Schossig: Im Schatten eines solchen finanzchirurgischen Eingriffs hat das Theater für heute Abend zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung geladen: "Wie wenig Geld verträgt gutes Theater?" - Auf dem Podium – neben Michael Schindhelm, dem scheidenden Direktor des Hauses – George Delnon, der designierte Direktor Theater Basel. Er übernimmt von Michael Schindhelm ein gut aufgestelltes Haus, mit einem gut gemischten Angebot. Warum will sich die Stadt das Haus jetzt so deutlich weniger kosten lassen?
Delnon: Naja, man muss schon sehen, dass das eine Gesamteinsparung ist von 200 Millionen, die Basel Stadt angeordnet hat und das trifft natürlich auch die Kultur, das ist klar. Nur aus meiner Sicht trifft es eben das Theater viel zu stark und aus meiner Sicht beschädigt es auch eigentlich dieses Haus tiefgreifend, wenn das soweit kommt.
Schossig: Ist das Theater zu teuer?
Delnon: Naja, das Theater zu teuer, es ist einfach so, dass die, im Moment habe ich das Gefühl, einfach von einer Sparwut befallen sind, die einfach versucht dort was zu nehmen, wo was ist und das Theater ist natürlich, wie fast in jeder Stadt eigentlich, der größte Block.
Schossig: Anders gefragt, hat das Theater eine zu kleine Lobby? In Deutschland gibt es ja ähnliche Probleme an verschiedene Stadttheatern.
Delnon: Es ist natürlich so, dass auch in Basel wie in andern Städten diese großen Institutionen, die kosten natürlich viel Geld, weil die sehr intensiv Personalkosten haben. Und mittlerweile ist das Freizeitangebot natürlich so groß geworden, es gibt so viele kleinere Kulturanbieter, dass natürlich die Diskussion auch in der Regierung stattfindet, wo sollen wir investieren, beziehungsweise subventionieren, wo ist das Geld sinnvoll angelegt? Und die Grundfrage, ob das Theater noch im Zentrum der Gesellschaft, oder der gesellschaftlichen Relevanz steht, ob es noch die Bedeutung hat, die es mal hatte, das ist natürlich die Grundfrage, die überall diskutiert wird.
Schossig: Ist das eine Frage, die das Theater ihrer Meinung nach, selbst beantworten muss oder muss das die Politik tun?
Delnon: Also das Theater kann sich natürlich aus dieser Verantwortung nicht rausstehlen. Das Theater muss schon an seiner Bedeutung arbeiten. Es ist auch vielleicht so, dass sich das Theater vielleicht sehr mit sich selber beschäftigt, mit Lagerdebatten, wo befinden wir uns ästhetisch, was wollen wir eigentlich den Menschen zeigen oder wollen wir sie belehren, hat sich das Theater vielleicht auch zum Teil weit entfern von seinem Publikum. Und das ist sicher mit ein Grund warum viele Häuser heute mit Zuschauerzahlen kämpfen.
Schossig: Sie kennen auch die deutsche Theaterszene, sie waren lange in Mainz tätig. Halten sie das für eine Entwicklung, die insgesamt in Europa oder in West- und Mitteleuropa festzustellen ist oder glauben sie, dass die Baseler Bedingungen noch mal andere sind im Vergleich zu Deutschland?
Delnon: Naja, in Deutschland gibt es ja schon Anzeichen, jedenfalls sehe ich die, die wieder zu einer anderen Haltung gerade zu Theater, aber auch allgemein zur Kultur hingeht, als diese Leitinstitutionen, die diese Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr brauchen wird. Ich glaube, dass die Kultur, gerade bei diesen Entwicklungen Globalisierung, Technologisierung eine ganz entscheidende Rolle spielen wird in der Zukunft. Und in Deutschland gibt es schon Anzeichen, es gibt schon Städte, es gibt schon Länder wie Nordrhein-Westafeln, die bereit sind, wieder mehr Geld in die Kultur zu investieren. Ich habe wirklich das Gefühl, dass die Debatte in der Schweiz da ein bisschen hinterher hinkt und was mich auch sehr stört bei der ganzen Sache, es wird nur über sparen geredet hier, aber es wird keine Vision entwickelt, wie es denn weitergehen soll, was ist an "Basel 2020". Wo ist diese Vision, was spielt die Kultur da für eine Rolle, gerade in einer Stadt, die zum Beispiel von dieser Chemie auch inhaltlich sehr dominiert wird, Life Science, was ist mit Life Science in der Kultur? Das sind die entscheidenden Fragen und da habe ich das Gefühl, fehlt in der Politik eigentlich ein Konzept.
Schossig: Es gibt das berühmte Wort von einem deutschen Politiker, der sagt, wer Visionen hat soll zum Arzt gehen, das war Helmut Schmidt damals, der Pragmatiker. Diese Visionen müssen doch von den Künstlern kommen, die müssen aus dem Theater kommen. Ist es so, dass das Theater heute beweisen muss, dass die Gesellschaft es noch braucht?
Delnon: Ich denke, das Theater hat sich immer wieder legitimiert. Und das Theater hat immer wieder bewiesen, dass es notwendig ist. Aber ich glaube nicht, dass man das nur den Theaterleuten überlassen kann. Ich glaube schon, dass die Kulturpolitiker gefordert sind und überhaupt die Politik gefordert ist. Diese Debatte ist eigentlich für mich eine, die auch über die Haltung, die die Politik eben zur Kultur hat Auskunft gibt und das scheint jetzt in Basel tatsächlich ein Problem zu sein.
Schossig: Wie viel Theater also will sich die moderne Konsumgesellschaft heute noch leisten und wie wenig Geld verträgt ein gutes Theater? Das war Georges Delnon, der designierte Direktor des Theaters Basel. Eine öffentliche Diskussion, die heute Abend in seinem Hause stattfindet, wird diesen Fragen nachgehen.
Delnon: Naja, man muss schon sehen, dass das eine Gesamteinsparung ist von 200 Millionen, die Basel Stadt angeordnet hat und das trifft natürlich auch die Kultur, das ist klar. Nur aus meiner Sicht trifft es eben das Theater viel zu stark und aus meiner Sicht beschädigt es auch eigentlich dieses Haus tiefgreifend, wenn das soweit kommt.
Schossig: Ist das Theater zu teuer?
Delnon: Naja, das Theater zu teuer, es ist einfach so, dass die, im Moment habe ich das Gefühl, einfach von einer Sparwut befallen sind, die einfach versucht dort was zu nehmen, wo was ist und das Theater ist natürlich, wie fast in jeder Stadt eigentlich, der größte Block.
Schossig: Anders gefragt, hat das Theater eine zu kleine Lobby? In Deutschland gibt es ja ähnliche Probleme an verschiedene Stadttheatern.
Delnon: Es ist natürlich so, dass auch in Basel wie in andern Städten diese großen Institutionen, die kosten natürlich viel Geld, weil die sehr intensiv Personalkosten haben. Und mittlerweile ist das Freizeitangebot natürlich so groß geworden, es gibt so viele kleinere Kulturanbieter, dass natürlich die Diskussion auch in der Regierung stattfindet, wo sollen wir investieren, beziehungsweise subventionieren, wo ist das Geld sinnvoll angelegt? Und die Grundfrage, ob das Theater noch im Zentrum der Gesellschaft, oder der gesellschaftlichen Relevanz steht, ob es noch die Bedeutung hat, die es mal hatte, das ist natürlich die Grundfrage, die überall diskutiert wird.
Schossig: Ist das eine Frage, die das Theater ihrer Meinung nach, selbst beantworten muss oder muss das die Politik tun?
Delnon: Also das Theater kann sich natürlich aus dieser Verantwortung nicht rausstehlen. Das Theater muss schon an seiner Bedeutung arbeiten. Es ist auch vielleicht so, dass sich das Theater vielleicht sehr mit sich selber beschäftigt, mit Lagerdebatten, wo befinden wir uns ästhetisch, was wollen wir eigentlich den Menschen zeigen oder wollen wir sie belehren, hat sich das Theater vielleicht auch zum Teil weit entfern von seinem Publikum. Und das ist sicher mit ein Grund warum viele Häuser heute mit Zuschauerzahlen kämpfen.
Schossig: Sie kennen auch die deutsche Theaterszene, sie waren lange in Mainz tätig. Halten sie das für eine Entwicklung, die insgesamt in Europa oder in West- und Mitteleuropa festzustellen ist oder glauben sie, dass die Baseler Bedingungen noch mal andere sind im Vergleich zu Deutschland?
Delnon: Naja, in Deutschland gibt es ja schon Anzeichen, jedenfalls sehe ich die, die wieder zu einer anderen Haltung gerade zu Theater, aber auch allgemein zur Kultur hingeht, als diese Leitinstitutionen, die diese Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr brauchen wird. Ich glaube, dass die Kultur, gerade bei diesen Entwicklungen Globalisierung, Technologisierung eine ganz entscheidende Rolle spielen wird in der Zukunft. Und in Deutschland gibt es schon Anzeichen, es gibt schon Städte, es gibt schon Länder wie Nordrhein-Westafeln, die bereit sind, wieder mehr Geld in die Kultur zu investieren. Ich habe wirklich das Gefühl, dass die Debatte in der Schweiz da ein bisschen hinterher hinkt und was mich auch sehr stört bei der ganzen Sache, es wird nur über sparen geredet hier, aber es wird keine Vision entwickelt, wie es denn weitergehen soll, was ist an "Basel 2020". Wo ist diese Vision, was spielt die Kultur da für eine Rolle, gerade in einer Stadt, die zum Beispiel von dieser Chemie auch inhaltlich sehr dominiert wird, Life Science, was ist mit Life Science in der Kultur? Das sind die entscheidenden Fragen und da habe ich das Gefühl, fehlt in der Politik eigentlich ein Konzept.
Schossig: Es gibt das berühmte Wort von einem deutschen Politiker, der sagt, wer Visionen hat soll zum Arzt gehen, das war Helmut Schmidt damals, der Pragmatiker. Diese Visionen müssen doch von den Künstlern kommen, die müssen aus dem Theater kommen. Ist es so, dass das Theater heute beweisen muss, dass die Gesellschaft es noch braucht?
Delnon: Ich denke, das Theater hat sich immer wieder legitimiert. Und das Theater hat immer wieder bewiesen, dass es notwendig ist. Aber ich glaube nicht, dass man das nur den Theaterleuten überlassen kann. Ich glaube schon, dass die Kulturpolitiker gefordert sind und überhaupt die Politik gefordert ist. Diese Debatte ist eigentlich für mich eine, die auch über die Haltung, die die Politik eben zur Kultur hat Auskunft gibt und das scheint jetzt in Basel tatsächlich ein Problem zu sein.
Schossig: Wie viel Theater also will sich die moderne Konsumgesellschaft heute noch leisten und wie wenig Geld verträgt ein gutes Theater? Das war Georges Delnon, der designierte Direktor des Theaters Basel. Eine öffentliche Diskussion, die heute Abend in seinem Hause stattfindet, wird diesen Fragen nachgehen.