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Wiederbeschreibbares Papier aus Kunststoff

Das papierlose Büro ist oft vorhergesagt worden, doch durchgesetzt hat es sich bisher nicht. Der japanische Toshiba-Konzern präsentiert jetzt als Alternative ein neues Bürosystem. Dazu gehört wiederbeschreibbares Papier aus Kunststoff - der alte Inhalt wird gelöscht, neuer Inhalt aufgedruckt.

Von Klaus Herbst |
    Kunstoffpapier aus P-E-T soll herkömmliches Papier ersetzen, sagt Produktmanager für Drucksysteme Rainer Kinder in Krefeld. Es sei bis zu 500 Mal wieder bedruckbar, dank einer hitzeempfindlichen Schicht auf dem Plastikpapier.

    "Bei Temperaturen etwa um 150 Grad kann man dieses Papier löschen, das heißt diese wärmesensitive Schicht. Da verschieben sich die einzelnen Pigmente so, dass sie für das menschliche Auge weiß erscheinen. Bei höheren Temperaturen, etwa um die 170, 180 Grad, verschieben sich diese Pigmente so, dass es dann schwarz erscheint. Und der Trick besteht nun nicht einfach zu erhitzen, sondern auch in einer kontrollierten, schnellen Reaktion es wieder abzukühlen . Dann können Sie es auf einem Stapel sammeln und dann wie normales Papier wieder in den Drucker einlegen. Der Drucker ist so aufgebaut, dass der die Blätter einzieht, als ersten Schritt das Vorhandene löscht und im zweiten Schritt, beim gleichen Durchlauf, dann die neue Information auf das Material aufbringt."

    Der Thermodrucker für das wieder verwendbare Kunststoffpapier ist eine 70er-Jahre-Uralttechnologie aus der Frühzeit der Faxgeräte. Weniger Papier müssten recycelt werden, würde sich die Technologie in Firmen durchsetzen. Ein umweltfreundlicher Nebeneffekt: Der Thermodrucker setzt bei seiner Herstellung drei Viertel weniger CO2 frei als ein moderner Laserdrucker.

    "Um einen Laserdrucker herzustellen, wird etwa zwischen fünf und sechs Kilo CO2 ausgestoßen. Für den Toshiba Tec-Drucker wären es dann nur noch etwa ein Kilo.- Und wenn man diesen Berg Papier jetzt aufeinander stapeln würde beim normalen Kopierpapier, liegt man bei einer Säule, die ist dann 83 Meter hoch; das würde einem Hochhaus mit 23 Stockwerken entsprechen. Diese 9.600 Seiten produziert auf wieder beschreibbarem Material ergibt nur ein ganz kleines Häufchen von 31 Zentimetern."

    Allerdings ist solches P-E-T-Papier nur bedingt einsatzfähig. Nur zwölf Seiten pro Minute würde der Thermodrucker wiederbeschreiben und auch nur in schwarz und weiß. Es müsste also eine aufwendige, firmeninterne Logistik aufgebaut und befolgt werden, um die Blätter wieder zum Drucker zurückzuführen; Probleme mit dem Datenschutz kommen dabei erschwerend hinzu. Am schwersten wiegt der Einwand, den der Abfallexperte Jeff Cooper von der britischen Environment Agency in London nennt, einer Agentur, die eng mit der EU zusammenarbeitet.

    " Beim Ressourcen-Vergleich schneidet Plastikpapier sogar äußerst schlecht ab. Wir haben zurzeit genügend Holz zur Papierproduktion. Zur Produktion von Plastikpapier aus PET würde Öl verbraucht. Wer dieses Plastikpapier einführt, substituiert eine erneuerbare Energie durch eine sehr teure und nicht erneuerbare Option."

    Es gibt also Alternativen zum 500 Mal wiederbeschreibbaren Plastikpapier: viel mehr am Bildschirm korrigieren und wesentlich weniger ausdrucken, empfiehlt der britische Experte.