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Wie wir uns ernähren

Sie ernähren sich etwas besser als noch vor Jahren und Jahrzehnten, das lässt sich sagen, aber immer noch nicht so, wie es sein sollte. Denn wir haben in Deutschland offenbar immer noch eine Kost, die aus Zeiten stammt, da unser Leben völlig anders war: Als wir noch viel mehr körperlich gearbeitet haben, als man in der Regel zu Fuß ging und nicht mit dem Auto fuhr. Wer heute seinen Tag am Schreibtisch verbringt, muss lernen, anders zu essen, um gesund zu bleiben, das ist das Anliegen von Verbraucherministerin Renate Künast:

Von Andreas Baum |
    Dieser Ernährungsbericht belegt meines Erachtens, dass tatsächlich Ernährungsverhalten und Lebensstil nicht zueinander passen. Weil die durchschnittliche Energiezufuhr im Verhältnis zu körperlichen Aktivitäten nach wie vor zu hoch ist und man feststellen kann, dass wir zu viel, zu süß, zu fett essen. Verantwortung dafür haben viele, und für die Lösungsansätze Verantwortung übernehmen müssen dann nämlich auch viele, nicht nur die Wirtschaft, Politik, Eltern, Schulen, Sportverbände, Krankenkassen, das Fernsehen, Softwarehersteller.

    Das Fernsehen hat eine besondere Verantwortung, nicht nur, weil die Menschen so viele Stunden ohne Bewegung vor dem Bildschirm sitzen. Sondern, weil hier Ernährungsverhalten vorgemacht wird. Der Bericht widmet dem ein eigenes Kapitel, in dem beschrieben wird, welche Auswirkungen es auf Fernsehzuschauer hat, wenn da beiläufig geraucht oder getrunken wird. Oder wenn diese kritisierte zu energiereiche Ernährung in der Werbung propagiert wird. Wenn also schöne schlanke Menschen für Süßigkeiten werben oder so getan wird, als wenn Milchschokoladenerzeugnisse eine ganze Mahlzeit ersetzen könnten. Hier verlangt die Verbraucherministerin mehr Verantwortung vom Fernsehen, es soll sich aufklärerisch betätigen. Denn ein Problem bei der Ernährung ist auch: Zu wenige Menschen wissen, was gesund ist. Wobei sich das leicht verbessert hat, was Renate Künast natürlich auf die Arbeit ihres Ministeriums zurückführt:

    Ich freue mich, dass andere Dinge, die man manchmal für ganz banal hält, nämlich der Verzehr von Obst und Gemüse, sich hier wieder finden, weil immer noch unterschätzt scheint, der Bericht spricht das an, welche Bedeutung das präventiv haben kann. Wir stellen hier aber fest, dass mit durchschnittlich 150 Gramm pro Tag wir weit unter den 400 sind, die die WHO empfiehlt, ganz zu schweigen von höheren Zahlen, die die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mit 650 am Tag.

    Neben vielen anderen Punkten beschäftigt sich der Bericht auch mit Zusätzen zur Ernährung. Denn immer mehr Fertigprodukte werden angereichert: Mit Vitaminen und Mineralstoffen, weil - und damit wird geworben - dies gesund sei. Ob es aber überhaupt nötig ist, unseren Lebensmitteln Vitamine zuzusetzen, das ist umstritten, der Bericht sagt nein, eigentlich nicht:

    Der Beitrag im Ernährungsbericht, der sich auch damit auseinandersetzt, lässt mich da auch aufhorchen, weil es heute fast üblich wird, dass immer mehr Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden oder Lebensmittel angereichert werden mit Vitaminen, Mineralstoffen, anderen Nährstoffen, das ist so, dass das manchmal fast zum Standard des Lebensmittels gehört. Gleichzeitig ist es so, dass es eine gewisse Beliebigkeit gibt, und natürlich die Frage, was macht der Körper eigentlich damit, wenn er über dem Angebot der Natur mit bestimmten Stoffen versorgt wird.

    Es gibt da eben auch Fälle, in denen ein Zuviel an bestimmten Vitaminen schädlich sein kann, weil krebserregend. Diese und andere Fragen müssen aber noch besser untersucht werden, die Verbraucherministerin will deshalb die gezielte Lebensmittelforschung künftig verstärkt fördern.

    Helmut Erbersdobler, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung begrüßt das natürlich und weist als Wissenschaftler auch noch mal darauf hin, dass es oft im Interesse der Industrie liegt, wenn die behauptet, man müsse Nahrungsmittel anreichern - deshalb ist dies eben ein Schwerpunkt im Bericht:

    Eine sehr beruhigende Angelegenheit und ein sehr beruhigendes Kapitel ist das Kapitel mit den Vitamin- und Mineralstoffgehalten der Lebensmittel. Hier wird manchmal gezielt von bestimmten Seiten auch immer propagiert, dass die Gehalte unserer Lebensmittel immer mehr verarmen. Das wird natürlich gerne propagiert von den Leuten, die dann gerne auch anreichern und ergänzen.

    Außerdem haben die Wissenschaftler erforscht, wie sich bestimmte Lebensmittel auf das Wachstum von Tumoren auswirken. Diese und andere Zusammenhänge zwischen Ernährung und bestimmten Krankheiten sollen aber noch besser erforscht werden.