Ich fand Juristerei etwas fürchterlich Langweiliges und konnte mich mit der Thematik überhaupt nicht anfreunden. Und dann die Überlegung, dass das, was mich im Studium schon so langweilte dann Zeit meines Lebens als Beruf auszuüben, das war mir so zuwider, dass ich schon bei dem handgeschriebenen Lebenslauf, den man ja beim OLG einreichen muss, wenn man sich zum 1. Staatsexamen bewirbt, da habe ich schon als letzten Satz geschrieben, mit diesem Examen werde ich meine juristische Karriere beenden und ich behaupte, nur deswegen habe ich bestanden.
Ulrich Wickert schlägt die Journalistenlaufbahn ein. Auf die langjährige Mitarbeit beim WDR-Fernsehmagazin 'Monitor' folgt 1977 der Job als ARD-Korrespondent in Washington und ein Jahr später nach Paris. 1991 trat er die Nachfolge von Hanns Joachim Friedrichs bei den Tagesthemen an - eine Stelle, die Wickert gefällt.
Ich dachte, Beruf ist etwas, was ganz schrecklich ist, da muss man immer furchtbar arbeiten und sich quälen. Dass aber Beruf auch etwas sein kann, was nur Spaß macht und man auch noch dafür bezahlt wird, das hab ich erst hinterher gemerkt.
In Campus & Karriere befragen in dieser Woche junge Studierende die 'alten Hasen'. Nachdem gestern Götz Alsmann gestern auf die Fragen von Studierenden der Muskwissenschaften antwortete, haben heute Publizistik-Studenten das Wort.
Herr Wickert, welches waren eigentlich ihre spannendsten beruflichen Stationen?
Wickert: Ich hatte viele spannende berufliche Stationen, ich könnte nicht sagen, dass es eine gewesen ist. Also, ich war in den 70er Jahren bei Monitor, da gab es eine ganze Reihe von sehr sehr spannenden Dingen. Ich war in Paris ja zweimal und es gab da so faszinierende Momente. Das eine war 1981, als Mitterand die Wahl gewonnen hat. Das war deswegen ein spannender Moment, weil da der erste sozialistische Präsident in der fünften Republik an die Macht kam. Und ich war drei Jahre in New York, und das sind für mich heute immer noch drei wunderbare Jahre, weil es Jahre gewesen sind, in denen in New York die Kultur blühte und man unglaublich viel mitbekam. Und wenn ich jetzt schaue, was ich bei den Tagesthemen mache, ist es was völlig anderes und trotzdem erlebt man immer wieder große Ereignisse mit, sei es ja erst vor kurzem, als die Stimmen bei der Bundestagswahl ausgezählt wurden, sei es der 11. September, sei es damals schon der Putsch gegen Gorbatschow. Man ist dann zwar nur im Studio, aber doch im Studio sehr nah am Geschehen dran und das sind immer wieder hochspannende Momente.
Sie erleben sicher in ihrer Redaktion deutlich jüngere Kolleginnen und Kollegen. Beobachten Sie dort andere Eigenschaften und Wege in der Arbeit als bei Journalisten Ihrer Generation?
Wickert: Das ist was ganz schreckliches. Als ich angefangen bin, dann fing es damit an, dass jemand sagte, Wickert, gehen sie mal ne Flasche Mariacron kaufen, wir müssen texten... Das gibt es heute nicht mehr. Aber ich habe nicht unbedingt den Eindruck, dass meine Generation und die nachwachsende Generation grundsätzlich unterschiedlich sind am Herangehen an die Dinge.
Was macht für sie einen guten Journalisten aus?
Wickert: Ich finde, dass der gute Journalist etwas davon lernen kann, wenn er Jura studiert hat. Das merke ich heute noch, dass sie gerade durch ein Studium wie das juristische Studium lernen, mit Fakten und mit Worten umzugehen. Das merken sie immer wieder, weil sie Fakten beurteilen müssen und der Jurist, der macht ja so zu sagen Text- oder Wortexegese. Was ist Wort? So, das wird ihm dann erklärt, denn Mord ist was anderes als Totschlag. Und in der Beurteilung von Politik werden sie ja auch häufig davor stehen, dass sie sagen, was ist hier schon Fakt, was ist noch Gerücht? Insofern ist die Juristerei, so schrecklich ich sie fand, dann irgendwann doch etwas ganz gutes für mein Studium gewesen.
Wir konkurrierenden jungen Männer und Frauen schlagen uns manchmal ganz schön - nur im Geiste versteht sich - um Jobs und Anerkennung. Was kann richtig ekelhaft und Konzentration-raubend sein? Haben Sie einen Tipp für solche Situationen?
Wickert: Ich empfehle immer folgendes: machen sie ihren Job, machen sie ihn gut, arbeiten sie soviel sie nur können, dann brauchen sie sich nicht darum zu kümmern, was die anderen machen. Denn derjenige, der sein Handwerk gut macht und der sich nicht ablenken lässt durch irgendwelche Intrigen und andere Sachen, der kommt automatisch weiter.
Ulrich Wickert schlägt die Journalistenlaufbahn ein. Auf die langjährige Mitarbeit beim WDR-Fernsehmagazin 'Monitor' folgt 1977 der Job als ARD-Korrespondent in Washington und ein Jahr später nach Paris. 1991 trat er die Nachfolge von Hanns Joachim Friedrichs bei den Tagesthemen an - eine Stelle, die Wickert gefällt.
Ich dachte, Beruf ist etwas, was ganz schrecklich ist, da muss man immer furchtbar arbeiten und sich quälen. Dass aber Beruf auch etwas sein kann, was nur Spaß macht und man auch noch dafür bezahlt wird, das hab ich erst hinterher gemerkt.
In Campus & Karriere befragen in dieser Woche junge Studierende die 'alten Hasen'. Nachdem gestern Götz Alsmann gestern auf die Fragen von Studierenden der Muskwissenschaften antwortete, haben heute Publizistik-Studenten das Wort.
Herr Wickert, welches waren eigentlich ihre spannendsten beruflichen Stationen?
Wickert: Ich hatte viele spannende berufliche Stationen, ich könnte nicht sagen, dass es eine gewesen ist. Also, ich war in den 70er Jahren bei Monitor, da gab es eine ganze Reihe von sehr sehr spannenden Dingen. Ich war in Paris ja zweimal und es gab da so faszinierende Momente. Das eine war 1981, als Mitterand die Wahl gewonnen hat. Das war deswegen ein spannender Moment, weil da der erste sozialistische Präsident in der fünften Republik an die Macht kam. Und ich war drei Jahre in New York, und das sind für mich heute immer noch drei wunderbare Jahre, weil es Jahre gewesen sind, in denen in New York die Kultur blühte und man unglaublich viel mitbekam. Und wenn ich jetzt schaue, was ich bei den Tagesthemen mache, ist es was völlig anderes und trotzdem erlebt man immer wieder große Ereignisse mit, sei es ja erst vor kurzem, als die Stimmen bei der Bundestagswahl ausgezählt wurden, sei es der 11. September, sei es damals schon der Putsch gegen Gorbatschow. Man ist dann zwar nur im Studio, aber doch im Studio sehr nah am Geschehen dran und das sind immer wieder hochspannende Momente.
Sie erleben sicher in ihrer Redaktion deutlich jüngere Kolleginnen und Kollegen. Beobachten Sie dort andere Eigenschaften und Wege in der Arbeit als bei Journalisten Ihrer Generation?
Wickert: Das ist was ganz schreckliches. Als ich angefangen bin, dann fing es damit an, dass jemand sagte, Wickert, gehen sie mal ne Flasche Mariacron kaufen, wir müssen texten... Das gibt es heute nicht mehr. Aber ich habe nicht unbedingt den Eindruck, dass meine Generation und die nachwachsende Generation grundsätzlich unterschiedlich sind am Herangehen an die Dinge.
Was macht für sie einen guten Journalisten aus?
Wickert: Ich finde, dass der gute Journalist etwas davon lernen kann, wenn er Jura studiert hat. Das merke ich heute noch, dass sie gerade durch ein Studium wie das juristische Studium lernen, mit Fakten und mit Worten umzugehen. Das merken sie immer wieder, weil sie Fakten beurteilen müssen und der Jurist, der macht ja so zu sagen Text- oder Wortexegese. Was ist Wort? So, das wird ihm dann erklärt, denn Mord ist was anderes als Totschlag. Und in der Beurteilung von Politik werden sie ja auch häufig davor stehen, dass sie sagen, was ist hier schon Fakt, was ist noch Gerücht? Insofern ist die Juristerei, so schrecklich ich sie fand, dann irgendwann doch etwas ganz gutes für mein Studium gewesen.
Wir konkurrierenden jungen Männer und Frauen schlagen uns manchmal ganz schön - nur im Geiste versteht sich - um Jobs und Anerkennung. Was kann richtig ekelhaft und Konzentration-raubend sein? Haben Sie einen Tipp für solche Situationen?
Wickert: Ich empfehle immer folgendes: machen sie ihren Job, machen sie ihn gut, arbeiten sie soviel sie nur können, dann brauchen sie sich nicht darum zu kümmern, was die anderen machen. Denn derjenige, der sein Handwerk gut macht und der sich nicht ablenken lässt durch irgendwelche Intrigen und andere Sachen, der kommt automatisch weiter.