Ins Rollen gebracht wurde die Berichterstattung durch einen Artikel im "Kölner Stadtanzeiger". Im Januar hat Redakteur Peter Berger als erster berichtet - unter der Überschrift "Katholische Kliniken weisen Vergewaltigte ab".
"Ich hatte schon damit gerechnet, dass die Berichterstattung eine Resonanz verursachen würde. Das habe ich der Notärztin damals, mit der ich die Geschichte gemacht habe, so gesagt; und habe ihr auch mitgeteilt, dass sie damit rechnen muss, dass da eine Resonanz kommt. Aber die Art und die Wucht und vor allem auch die Länge - und die Diskussion, die sich daran entzündet hat, die hat mit schon überrascht."
Überrascht wurde auch die Pressestelle der in den Fall verwickelten Krankenhäuser. Träger ist der katholische Orden der Cellitinnen. Sprecher Christoph Leiden musste plötzlich im Minutentakt Anfragen beantworten. Aus seiner Sicht auch, weil die Worte Vergewaltigung, Abweisung und Kirche die Geschichte geprägt haben.
"Diese Worte natürlich, die sind so stark, die haben eine solche Bildkraft, dass natürlich sich ganz viele Pressevertreter sich draufgestürzt haben. So wurde gar nicht mehr die Geschichte recherchiert. Es gab also nur wenige Medien, die sich die Mühe gemacht haben, da auch wirklich mal der Sache nachzugehen und zu schauen, hat es da jetzt einen Kontakt gegeben, wie fiel der aus?"
Tatsächlich sind die Einzelheiten des Falls in einigen Artikeln zugespitzt oder verkürzt dargestellt worden. Für Lars Harden ist das aber keine Besonderheit dieses Falls, sondern typisch für Skandalberichterstattung. Harden ist Professor für Kommunikation und hat selbst die evangelische Kirche bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit beraten.
"Typisch ist auch, dass am Ende der Skandalphase sich die Medien gar nicht mehr so sehr für die zugrundeliegenden Fakten interessieren, sondern es eine Folgeberichterstattung gibt, die sich an den handelnden Akteuren aufhängt. Und auch da bietet die Katholische Kirche natürlich Stoff."
Schon wenige Tage nach den ersten Veröffentlichungen über den Fall hat sich der Fokus für die Medien jedoch deutlich erweitert. Nun wurde danach gefragt, welchen Einfluss die Kirchen als Träger sozialer Einrichtungen überhaupt haben - und ob Katholische Krankenhäuser, Kindergärten und Altenheime ein Problem für den deutschen Sozialstaat sind. In der Folge wurde auch Kritik an den Medien laut: zu undifferenziert, zu einseitig gegen die Kirche. Kritik, die Peter Berger vom Kölner Stadtanzeiger ein Stück weit teilt:
"Mich hat gestört, dass dann wieder alles in einen Topf geworfen wurde: also diese Vergewaltigungsgeschichte plus Missbrauchsopfer in der Katholischen Kirche plus Kindergartenleiterinnen, die, weil sie sich scheiden lassen, ihren Arbeitsplatz verloren haben. Das hat mich gestört, weil ich glaube, dass es von dem speziellen Fall abgelenkt hat und weil es auch billig ist, gleich die große Keule rauszuholen: wieder mal die Katholische Kirche."
In der Katholischen Kirche selbst sieht man einen Zusammenhang zur gesellschaftlichen Stimmung infolge der Missbrauchsfälle in Kirchen und kirchlichen Einrichtungen. Christoph Heckeley, der Sprecher des Kölner Erzbistums:
"Also, all das hat, glaube ich, einfach auch schon eine Art Sensibilität verursacht und sozusagen den Boden bereitet, dass jetzt dieses Thema hier vor der eigenen Haustür dann auch noch mal in dieser Weise explodieren konnte."
Der eigentliche Fall um die mutmaßlich vergewaltigte Frau war da schon in den Hintergrund gerückt. Doch gerade um diesen gibt es noch immer unterschiedliche Darstellungen. Die Widersprüche machen sich daran fest, ob die junge Frau einer anonymen Spurensicherung unterzogen werden sollte. Die Kliniken rechtfertigten die Aussagen der Ärztinnen zur Abweisung unter anderem damit, dass die angefragten Krankenhäuser nicht am Programm der anonymen Spurensicherung teilnehmen. Denn zum Verfahren gehört hier auch, dass über die sogenannte "Pille danach" aufgeklärt wird. Ein Problem für die Katholische Kirche. Fest steht allerdings, dass letztlich keine anonyme Spurensicherung vorgenommen wurde bei der Frau.
Eine Diskussion über das Für und Wider christlicher Moralvorstellungen und Werte. Kommunikationsprofessor Lars Harden hebt gerade diesen Teil der Berichterstattung positiv hervor.
"Ich würde sagen, dass es zum Teil sogar sehr intelligent diskutiert wurde, dass eben dort auch gesagt wurde: Ihr habt eure Mitarbeiter in einem Dilemma gelassen; und das interessiert Medien."
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"Ich hatte schon damit gerechnet, dass die Berichterstattung eine Resonanz verursachen würde. Das habe ich der Notärztin damals, mit der ich die Geschichte gemacht habe, so gesagt; und habe ihr auch mitgeteilt, dass sie damit rechnen muss, dass da eine Resonanz kommt. Aber die Art und die Wucht und vor allem auch die Länge - und die Diskussion, die sich daran entzündet hat, die hat mit schon überrascht."
Überrascht wurde auch die Pressestelle der in den Fall verwickelten Krankenhäuser. Träger ist der katholische Orden der Cellitinnen. Sprecher Christoph Leiden musste plötzlich im Minutentakt Anfragen beantworten. Aus seiner Sicht auch, weil die Worte Vergewaltigung, Abweisung und Kirche die Geschichte geprägt haben.
"Diese Worte natürlich, die sind so stark, die haben eine solche Bildkraft, dass natürlich sich ganz viele Pressevertreter sich draufgestürzt haben. So wurde gar nicht mehr die Geschichte recherchiert. Es gab also nur wenige Medien, die sich die Mühe gemacht haben, da auch wirklich mal der Sache nachzugehen und zu schauen, hat es da jetzt einen Kontakt gegeben, wie fiel der aus?"
Tatsächlich sind die Einzelheiten des Falls in einigen Artikeln zugespitzt oder verkürzt dargestellt worden. Für Lars Harden ist das aber keine Besonderheit dieses Falls, sondern typisch für Skandalberichterstattung. Harden ist Professor für Kommunikation und hat selbst die evangelische Kirche bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit beraten.
"Typisch ist auch, dass am Ende der Skandalphase sich die Medien gar nicht mehr so sehr für die zugrundeliegenden Fakten interessieren, sondern es eine Folgeberichterstattung gibt, die sich an den handelnden Akteuren aufhängt. Und auch da bietet die Katholische Kirche natürlich Stoff."
Schon wenige Tage nach den ersten Veröffentlichungen über den Fall hat sich der Fokus für die Medien jedoch deutlich erweitert. Nun wurde danach gefragt, welchen Einfluss die Kirchen als Träger sozialer Einrichtungen überhaupt haben - und ob Katholische Krankenhäuser, Kindergärten und Altenheime ein Problem für den deutschen Sozialstaat sind. In der Folge wurde auch Kritik an den Medien laut: zu undifferenziert, zu einseitig gegen die Kirche. Kritik, die Peter Berger vom Kölner Stadtanzeiger ein Stück weit teilt:
"Mich hat gestört, dass dann wieder alles in einen Topf geworfen wurde: also diese Vergewaltigungsgeschichte plus Missbrauchsopfer in der Katholischen Kirche plus Kindergartenleiterinnen, die, weil sie sich scheiden lassen, ihren Arbeitsplatz verloren haben. Das hat mich gestört, weil ich glaube, dass es von dem speziellen Fall abgelenkt hat und weil es auch billig ist, gleich die große Keule rauszuholen: wieder mal die Katholische Kirche."
In der Katholischen Kirche selbst sieht man einen Zusammenhang zur gesellschaftlichen Stimmung infolge der Missbrauchsfälle in Kirchen und kirchlichen Einrichtungen. Christoph Heckeley, der Sprecher des Kölner Erzbistums:
"Also, all das hat, glaube ich, einfach auch schon eine Art Sensibilität verursacht und sozusagen den Boden bereitet, dass jetzt dieses Thema hier vor der eigenen Haustür dann auch noch mal in dieser Weise explodieren konnte."
Der eigentliche Fall um die mutmaßlich vergewaltigte Frau war da schon in den Hintergrund gerückt. Doch gerade um diesen gibt es noch immer unterschiedliche Darstellungen. Die Widersprüche machen sich daran fest, ob die junge Frau einer anonymen Spurensicherung unterzogen werden sollte. Die Kliniken rechtfertigten die Aussagen der Ärztinnen zur Abweisung unter anderem damit, dass die angefragten Krankenhäuser nicht am Programm der anonymen Spurensicherung teilnehmen. Denn zum Verfahren gehört hier auch, dass über die sogenannte "Pille danach" aufgeklärt wird. Ein Problem für die Katholische Kirche. Fest steht allerdings, dass letztlich keine anonyme Spurensicherung vorgenommen wurde bei der Frau.
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"Ich würde sagen, dass es zum Teil sogar sehr intelligent diskutiert wurde, dass eben dort auch gesagt wurde: Ihr habt eure Mitarbeiter in einem Dilemma gelassen; und das interessiert Medien."
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