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Wiener Wasser - gut und günstig

Traditionell gibt es in Wiener Kaffeehäusern zum Mokka ein Glas Wasser frisch aus der Leitung. Eine Delikatesse findet Hans Sailer, Direktor der Wiener Wasserwerke:

Von Claudia Ruby |
    Traditionell gibt es in Wiener Kaffeehäusern zum Mokka ein Glas Wasser frisch aus der Leitung. Eine Delikatesse findet Hans Sailer, Direktor der Wiener Wasserwerke:

    Das Wasser schmeckt erfrischend, kühl und naturbelassen, wenn man das so sagen kann. Und das sind genau die Kriterien, die uns dazu bewegen, zu sagen, Wien hat das beste Wasser der Welt. Wir haben voriges Jahr eine große Umfrage gemacht, und es war ein sehr hoher Prozentsatz, der gesagt hat, wenn er nach Hause kommt, dann freut er sich darauf, das Wasser hier aus der Leitung wieder trinken zu können.

    Aber was ist das Besondere am Wiener Wasser? Der Ursprung liegt etwa 100 Kilometer von Wien entfernt in den Alpen.

    In der Steiermark und im Hochschwab entspringen die Quellen, aus denen die Wiener ihr Wasser beziehen. Im Winter ist die ganze Region von einer dicken Schneeschicht bedeckt – ein natürlicher Wasserspeicher. Im Frühjahr erwachen die Bergquellen zu neuem Leben. Allein die Kläfferquelle liefert dann 10.000 Liter Wasser pro Sekunde. Damit könnte man zwei Städte von der Größe Wiens mit Wasser versorgen. Ein durch und durch ökologisches System, sagt Hans Sailer:

    Gerade eine Quellwasserversorgung ist ja absolut nachhaltig. Wir pumpen das Wasser nicht aus den Bergen. Wir nehmen nur das Wasser, was unten herausrinnt. So gesehen können wir nicht mehr entnehmen, als die Natur nachliefert.

    In den Höhlen und Klüften des Kalksteins sammelt und klärt sich das Wasser. Um die hervorragende Qualität zu erhalten, darf das ganze Gebiet nur nach strengen Regeln bewirtschaftet werden. Ein Großteil des Quellgebietes steht unter Naturschutz:

    Das Geld aus der Wasserversorgung ermöglicht es uns, dort eine wirklich naturnahe Forstwirtschaft zu betreiben. Eine Forstwirtschaft, die also nicht kommerziellen Zwecken dient, sondern die ausschließlich Quellschutzgründen dient. Auch etwas, was ein Privater so sicher niemals tun könnte.

    Ursprünglich sollten die Wiener Uferfiltrat aus der Donau bekommen. Das wäre die einfachste und billigste Lösung für die Probleme der Stadt gewesen. Anfang des 19. Jahrhunderts führte die schlechte Wasserqualität in Wien zu Seuchen wie Cholera und Pest. Doch der Kaiser entschied sich damals für den Bau der ersten Hochquell-Leitung - trotz der deutlich höheren Kosten:

    Letztlich waren es die Probleme des Kurzschlusses zwischen menschlichen Abfällen, zwischen menschlichen Fäkalien und Trinkwasser. Und das war eigentlich der Hauptgrund, wo man gesagt hat, diesen Kurzschluss können wir eigentlich nur vermeiden, wenn wir das Wasser aus Gegenden bringen, wo es keinen solchen Kurzschluss geben kann, nämlich aus den Bergen, die nicht oder praktisch nicht bewohnt sind.

    Auf seinem Weg folgt das Wasser dem natürlichen Gefälle. Energie ist dafür nicht notwendig. Im Gegenteil: elf kleine Wasserkraftwerke entlang der Strecke produzieren Strom. Längst hat sich die Hochquell-Leitung rentiert. Die Wiener trinken heute nicht nur sauberes, sondern auch vergleichsweise preiswertes Wasser. Ökologie und Ökonomie müssen also kein Widerspruch sein. Ein Vorbild auch für andere Städte. Die haben zwar keine Alpenquellen vor der Haustür, sagt Hans Sailer, doch für den Schutz der natürlichen Ressourcen gelten überall dieselben Regeln:

    Letztlich gilt hier wie überhaupt für den Wasserschutz, dass der Wasserschutz Vorrang haben muss vor kurzfristigen ökonomischen Erfolgen. Und das kann auch gelten für andere Städte: dass großflächige Wasserschutzgebiete dafür garantieren, dass die Grundwasser-Qualität in diesem Fall erhalten bleibt und dass man damit auch für kommende Generationen die sichere Wasserversorgung wirklich als vordergründiges Ziel im Auge hat. Um das geht es eigentlich.