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Wie sieht die intelligente Energieversorgung von morgen aus?

Energie für Strom und gleichzeitig Wärme gewinnen, für die Heizung in Häusern. Das ist es, was die Kraft-Wärme-Kopplung, kurz KWK genannt, so attraktiv macht. Zumal dabei kaum Wärme ungenutzt an die Umgebung abgegeben wird.

Von Susanne Lettenbauer |
    "Das kleinste was wir sagen können sind 160 bis 170 Quadratmeter, da können wir loslegen. Das verbraucht ungefähr zwischen 15- und 20.000 Kilowattstunden Wärme im Jahr. Da ist das System wirtschaftlich einsetzbar. Bei älteren Gebäuden, die mehr verbrauchen, oder größeren Objekten, vielleicht mit Schwimmbad, da ist das Ganze eine Cashmaschine."

    Es ist ungefähr 1,50 Meter hoch, einen Meter breit und hellgrün. Das Mikroblockheizkraftwerk für das Eigenheim der Zukunft. Heizen und gleichzeitig Strom produzieren, der nicht vollständig in das Stromnetz eingespeist wird, sondern selbst verbraucht werden kann – das sollen die neuen Kraft-Wärme-Kopplung-Systeme für Ein- bis Zweifamilienhäuser leisten können. Dezentrale Energieversorgung und Unabhängigkeit vom Stromanbieter, dass dies möglich ist, will die Messe für erneuerbare Energien Renexpo in Augsburg zeigen. Glaubt man Stefan Wluka, Vertriebsleiter der Fuchs-Aggregate GmbH, dann soll seine Messeneuheit Energie-Tower einen Wirkungsgrad von 99,5 Prozent erreichen. Und das mithilfe verschiedener Treibstoffe: Ob Heizöl, Erd-, Propan-, Bio- oder Synthesegas – ein Sondermodell kann sogar mit Pflanzenöl betrieben werden. Das Geheimnis:

    "Also wir haben erstmal den Vorteil, dass wir den Wärmetauscher so integriert haben, dass wir damit eine komplette Heizung ersetzen können. Wir brauchen keinen alten Heizkessel. Wir haben zum Zweiten den Vorteil, dass der Wärmetauscher so konzipiert ist, dass er einen Wirkungsgrad von 99,5 Prozent hat. Das heißt, von 100 Euro, die ich an Treibstoff in das System reinstecke, kann ich 99,50 Euro nutzen, schicke ich also nur 50 Cent den Schornstein raus. Die Stadt Hannover hat eine Wirtschaftlichkeitsberechnung angestellt und hat gesagt, nach sieben Jahren ist so ein Ding amortisiert."

    Standen in den vergangenen Jahren vor allem Pelletheizsysteme im Mittelpunkt des Interesses sind es in diesem Jahr die Mini- und Mikroblockheizkraftwerke für den Häuslebauer. Für die Gasbranche sind solche Kleinkraftwerke ein zusätzliches Geschäft, keine Konkurrenz, sagt Claus Gebhardt, Geschäftsführer der Stadtwerke Augsburg und Präsident der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft:

    "Überhaupt nicht. Jedenfalls nicht unter dem Aspekt, dass uns vonseiten der privaten Investoren Konkurrenz erwächst. Im Gegenteil. Die privaten Investoren brauchen ja auch Primärenergie. Sie müssen die Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ja mit etwas füttern, damit Strom und Wärme herauskommt. In aller Regel wird das Erdgas sein. Und das liefern wir."

    Verlierer ist vor allem der Stromversorger. Die Entscheidung der Bundesregierung, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern sei deshalb ein Schlag ins Gesicht der Mini- und Mikroblockheizkraftwerk-Betreiber und Hersteller gewesen, sagt Hans Kubahn, BHKW-Vertriebsleiter einer Firma aus Gorleben. Seit der Ökostromanbieter Lichtblick mehrere miteinander vernetzte Mikroblockheizkraftwerke als Stromlieferanten nutzt, zeigt sich das Potenzial der Mikrokraftwerke im Keller:

    "In Hamburg ist gerade ein Pilotprojekt im Gange mit den Mikro-BKHWs , dass da in den Häusern die Mikro-BKHWs aufgestellt werden. Die Wärme kann ich nutzen, der Strom wird eingespeist. Das halte ich für sehr sinnvoll."

    Vor allem, so Hans Kubahn, überzeugen die Mikro-BKHWs durch ihre Sicherheit und Flexibilität. Müssten Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke ohne Unterbrechung laufen, können die kleinen Energiepakete im Keller problemlos aus- und angeschaltet werden. Stadtwerke wie in Augsburg haben den Trend längst erkannt, sagt Geschäftsführer Gebhardt:

    "Wir haben vor, nicht mehr nur Energie ins Haus hineinzuschicken, sondern als Stadtwerke auch im Haus selbst zu investieren. Das tun wir schon seit Jahren über Contracting-Modelle, indem wir zum Beispiel moderne Heizungsanlagen mit 15 Jahresverträgen in Mehrfamilienhäuser einbauen. Also das wird ein neues Geschäftsfeld für uns werden."

    Jetzt wäre aber die Bundesregierung gefordert, die Strompreise entsprechend zu gestalten und Betreiber von Mikroblockheizkraftwerken an dem Topf zu beteiligen, in den die Atomkraftwerksbetreiber zur Unterstützung der erneuerbaren Energien einzahlen müssen. Ebenso müsste das 2008 gestartete Förderprogramm für hocheffiziente kleine Kraft-Wärme-Kopplung wieder aufgelegt werden, das im Jahr 2010 aufgrund von fehlenden Geldern gestoppt wurde. Eine Initiative, die von der Renexpo ausgehen soll, sieht vor, so Stefan Wluka:

    "Dass wir die Politik auffordern, diese Kleinstanlagen bis zehn Kilowatt elektrisch in der Form zu fördern, dass sie sagen, alles, was im Winter zu viel an Strom produziert wurde, darf der Betreiber im Sommer sozusagen für seine eigenen Produktionskosten wieder aus dem Netz ziehen. Das wäre eine Förderung, damit die Systeme tatsächlich wirtschaftlich laufen."