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Wiederöffnung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt

Das historische Gebäude des Deutschen Filmmuseum wurde fast zwei Jahre lang erneuert. Die Direktorin des Museums verspricht ein "völlig neues Haus", das mehr Raum für Exponate bietet und in der Präsentation der Filmgeschichte auch den Bogen zur Zukunft schlagen will.

Claudia Dillmann im Gespräch mit Vincent Neumann |
    Vincent Neumann: Traditionell werden die Oscars in Los Angeles verliehen, nicht in Frankfurt – aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Und so hat Maximilian Schell seinen Oscar, den er 1962 für den Film "Das Urteil von Nürnberg" bekam, an das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt verliehen – eines von vielen neuen Exponaten, die dort zukünftig in der Dauerausstellung zu sehen sein werden. Fast zwei Jahre lang wurde das 1984 eröffnete Filmmuseum umgebaut und das historische Gebäude rundum erneuert. Am Wochenende nun wird es feierlich wiedereröffnet, zunächst mit viel Prominenz, die dort ihre Lieblingsfilme präsentieren darf, am Sonntag dann kann sich jeder das renovierte Gebäude und die neue Dauerausstellung ansehen. Claudia Dillmann ist die Direktorin des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt. Frau Dillmann, was hat sich denn durch den Umbau verändert?

    Claudia Dillmann: Es ist ein völlig neues Haus mit einer neuen Architektur, es ist offen, es ist licht, es ist klar, also anders als vorher. Wir haben eine neue Dauerausstellung, ein neues Kino mit neuer Technik, wir haben einen museumspädagogischen Bereich, anderthalb Stockwerke mehr für das Publikum – es ist ein rundum erneuertes Haus.

    Neumann: Fast zwei Jahre wurde ja nun gearbeitet und die alte Gründerzeitvilla wurde wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht. Rund zwölf Millionen Euro hat das Ganze gekostet, aber in erster Linie wurde ja nicht gebaut, sondern herausgerissen, habe ich soweit verstanden. Haben Sie sich mehr Platz geschaffen?

    Dillmann: Ja, wir haben herausgerissen, wir haben aber auch abgerissen, also zum Beispiel die Vorbauten, die aus den 80er-Jahren stammen. Das Haus steht jetzt frei und offen zugänglich. Wir haben eine energetische Sanierung gemacht, Klimaanlage eingebaut. An der eigentlichen Kubatur des Hauses, seinen Ausmaßen konnten wir ja nichts ändern, aber wir haben eineinhalb Stockwerke mehr für das Publikum geschaffen, indem wir Büros und auch unsere Bibliothek ausgelagert haben.

    Neumann: Dann reden wir mal über die Inhalte. Das Herz des Museums – Sie sprachen es ja schon an – wird eine Dauerausstellung sein, die ebenso viele kostbare wie unterschiedliche Exponate hat. Da gibt es ja zum Beispiel den Oscar von Maximilian Schell, ein Sissi-Kleid von Romy Schneider und ein frisch restauriertes Alien-Kostüm aus dem gleichnamigen Film von Ridley Scott. Wie kommt man denn an solche unterschiedlichen Leihgaben dran?

    Dillmann: Die Exponate haben wir zum Teil ausgeliehen bei guten Partnern und Freunden des Hauses, H. R. Giger mit dem Alien-Kostüm zum Beispiel, hatte ja bei uns hier im Hause auch schon eine Ausstellung, wir haben eine enge Kooperation mit der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles, also der Oscar-Akademie, die uns auch wunderbare Kostümentwürfe aus "Vom Winde verweht" und "Pretty Woman" zur Verfügung gestellt hat und die Szene aus "Psycho", wie sie sozusagen gescribbelt wurde, die berühmte Dusch-Szene, aber wir haben auch vieles selbst gekauft und natürlich ganz viel aus unseren eigenen Sammlungen und Archiven beigesteuert.

    Neumann: Wie werden denn solche Exponate dann finanziert, wenn Sie die selbst kaufen, zusätzlich zu den teuren Baumaßnahmen?

    Dillmann: Wir haben Mittel bekommen zum Ankauf neuer Exponate durch eine hier in Frankfurt ansässige Stiftung.

    Neumann: Nun soll die Ausstellung ja aktuell und zukunftsgewandt sein, das haben Sie selbst mal gesagt, aber passend zum historischen Gebäude wird ja auch der Blick gerne mal zurückgeworfen: Da gibt es zum Beispiel die ersten Filmaufnahmen von Frankfurt aus dem Jahre 1896 zu sehen. Bleibt die Frühgeschichte des Kinos ein Schwerpunkt des Deutschen Filmmuseums?

    Dillmann: Ja, also die Frühgeschichte des Kinos und auch seine Vorgeschichte, die Schaulust und die Schausteller des 19. Jahrhunderts, spielen bei uns noch eine große Rolle. Wir schlagen den Bogen zwischen alt und neu und der Zukunft, wir zeigen in einem zentralen Filmraum in der Dauerausstellung eine halbe Stunde lang insgesamt 250 Filmausschnitte auf vier Leinwänden, die miteinander korrespondieren und die Themen der Dauerausstellung – also zum Beispiel Tonmontage, Licht, Kamera, Kostüm, Maske, Schauspielkunst – aufgreifen. Und hier können wir immer wieder erneuern, und da wir auch in der Dauerausstellung vor allen Dingen Originale zeigen, müssen wir auch immer wieder erneuern, denn die Originale können aus konservatorischen Gründen immer nur ein halbes bis ein Jahr hier gezeigt werden. Und dann werden sie ausgetauscht, und das erlaubt uns, auch ganz neue Exponate aus ganz neuen, aktuellen Filmen zu zeigen.

    Neumann: Aktuelle Filme, viel Kinogeschichte – dennoch bietet ja auch das Deutsche Filmmuseum viel Interaktives, viele interaktive Stationen. Muss man das heutzutage machen, um zeitgemäß zu bleiben, um die junge Generation zu begeistern?

    Dillmann: Also wir haben schon im alten Haus immer wieder Dinge auch zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt, weil wir davon überzeugt sind, dass natürlich das Selbermachen, das Ausprobieren, das Experimentieren sozusagen das Lernen vertieft auf eine spielerische Art und Weise, und gerade Film ist ja komplex. Und wir denken, dass wir durch die Einrichtung auch eines Filmstudios für unsere Besucherinnen und Besucher, Werkstatträume, hier zur Vertiefung des Verständnisses für das Medium beitragen.

    Neumann: An diesem Wochenende wird das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt wiedereröffnet. Das war die Direktorin Claudia Dillmann.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.