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Will ich wirklich Theologe werden?

Sie sind ein neuer Trend bei vielen Universitäten: sogenannte Self-Assessments. Im Internet können zukünftige Studierende schon vorher einmal testen, ob der gewählte Studiengang wirklich zu ihnen passt. Die Leibniz-Universität Hannover bietet diesen Selbsttest nun auch für das Fach Evangelische Theologie an.

Martina Witt |
    "Also es geht jetzt darum zu schauen, welche Motivation bringt mich zu dem Studium. Und es fängt damit an 'Sind Sie in irgendeiner Form kirchlich aktiv?' Dann haben wir hier vier Möglichkeiten, das Ganze anzuklicken: Ich habe einen sehr regelmäßigen aktiven Bezug zu einer Kirchengemeinde; ich habe einen regelmäßigen Bezug zu einer Kirchengemeinde oder kirchlichen Organisation; ich habe einen lockeren Bezug oder ich habe gar keinen Bezug."

    Fragen zur Studienmotivation, zur Bibelwissenschaft, Kirchengeschichte und Religionspädagogik. Anna Tesch klickt sich durch den etwa halbstündigen Test. Die 23-Jährige studiert im sechsten Semester evangelische Theologie in Hannover. Sie hat sich noch ohne das sogenannte Self-Assessment für das Fach entschieden.

    "Also ich glaube schon, dass er mir geholfen hätte. Für mich stand aber eigentlich schon von vornherein fest, dass ich das Studium machen möchte. Aber er hätte mich auf jeden Fall nicht abgeschreckt."

    Abschrecken möchte der Test nicht. Allerdings soll den künftigen Erstsemestern klar sein, welche Anforderungen an sie gestellt werden und welche Themen sie erwarten, sagt Religionspädagogin Christiane Rösener:

    "Hintergrund ist, dass wir Abbrecherquoten zwischen 20 und 30 Prozent haben und vermuten, dass es darauf zurückzuführen ist, dass sich die Studierenden was anderes vorstellen."

    Zum einen gebe es immer wieder Studierende, die glauben, sie könnten sich im Fach Theologie unverbindlich über verschiedene Religionen informieren.

    "Zum anderen haben wir einige Studierende, die aus eher freikirchlichem Milieu kommen und das Studium und auch die spätere Tätigkeit als ein Missionsfeld sehen. Und da wollen wir deutlich machen, dass es sich hier um eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der Bibel und der Theologie handelt, die nicht darauf abzielt, andere zu bekehren."

    Wissenschaftliches und kritisches Arbeiten: die Anforderungen und Erwartungen an die Studierenden spiegeln sich in den Fragen wider, erklärt Jeanette Schröter - sie hat den Test mit umgesetzt:

    "Der Test würde ein Textbeispiel geben, würde hinterher abfragen, inwiefern der Testteilnehmer sich mit diesen Aufgaben identifizieren kann. Und auch, inwiefern er Spaß daran hat, sich mit solchen Texten auseinanderzusetzen. Und wenn jetzt jemand ankreuzen würde, er hätte zum Beispiel kein Interesse, sich mit solchen Texten auseinanderzusetzen, würde die Antwort im Feedback heißen, dass derjenige noch mal darüber nachdenken möchte, ob die Entscheidung, die er jetzt zu treffen glaubt, die richtige ist, weil eben genau dieses Thema Bestandteil des Studiums sein wird."

    Dabei geht es aber nicht darum, ob der Teilnehmer den Test bestanden hat oder durchgefallen ist - vielmehr weist das Feedback auch auf die verschiedenen Beratungsangebote hin, in denen noch offene Fragen vor Semesterbeginn beantwortet werden können. Jan Kreuch hat sein Studium schon hinter sich - er ist Pastor und Religionslehrer. Auch er hat sich noch mal durch den Test geklickt:

    "Ich finde ihn insgesamt sehr gut. Ich fand es erhellend zu sehen, dass der wissenschaftliche Anspruch des Studiengangs deutlich gemacht wird, dass keine zu leichten Texte präsentiert werden, sondern solche Texte, die dann auch wirklich im Studium eine Rolle spielen. Ich fand den Test insofern auch gut, als er wichtige Grundinformationen über Studienmöglichkeiten, Fächerkombinationen und Abschlüsse gibt. Interessiert hätte mich vielleicht etwas mehr über Religionspädagogik, weil es ja ein religionspädagogischer Studiengang ist. Aber in etwa hält sich das die Waage mit den anderen Disziplinen."

    Aus seiner Sicht sei der Test durchaus sinnvoll, um die zukünftigen Studierenden vor Enttäuschungen zu bewahren:

    "Man hat es ja bei mir gesehen, dass mir der Test offensichtlich nahelegte, doch vielleicht eher auf Pfarramt zu studieren. Und das wäre natürlich eine wichtige Information, die man am Anfang des Studiums gut gebrauchen kann. Also ich denke, dass hätte für mich - wenn ich damals in der Situation gewesen wäre - eine Hilfe sein können."