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Wiederauferstehung des Phoenix

Raumfahrt. - Während sich die altgedienten Veteranen der NASA-Fähren nicht auf den Ruhestand, sondern eher auf viele Überstunden freuen dürfen, weil die Entwicklung eines Nachfolgers stagniert, geht Europa einen selbstbewussten, eigenen Weg ins All: Phönix soll, wenngleich unbemannt, so doch wiederverwendbar Lasten ins All tragen und damit das veraltete Konzept der Wegwerf-Raketen ablösen. In Bremen stellte der Raumfahrtkonzern Astrium heute ein erstes Modell des vor Jahren auf Eis gelegten Vogels vor.

    Zwar behaupten sich die Ariane-Raketen der europäischen Weltraumagentur ESA mit großen Nutzlasten und hoher Zuverlässigkeit gut auf dem harten Markt der Satelliten-Spediteure, doch ist ihr Ex-und-Hopp-Konzept nicht zeitgemäß. Weil das eingesetzte Material teuer ist, sucht auch Europa nach einem modernen Recycling-Konzept. Die Lösung ähnelt einer schnittigeren und kleineren Variante des US-Shuttles: Phönix, so der Name des Transporters aus der Alten Welt, trägt ebenfalls schwarze und weiße Wärmekacheln, wird von drei Triebwerken angetrieben und besitzt die typischen Stummeltragflächen eines Atmosphärengleiters. Allerdings fehlen die Fenster, denn Astronauten werden nicht an Bord sein.

    "Mit Phönix werden wir die Kosten heutiger Einweg-Trägersysteme unterbieten und den Transport auch noch sicherer machen", konstatiert Johann Spiess, zuständig für die Entwicklung beim Bremer Raumfahrtkonzern Astrium. 7,5 Tonnen Nutzlast soll das Fahrzeug vom europäischen Raumhafen in Kourou in die Umlaufbahn hieven und dabei nicht senkrecht in die Luft steigen, sondern auf dem Rücken eines 40-Meter Schlittens über fast eineinhalb Kilometer katapultiert werden. Nachdem das Gefährt so beschleunigt eine Höhe von rund 150 Kilometern erklommen hat, wird eine so genannte Oberstufe abgetrennt, die mit eigenen Triebwerken weiter in den Orbit aufsteigt. Der Träger selbst dagegen kehrt wieder zurück zur Erde und landet dort wie ein herkömmliches Flugzeug.

    "Unser Konzept sieht insgesamt drei Fahrzeuge vor, von denen stets zwei operationell einsatzbereit sind, während ein drittes in längerfristigen Wartungszyklen stehen mag", erklärt Spiess. Dabei landen die drei Vögel allerdings nicht gleich im Heimathorst in Französisch-Guyana, sondern auf kleinen europäischen Inseln im Atlantik, darunter etwa die Azoren, die über drei Kilometer lange Landepisten verfügen müssen. Von dort gelangen die Mini-Shuttles schließlich per Schiff wieder ins südamerikanische Kourou. Ein erster Demonstrationsflug soll 2003 stattfinden. Einzelheiten gibt es im Internet.

    [Quelle: Guido Meyer]