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Wie Mandelbäume die Bodenerosion in Spanien beschleunigen

In Europa sind vor allem die Mittelmeerländer von Bodenverlust betroffen: Steile Hanglagen, eine dünne Pflanzendecke und mangelhafte Bewirtschaftung bei gleichzeitig immer heftigeren Niederschlägen sind dort die Hauptursachen für die stete Zerstörung. Mit dem spanischen Boden beschäftigen sich auch deutsche Forscherteams. Sie haben noch eine weitere Ursache für die Bodenerosion ausgemacht: Mandelbaumplantagen.

Von Mirko Smiljanic |
    Spanien hat ein ausgezeichnetes Klima für Mandelbäume. So ausgezeichnet, dass die Europäische Union Landwirten den Anbau subventioniert. Das klingt gut, zieht aber Probleme nach sich, die sich Landwirte nach jeder Regenzeit vor Ort anschauen können: Der Boden erodiert.

    "Zunächst einmal gibt es einen Effekt, der nennt sich Splash-Effekt oder Plansch-Effekt, wenn die Tropfen auftreffen mit sehr hoher kinetischer Energie, die zerstören die Bodenaggregate und bereiten feines Material vom Boden auf, was denn sehr leicht abgetragen werden kann durch fließendes Wasser,... "

    …sagt Irene Marzolff vom Institut für Physische Geographie der Universität Frankfurt am Main. Starker Regen weicht die obere Schicht der Böden auf, das Wasser kann nicht versickern, also fließt der Schlamm an der Oberfläche ab.

    "Und dann stellen Sie sich das so vor wie ein Fluss, der immer reißender wird und dann trifft der auf ein kleines Hindernis irgendwo auf der Bodenoberfläche und jetzt reißt er das mit sich fort und dann beginnt so etwas wir Rinnen- und Rillenerosion, dann reißt der Boden regelrecht auf, und wenn das mal angefangen hat, dann kann das ein sich selbst verstärkender Prozess sein, dann können sich sehr tiefe Rinnen entwickeln, die vom nächsten Pflügen nicht mehr beseitigt werden können, dann gibt es so etwas wie Schluchterosion, auf Englisch nennt man das Gully-Erosion. "

    Fatal ist die Entwicklung, weil die Steilkanten der teilweise über 100 Meter langen Minischluchten durch das abfließende Wasser immer wieder abbrechen,…

    "…dann haben Sie also kleine Seitentälchen, die sich von der Seite in die Ackerfläche rein fressen können und immer weiter in ein Feld hineinwandern. "

    Welche Ausmaße die Zerstörung annimmt, hängt vom Bodentyp ab und natürlich von der Pflanzendecke. Bewachsene Flächen halten dem Regen besser stand als kahle. In den beliebten EU-subventionierten Mandelbaumplantagen gibt es aber einen unangenehmen Nebeneffekt.

    "Die werden regelmäßig umgepflügt, damit das Unkraut weg ist und die Mandeln selbst mehr Wasser zur Verfügung haben, aber auf diesen Flächen haben wir sehr starke Verschlämmung, extrem starke Öberflächenabflüsse, und dann am Unterhang solcher Mandelplantage starke Erosionserscheinungen. "

    Ein Eigentor der Brüssler Bürokraten, die nicht bedacht haben, dass die Art der Bewirtschaftung erheblichen Einfluss hat auf die Situation der Böden. Und ein zweites Problem tut sich auf: Auch in Spanien bekommen Bauern finanzielle Unterstützung, wenn sie Äcker brach liegen lassen.

    "Das führt zu der paradoxen Situation, dass nachdem das bekannt wurde, Bauern Felder umgepflügt haben, die sie schon lange nicht mehr genutzt hatten oder noch nie genutzt waren, um sie im nächsten Jahr stillzulegen und um die Subventionen zu bekommen. "


    Folge: Eine mit Gräsern, Ginster, Thymian und anderen Kräutern gut bewachsene Region ist plötzlich anfällig für Bodenerosion. Damit öffnet sich sofort ein zweites Problem. Die abgeschwemmten Böden fließen in Flüsse und die münden häufig in Stauseen. Irene Marzolff:

    "Wir haben in Regionen wie Südspanien Stauseen, die nach 30 Jahren zusedimentiert sind, die also kein Wasser mehr enthalten sondern nur Bodensedimente, die im Einzugsgebiet angespült worden sind. "