Sie war bereits groß angekündigt worden, das Datum der Eröffnungsgala stand fest, doch im letzten Moment sagte die New Yorker Asia Society die Ausstellung mit buddhistischer Kunst aus Gandhara ab. Das war im Januar dieses Jahres. Man setzte einen zweiten Termin im März fest, aber auch daraus wurde nichts. Derweil versuchte die Direktorin des Museums Melissa Chiu zunehmend hektisch und verzweifelt den Weg für die Reise antiker Buddhastatuen, Schreine und Steinreliefs von Pakistan in die Vereinigten Staaten freizuräumen, wo diese zum ersten Mal zu sehen sein würden:
"Die Beziehungen zwischen der US-Regierung und Pakistan befanden und befinden sich auf einem Tiefpunkt. Nicht nur die Tötung Osama Bin Ladens kam uns in die Quere. Ein Freund in Pakistan meinte noch, oh, in einer Woche können wir die Verhandlungen wieder aufnehmen",
sagt Melissa Chiu. Wie sich zeigte, wurden aus der Woche Monate, und dass "The Buddhist Heritage of Pakistan: Art of Gandhara" nun endlich doch aufgeht, ist nicht zuletzt einer Intervention des Außenministeriums unter Hillary Clinton zu verdanken.
Häufiger als man denkt werden Ausstellungen mit Leihgaben aus anderen Ländern Opfer nationaler Konflikte. Die Behörden stellen sich quer, und es beginnt ein diplomatischer Eiertanz, bei dem es um weit mehr als die Eitelkeiten einzelner Museumsdirektoren geht.
Täten kulturelle Institutionen deshalb nicht besser daran, die Finger von derlei heiklen Projekten zu lassen?
"Kultur ermöglicht eine andere Art von Diskussion, gerade wenn die Beziehungen zwischen Regierungen gespannt sind. Dafür gibt es viele Beispiele, etwa als das New York Philharmonic Orchestra für ein Konzert nach Nord Korea reiste. Das führte zu ersten Kontakten auf rein menschlicher Ebene, und da beginnen gute Beziehungen ja."
Die Hoffnung, dass der kulturelle Austausch zur Annäherung zwischen den Völkern beiträgt, ist so alt wie die Telefonleitungen und der Flugverkehr zwischen Japan und Amerika, zwischen Europa und Australien. Wie fruchtbar solche Anstrengungen sind, lässt sich allerdings schwer abschätzen.
"Es wäre übertrieben zu behaupten, Kultur könnte die Rolle der Diplomatie übernehmen. Als erster Schritt taugt sie aber durchaus. Kultur hat immer einen Platz in den Beziehungen zwischen Nationen. Das sehen wir mehr und mehr mit dem Aufstieg von asiatischen Kulturen wie China und Asien. Diese beiden alten Völker betrachten die Welt auf eine bestimmte Art, die wir besser verstehen, wenn wir uns mit ihrer Kultur beschäftigen."
... so Melissa Chiu.
Die Vereinigten Staaten bilden insofern einen Ausnahmefall, als sie im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern über kein Kulturministerium verfügen:
"Ich werde oft neidisch, wenn ich sehe, was für Leihgaben unsere europäischen Kollegen für ihre Ausstellungen erhalten. Sie arbeiten mit der Unterstützung der Regierung. So organisierten wir die erste Ausstellung von vietnamesischer Kunst in den Vereinigten Staaten. Das Musée Guimet in Paris verfolgte zur selben Zeit ein ähnliches Projekt. Und Jacques Chirac konnte einfach in ein bestimmtes Museum spazieren und eine Bronzestatue verlangen, die wir ohne die Hilfe unserer Regierung natürlich nicht bekommen hatten. Das ist ein klarer Fall, wo die Mitwirkung der Regierung von Vorteil war."
Jacques Chirac durfte sich das gewünschte Exponat gleich selber aussuchen. Hillary Clinton vermag höchstens Visa auszustellen. Wie kompliziert es bei einer Leihgabe wie Maos Schnupftuch für eine China-Ausstellung in Washingtons Smithonian Institution werden könnte, malt man sich lieber nicht aus.
"The Buddhist Heritage of Pakistan: Art of Gandhara." Asia Society, New York, bis 30. Oktober
"Die Beziehungen zwischen der US-Regierung und Pakistan befanden und befinden sich auf einem Tiefpunkt. Nicht nur die Tötung Osama Bin Ladens kam uns in die Quere. Ein Freund in Pakistan meinte noch, oh, in einer Woche können wir die Verhandlungen wieder aufnehmen",
sagt Melissa Chiu. Wie sich zeigte, wurden aus der Woche Monate, und dass "The Buddhist Heritage of Pakistan: Art of Gandhara" nun endlich doch aufgeht, ist nicht zuletzt einer Intervention des Außenministeriums unter Hillary Clinton zu verdanken.
Häufiger als man denkt werden Ausstellungen mit Leihgaben aus anderen Ländern Opfer nationaler Konflikte. Die Behörden stellen sich quer, und es beginnt ein diplomatischer Eiertanz, bei dem es um weit mehr als die Eitelkeiten einzelner Museumsdirektoren geht.
Täten kulturelle Institutionen deshalb nicht besser daran, die Finger von derlei heiklen Projekten zu lassen?
"Kultur ermöglicht eine andere Art von Diskussion, gerade wenn die Beziehungen zwischen Regierungen gespannt sind. Dafür gibt es viele Beispiele, etwa als das New York Philharmonic Orchestra für ein Konzert nach Nord Korea reiste. Das führte zu ersten Kontakten auf rein menschlicher Ebene, und da beginnen gute Beziehungen ja."
Die Hoffnung, dass der kulturelle Austausch zur Annäherung zwischen den Völkern beiträgt, ist so alt wie die Telefonleitungen und der Flugverkehr zwischen Japan und Amerika, zwischen Europa und Australien. Wie fruchtbar solche Anstrengungen sind, lässt sich allerdings schwer abschätzen.
"Es wäre übertrieben zu behaupten, Kultur könnte die Rolle der Diplomatie übernehmen. Als erster Schritt taugt sie aber durchaus. Kultur hat immer einen Platz in den Beziehungen zwischen Nationen. Das sehen wir mehr und mehr mit dem Aufstieg von asiatischen Kulturen wie China und Asien. Diese beiden alten Völker betrachten die Welt auf eine bestimmte Art, die wir besser verstehen, wenn wir uns mit ihrer Kultur beschäftigen."
... so Melissa Chiu.
Die Vereinigten Staaten bilden insofern einen Ausnahmefall, als sie im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern über kein Kulturministerium verfügen:
"Ich werde oft neidisch, wenn ich sehe, was für Leihgaben unsere europäischen Kollegen für ihre Ausstellungen erhalten. Sie arbeiten mit der Unterstützung der Regierung. So organisierten wir die erste Ausstellung von vietnamesischer Kunst in den Vereinigten Staaten. Das Musée Guimet in Paris verfolgte zur selben Zeit ein ähnliches Projekt. Und Jacques Chirac konnte einfach in ein bestimmtes Museum spazieren und eine Bronzestatue verlangen, die wir ohne die Hilfe unserer Regierung natürlich nicht bekommen hatten. Das ist ein klarer Fall, wo die Mitwirkung der Regierung von Vorteil war."
Jacques Chirac durfte sich das gewünschte Exponat gleich selber aussuchen. Hillary Clinton vermag höchstens Visa auszustellen. Wie kompliziert es bei einer Leihgabe wie Maos Schnupftuch für eine China-Ausstellung in Washingtons Smithonian Institution werden könnte, malt man sich lieber nicht aus.
"The Buddhist Heritage of Pakistan: Art of Gandhara." Asia Society, New York, bis 30. Oktober