantwortet Jörg Kachelmann wohl nicht. Wie das Wetter klingen kann, haben Jan Drees und Thomas Hermann vom Fachbereich Neuroinformatik der Uni Bielefeld untersucht. Sonifikation des Wetterberichts war sein Thema. Bei der Sonifikation werden Daten nicht bildlich, sondern klanglich dargestellt. Das Stethoskop eines Arztes ist eine mechanische Form der Sonifikation, Jan Drees hat sich mit der Sonifikation per Computer befasst.

    An der Uni Bielefeld besteht bereits seit längerem der Fachbereich Sonifikation. Für seine Diplomarbeit wollte Drees eine Sonifikation entwickeln, die auch der ganz normale Durchschnittsmensch verstehen kann. Deswegen haben wir Klänge gewählt, um das Wetter hörbar zu machen, mit denen man auch etwas anfangen kann und die man größtenteils auch ganz natürlich zum Wetter assoziieren kann", erzählt Drees. "In unserem Fall sollten sie auch ganz einfach schön klingen." Um aus den Wetterdaten ein hübsches Stück Musik zu komponieren, haben Jan Drees und der Dr. Thomas Hermann die Wetterinformationen zunächst in Einzelteile wie Regen, Sonnenschein oder Luftfeuchtigkeit zerlegt. Für jede Eigenschaft suchten sie nach einem typischen Klang, erzählt Drees: "Für Niederschläge ist das sehr einfach: Jeder kennt Wind, der vor der Tür pfeift und jeder kennt prasselnden Regen. Wenn es morgen also windig wäre, dann klingt das bei uns in der Sonifikation auch windig. Schwieriger ist das mit Temperaturen oder Luftfeuchtigkeit. Da haben wir mehr oder weniger willkürlich die Temperatur als einen angenehmen Klang dargestellt, der sich mit der Temperaturhöhe in der Tonhöhe verändert."

    Was klingt, wie eine nette Spielerei, hat einen ernsthaften Hintergrund. Für die Auswertung ihrer Daten setzen die beiden Informatiker moderne Methoden des Data Mining ein, mit dem man aus einer Unmenge von Daten die wirklich wichtigen herauspicken kann. Thomas Herrmann wählte die Sonifikation als Thema seiner Doktorarbeit. Er betont, dass das Ohr ein sehr empfindliches, oft unterschätztes Sinnesorgan ist: "Das Ohr kann unglaublich viel. Fast alles, was wir im täglichen Leben erleben, ist eingebunden in eine ganze Symphonie von Klängen. Jeder Fußschritt, denn man macht, ist verbunden mit einem Geräusch. All diese Geräusche integrieren wir mühelos und permanent und extrahieren Informationen, um unsere Handlungen zu koordinieren." Herrmann will seinen Teil dazu beitragen, dass künftig die Analyse von Daten zum Beispiel im Krankenhaus oder an der Börse auch sonisch erfolgt.

    Links zum Thema

    sonification.de ist die Homepage von Thomas Herrmann, auf der man viele Hintergründe auch zur Wetter-Sonifikation erfährt.

    Die Projektbeschreibung "So klingt das Wetter" der Uni Bielefeld hält auch den aktuellen Wetterbericht bereit, der vom CampusRadio für Bielefeld Hertz 87.9 übernommen wird.