Mittwoch Nachmittag halb sechs auf dem Kinugasa Campus der Ritsumeikan Universität in Kyoto. Die Mitglieder des studentisch organisierten Wanderzirkels "Wandervogel" machen sich warm für ihr Training. Nach dem Aufwärmen werden sie um das Campusgelände joggen, denn bald ist ein Bergwochenende geplant. Seit zwei Wochen treffen sich die Studierenden vier bis fünf Mal in der Woche nach den Vorlesungen, um Wanderkarten zu zeichnen, Erste Hilfe Übungen zu proben oder den Kurzwellen-Wetterdienst zu entschlüsseln.
In einer anderen Ecke des Campus, vor einer der beiden großen Sporthallen, hüpfen sich die Mitglieder des Dubble-Dutch-Zirkels warm. Das ist akrobatisches Seilspringen mit zwei Seilen gleichzeitig. Mami Tachika hat vor drei Jahren mit Dubble Dutch begonnen, weil sie als Studienanfängerin schnell neue Freunde finden wollte. Jetzt gibt sie ihr Können an die zehn neuen Mitglieder weiter. Die Mitgliedschaft im Zirkel kostet sie viel Zeit.
Pro Woche treffen wir uns dreimal für jeweils drei Stunden zum Training.
Mit Zirkel oder auf Japanisch "sa-kuru" sind studentisch organisierte, nicht-professionelle Vereine gemeint. Es gibt sie in großer Zahl an fast allen Universitäten und eine aktive Mitgliedschaft ist für die meisten Studierenden so selbstverständlich wie der Besuch der Seminare selbst. Eigentlich sogar noch wichtiger. Die 21jährige Yuko Ono ist Leiterin der Wandervögel und opfert mehr Zeit für den Wanderclub als für ihr eigenes Studium.
Je mehr Zeit man für den Zirkel verbringt, um so mehr tolle Dinge kann man auf die Beine stellen. Für mich ist das keine verschwendete Zeit. Ich bin in die Gruppe eingetreten, weil ich Spaß haben wollte. Es gibt aber auch welche, in denen man Erfahrungen für die berufliche Zukunft sammeln kann.
Yuko Ono schätzt, dass nur rund 20-30% ihrer Kommilitonen nicht in einem studentischen Club aktiv sind, weil sie einen Nebenjob haben.
Gleich im vierstöckigen Gebäude nebenan sucht sie die Ausrüstung zusammen, die die Wandergruppe am Wochenende mitnehmen will. Der Raum riecht unglaublich muffig, denn der Kendo Zirkel hat seine verschwitze Trainingskleidung zum Lüften aufgehängt. In einer anderen Ecke verstaubt die Skiausrüstung des Wintersportzirkels.
Auch die Universitätsverwaltung nimmt die Clubs sehr ernst. Knapp ein Prozent der jährlichen Studiengebühren, rund 40 Euro, hat sie für die Unterstützung dieser Aktivitäten reserviert. Damit unterhält sie zum Beispiel dieses große Gebäude, das "Gakusei Kaikan", zu deutsch etwa "Studentisches Clubhaus". Es ist komplett den Zirkeln reserviert. Hier haben sie ihre Clubräume, können Studierende das kleine Theater im Erdgeschoß nutzen oder einfach nur ihre Ausrüstung lagern.
Meine Aufgabe ist es, die guten Beziehungen zur Uni zu erhalten und die Wünsche der Mitglieder zu vertreten, die sie bewegt haben, in diesen Zirkel einzutreten.
Takanori Takahashi ist Vorsitzender der ESS, der English Speaking Society, ein beliebter Club, der an sehr vielen Hochschulen des Landes zu finden ist. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst, denn er hat eine Stufe in der Hierarchie innerhalb ESS erreicht, an der die Mitglieder viel von ihm erwarten. Eine Hierarchie, die auch in den meisten Betrieben zu finden ist, denn Zirkelaktivitäten sind eben nicht nur reiner Spaß, sondern auch ein soziales Training auf das spätere Berufsleben. Analog zur Anzahl der Studienjahre steigt der Status in der Gruppe. Höhersemestrige weisen Erstsemestern Aufgaben zu und weisen sie in die Gebräuche ein. Mit dem Anstieg des Status steigt aber auch der Grad der Verantwortung. Da es in Japan so gut wie keine "Langzeitstudiernden" gibt und fast alle linear, also nach vier Jahren, ihren ersten Abschluss machen, gibt es kaum Ausnahmen.
In einer anderen Ecke des Campus, vor einer der beiden großen Sporthallen, hüpfen sich die Mitglieder des Dubble-Dutch-Zirkels warm. Das ist akrobatisches Seilspringen mit zwei Seilen gleichzeitig. Mami Tachika hat vor drei Jahren mit Dubble Dutch begonnen, weil sie als Studienanfängerin schnell neue Freunde finden wollte. Jetzt gibt sie ihr Können an die zehn neuen Mitglieder weiter. Die Mitgliedschaft im Zirkel kostet sie viel Zeit.
Pro Woche treffen wir uns dreimal für jeweils drei Stunden zum Training.
Mit Zirkel oder auf Japanisch "sa-kuru" sind studentisch organisierte, nicht-professionelle Vereine gemeint. Es gibt sie in großer Zahl an fast allen Universitäten und eine aktive Mitgliedschaft ist für die meisten Studierenden so selbstverständlich wie der Besuch der Seminare selbst. Eigentlich sogar noch wichtiger. Die 21jährige Yuko Ono ist Leiterin der Wandervögel und opfert mehr Zeit für den Wanderclub als für ihr eigenes Studium.
Je mehr Zeit man für den Zirkel verbringt, um so mehr tolle Dinge kann man auf die Beine stellen. Für mich ist das keine verschwendete Zeit. Ich bin in die Gruppe eingetreten, weil ich Spaß haben wollte. Es gibt aber auch welche, in denen man Erfahrungen für die berufliche Zukunft sammeln kann.
Yuko Ono schätzt, dass nur rund 20-30% ihrer Kommilitonen nicht in einem studentischen Club aktiv sind, weil sie einen Nebenjob haben.
Gleich im vierstöckigen Gebäude nebenan sucht sie die Ausrüstung zusammen, die die Wandergruppe am Wochenende mitnehmen will. Der Raum riecht unglaublich muffig, denn der Kendo Zirkel hat seine verschwitze Trainingskleidung zum Lüften aufgehängt. In einer anderen Ecke verstaubt die Skiausrüstung des Wintersportzirkels.
Auch die Universitätsverwaltung nimmt die Clubs sehr ernst. Knapp ein Prozent der jährlichen Studiengebühren, rund 40 Euro, hat sie für die Unterstützung dieser Aktivitäten reserviert. Damit unterhält sie zum Beispiel dieses große Gebäude, das "Gakusei Kaikan", zu deutsch etwa "Studentisches Clubhaus". Es ist komplett den Zirkeln reserviert. Hier haben sie ihre Clubräume, können Studierende das kleine Theater im Erdgeschoß nutzen oder einfach nur ihre Ausrüstung lagern.
Meine Aufgabe ist es, die guten Beziehungen zur Uni zu erhalten und die Wünsche der Mitglieder zu vertreten, die sie bewegt haben, in diesen Zirkel einzutreten.
Takanori Takahashi ist Vorsitzender der ESS, der English Speaking Society, ein beliebter Club, der an sehr vielen Hochschulen des Landes zu finden ist. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst, denn er hat eine Stufe in der Hierarchie innerhalb ESS erreicht, an der die Mitglieder viel von ihm erwarten. Eine Hierarchie, die auch in den meisten Betrieben zu finden ist, denn Zirkelaktivitäten sind eben nicht nur reiner Spaß, sondern auch ein soziales Training auf das spätere Berufsleben. Analog zur Anzahl der Studienjahre steigt der Status in der Gruppe. Höhersemestrige weisen Erstsemestern Aufgaben zu und weisen sie in die Gebräuche ein. Mit dem Anstieg des Status steigt aber auch der Grad der Verantwortung. Da es in Japan so gut wie keine "Langzeitstudiernden" gibt und fast alle linear, also nach vier Jahren, ihren ersten Abschluss machen, gibt es kaum Ausnahmen.