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Wie lässt sich der Raubbau an Wäldern verhindern?

Wälder sind nicht nur eine Einnahmequelle für ihre Besitzer durch den Verkauf des Holzes, sie sind auch wichtig für die Allgemeinheit, weil Wälder beispielsweise den Boden vor Erosion schützen, weil sie Feuchtigkeit speichern und auch Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten sind. Doch dieser Umwelt- und Naturschutzaspekt spielt weltweit oft nur eine untergeordnete Rolle. Immer mehr Wälder werden zerstört. Jedes Jahr, so steht es im Waldbericht der Bundesregierung, geht eine Fläche verloren, die so groß ist wie die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zusammengenommen. Wie läßt sich dieser Raubbau verhindern ? Wie sieht eine naturgemäße Waldnutzung aus ? Über diese Fragen diskutieren internationale Forstwissenschaftler derzeit in Göttingen auf dem Gelände der Georg-August-Universität.

    Wälder sind nicht nur eine Einnahmequelle für ihre Besitzer durch den Verkauf des Holzes, sie sind auch wichtig für die Allgemeinheit, weil Wälder beispielsweise den Boden vor Erosion schützen, weil sie Feuchtigkeit speichern und auch Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten sind. Doch dieser Umwelt- und Naturschutzaspekt spielt weltweit oft nur eine untergeordnete Rolle. Immer mehr Wälder werden zerstört. Jedes Jahr, so steht es im Waldbericht der Bundesregierung, geht eine Fläche verloren, die so groß ist wie die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zusammengenommen. Wie läßt sich dieser Raubbau verhindern ? Wie sieht eine naturgemäße Waldnutzung aus ? Über diese Fragen diskutieren internationale Forstwissenschaftler derzeit in Göttingen auf dem Gelände der Georg-August-Universität.

    Das Abholzen und Wiederaufforsten ganzer Wälder – dieses traditionelle Konzept der Waldnutzung stößt zunehmend auf Kritik. Eine Alternative bieten Dauerwaldsysteme. Danach bleibt der Wald als ganzes erhalten, nur einzelne Bäume werden selektiv entnommen. Dieses Konzept ist nicht neu, sondern viele hunderte Jahre alt, weiß Klaus von Gadow, Professor für Waldwachstum und Forstplanung und Organisator der Internationalen Waldkonferenz in Göttingen.

    Der Ursprung liegt im sog Plänterwald, das Wort stammt aus dem Begriff Plünderwald, dass man also immer die dicksten Bäume wegplündert. Das sind Wälder die von kleinen Bauern genutzt wurden auf ganz bestimmt Art. Wo man immer dann einen dicken Baum gehackt hatte, wenn man Geld brauchte: z.B. die Aussteuer der Tochter wurde bezahlt mit 1 oder 2 Bäumen.

    In Deutschland hat sich das Grundprinzip des Plünderwaldes inzwischen durchgesetzt: Nur die dicken Bäume fällen und die anderen stehen lassen, so dass der Wald in seiner Vielfalt erhalten bleibt. Das ist seit den 50er Jahren die Richtlinie der "Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft". Und die findet in Norddeutschland, Baden Württemberg und Bayern immer mehr Anhänger.

    Man hat festgestellt, dass radikale Nutzung in Form von großen Schlägen, in denen der Wald als Ganzes zerstört wird, negative Auswirkung hat auf das Waldökosystem, aus dieser Erkenntnis heraus hat sich in 70 und 80 er Jahren durchgesetzt, dass schlagweise Waldnutzung nicht richtige Nutzung ist, sondern naturnahe, naturgemäße oder ökologische Nutzung. Der forsttechnische Ausdruck für diese nachhaltige Waldnutzung heißt Dauerwaldsystem.

    Solche Dauerwälder gibt es nicht nur in Mitteleuropa, im Schweizer Jura, in Slowenien, im Schwarzwald und in Thüringen, sondern auch in Südafrika und im Südosten der USA, in Arkansas. Dort sind sie eine ökologische Alternative zu Baumplantagen mit Monokulturen. Denn der Dauerwald ist in der Regel ein Mischwald mit ganz verschiedenen Bäumen, schwärmt der Göttinger Forstwissenschaftler Klaus von Gadow.

    ‚Ich kann mir kaum was schöneres vorstellen als Wälder, die sich auszeichnen durch Nebeneinander der Bäume und dann wieder Verjüngung: Laubbäume, Buchen, die zum natürlichen System gehören und wertvolle Kiefern, die hohen ökonomischen Ertrag erbringen.’

    Im Mittelpunkt der Göttinger Tagung steht nun die Frage, inwieweit die Erfahrungen mit Dauerwäldern übertragbar sind auf andere Waldregionen. Generell eignet sich diese selektive Waldnutzung für 2 große Waldtypen:

    Einmal der Laubmischwald, den finden wir in Mitteleuropa bis hin zum Ural. Dann im nördlichen China, in Teilen Japans und in den östlichen USA. Das wären die temperaten Regenwälder an der Westküste der USA und in Südamerika, in Chile vor allem, auch in Argentinien und teilweise auch im südlichen Afrika.

    In Gebieten mit langen teuren Transportwegen vom Wald zur Fabrik rechnet sich das selektive Baumfällen nicht, sagt der Göttinger Forstwissenschaftler Klaus von Gadow. Das ist z.B. der Fall in den skandinavischen Ländern und in Kanada. Aus 37 Ländern sind mehr als 180 Tagungsgäste angereist. Darunter auch der Forstprofessor Antonio Lara aus Chile. Der chilenische Regenwald ist eine wichtige Ressource für sein Land, sagt er, Nicht nur wegen des Holzes, sondern auch wegen des Wassers, das er produziert. Von den Wasservorräten hängen wiederum ganze Wirtschaftszweige ab, z.B. die Lachsfarmen.

    Auf dieser Konferenz ist es wichtig für uns, Erfahrungen auszutauschen, von anderen Erfahrungen mit Dauerwäldern in Europa und Afrika zu lernen. Das ist sehr ermutigend, denn in Chile sind nicht viele Menschen überzeugt davon, dass es wichtig ist, den Wald zu erhalten. Noch werden große Teile zerstört, nur 25 % des Waldes wird richtig bewirtschaftet.

    Der große Rest, 75% der Waldfläche, wird abgeholzt oder abgebrannt, um Feldern und schnell wachsenden Plantagen Platz zu machen.

    Auch für Javier Jimenez aus Mexiko geht darum, den Regenwald nachhaltig zu schützen.

    ‚Für uns spielt es natürlich eine große Rolle, den Regenwald zu retten und jetzt arbeiten wir an der Wiederaufforstung des Regenwaldes. Aber natürlich man braucht Zeit und Arbeit und auch Hilfe von anderen Ländern, nicht Geld, ich meine Entwicklung von neuen Methoden, den Regenwald zu halten.’

    Einen Dauerwaldsystem zu erhalten das ist schwieriger, als das herkömmliche Abholzen und Wiederaufforsten, erklärt Forstwissenschaftler Klaus von Gadow.

    Der Förster möchte wissen: welche Bäume muß ich nutzen und wieviel – diese Frage ist schwierig zu beantworten in der Selektivnutzung: wo und wann muß ich welche dicken Buchen wo entnehmen

    Die Antwort hängt ab von der Nachfrage auf dem Holzmarkt und von der Struktur des Waldes. Die erfassen Förster in einem komplizierten Überwachungsverfahren mit Satelitensystem und Digitalkameras. Außerdem wird der Baumbestand stichprobenartig ausgemessen. Eine weitere wichtige Frage ist: unter welchen Bedingungen sind Dauerwälder nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch. Hier müssen noch vergleichende Verfahren entwickelt werden. Denn nur wenn sich der Dauerwald rechnet, wird sich diese ökologische Wirtschaftsweise bei immer mehr Waldbesitzern weltweit durchsetzen.