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Wiederansiedlungsprojekt Leinelachs in Northeim

Der Leinefluss hat neue Bewohner. 30.000 kleine Lachse wurden jetzt von verschiedenen Angelvereinen in die Leine gesetzt. Damit soll der Lachs in Niedersachsen wieder heimisch, wieder angesiedelt werden. Schließlich kam er vor knapp 100 Jahren hier noch natürlicher weise vor. Auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es Wiederansiedelungsprojekte des Lachses, zum Beispiel an den Zuflüssen des Rheins oder der Elbe.

Von Carolin Hoffrogge |
    Der 14 jährige Simon Schwarz entlässt 7.500 kleine silbrig glänzende Lachse in die Freiheit. In die Moore, einen kleinen Nebenfluß der Leine bei Northeim.

    Ich bin mit der Warthose ins Wasser gegangen, hab den Eimer genommen und die Lachse in die Moore gesetzt.

    Schnell sind die kleinen Fische verschwunden, fühlen sich in dem kalten Leinewasser gleich wohl. Hier und da sieht man noch mal einen Junglachs im Wasser stehen.

    Bei uns da oben an der Brücke, da kann man sie sehen, die schwimmen aber auch weg, wenn die einen entdecken. Wenn die was hören, dann gehen die unter überstehendes Gras oder so.

    Die Angelsportvereine an der Leine engagieren sich seit 2 Jahren für die Wiederansiedelung des Lachses, erzählt Simons Vater, Willi Schwarz. Der Lachs ist ein Wanderfisch. Er zieht von der Leine in die Nordsee. Hier frißt er sich einige Jahre dick und rund, das heißt er wächst ab.

    Wenn die abgewachsen sind, kehren die wieder zurück und werden allerdings in Hannover in einer speziell vorgerichteten Reuse abgefangen, die wird also dreimal am Tag kontrolliert von Ehrenamtlichen Mitarbeitern, werden abgefangen. Dann abgestreift der Laich, in eine Fischzüchterei gebracht zum Ausbrüten.

    Diese Fischjünglinge werden dann wieder in die Leine bei Northeim gesetzt. Fünf Jahre rechnet Willi Schwarz müssen sie diese Prozedur mindestens vollziehen, damit der Lachs wieder natürlicher weise von der Nordsee in seine angestammte Heimat, also die Leine ziehen kann. Und die hat wieder richtig gutes, klares Wasser. Aber trotzdem hat der Fisch Schwierigkeiten vom hohen Norden ins Südniedersächsische zu schwimmen.

    Wir haben hier noch zuviel Gewässerverbauung, der Fluss ist nicht mehr natürlich genug, das der Lachs von sich nicht aufsteigen kann.

    Unüberwindliche Barrieren für die Wanderfische sind die Staustufen und die kleinen Wasserwerke. In deren Turbinen wird der Edelfisch zu Shusi geschreddert, wie die Angler sagen. Damit das immer seltener der Fall ist, braucht der Lachs Kletterhilfen an den Hindernissen. Für ihn werden sogenannte Fischtreppen gebaut.

    Das sieht aus wie eine Treppe, aber da sind Mulden eingebaut, wo der Lachs sich ausruhen kann, in die nächste Mulde springt, bis er dann wieder im eigentlichen Gewässer ist.

    Alle Leinelachse werden von dänischen Fischbauern gezüchtet. Sind sie zwischen 15 und 18 Zentimeter groß, kommen sie mit dem LKW nach Niedersachsen. Ein Tier kostet 50 Cent.

    Das bezahlen wir alles aus der eigenen Tasche. Die Vereinsmitglieder mit ihren Vereinsbeiträgen. Öffentliche Gelder gibt es dafür nicht. Wir versuchen natürlich irgendwelche Förderer- Sparkassen und dergleichen- anzusprechen. Wir persönlich als Verein zahlen 750 Euro. Der Hannoveraner Verein hat 5000 Euro bezahlt, aber die sind dann ja auch die ersten, die den Lachs fangen können.

    Aber mit dem Fischfang müssen auch die Angler in Hannover noch warten, denn der Lachs darf in den kommenden 10 Jahren nicht gefangen werden. Solange labt er sich an den Würmern, Maden und kleinen Fischen der Nordsee und der Leine. Wird er dann geangelt, sieht er genauso rosa rot aus, wie seine Genossen aus Irland oder Kanada.

    Die natürliche Nahrung, die der Fisch kriegt, besteht viel aus Bachflohkrebsen mit einem hohen Carotingehalt - dann wird das Fleisch auch schön rot. Sie erkennen beispielsweise bei einer Forelle wenn die ein rotes Fleisch hat hier im Fluß, dann erkennen sie daran, das es eine Forelle ist, die natürlich aufgewachsen ist, durch natürliche Nahrung.

    In 10 Jahren kann Simon wieder mit seiner Warthose in die Leine steigen in der Hoffnung seinen Eltern Angelika und Willi Schwarz mit einem Lachsfang eine Freude zu machen.

    Man könnte ihn geräuchert essen. Wir haben ja auch einen Räucherofen.

    Ja, ich denke mal, der wird geräuchert am Besten schmecken. Da gibt es natürlich mehrere Rezepte, aber im Prinzip unterscheidet er sich dann gar nicht mehr vom kanadischen Lachs, das ist halt ein Lachs.