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Willkommen im Klub

Spielen macht am meisten in Gesellschaft Spaß. Schwierig kann aber die Suche nach Mitspielern sein. Deshalb haben sich viele Spieleliebhaber in Spieleklubs zusammengeschlossen.

Von Katharina Damwerth |
    "Jetzt wird geboten nach dieser Reihenfolge." - "Jetzt könntest du, er hat drei geboten, mit vier ihn überbieten sozusagen" - "Oder das annehmen, dann kriegst du drei und gehst einfach in die nächste Stadt."

    Um Städte handeln und dabei die lukrativste ergattern, das ist das Grundprinzip des Spiels "Sechsstädtebund". In den einzelnen Städten geht es dann darum, Steuern einzutreiben, die die Spieler nicht nur in Form von Geld erhalten, sondern auch in der Gestalt von Pferden oder Waren. Die wiederum liefert man an das Königshaus und ergattert so die begehrten Siegpunkte, die hinterher - wie der Name schon sagt - zum Sieg führen.

    Was einfach klingt, ist in Wirklichkeit ganz schön kompliziert, denn das Spiel enthält jede Menge Besonderheiten, Extra-Punkte und Sonderregeln, die sogar bei Spieleprofi Sven die eine oder andere Detailfrage aufkommen lassen:

    "Könnte ich die theoretisch schon verwerten, die ich kriege, um dann zu laufen? - Ja."

    "Nicht in jedem Spiel ist es so, wenn ich in dem Zug etwas bekomme, dass ich es auch gleich verwerten darf. Das ist manchmal ganz wichtig, sind so die Feinheiten im Spiel. Wenn so eine Frage kommt, weiß auch man meistens, aha, das ist jemand, der hat schon öfter gespielt."

    Öfter gespielt hat Sven in seinem Leben auf jeden Fall. Fast 20 Jahre ist es her, dass er seinen ersten Spieleklub gegründet hat, aus dem die heutige Stechmücke hervorgegangen ist. Er selbst hat inzwischen rund 800 Brettspiele zuhause und trotzdem kommt er noch immer jeden zweiten Mittwoch hierher. Zuhause ist nicht genug Platz und hier sind viele Gleichgesinnte auf einem Haufen. Auch für seine Kollegin Svenja war das ein Grund, sich dem Klub anzuschließen:

    "Das Schöne hier ist: Du kommst hierher und du hast immer Leute zum Spielen, du musst dich nicht verabreden und du findest eigentlich immer eine Gruppe mit einem Spiel, wozu du gerade Lust hast. Weil wenn man im Freundeskreis spielt, dann fängt man die Diskussion an: welches Spiel... Und hier gibt es ja meistens drei, vier, fünf Spielrunden, da findet sich immer was. Das ist halt das Praktische."

    Auch wenn die Auswahl groß ist: Den Schwerpunkt im Spieleklub bilden ganz eindeutig die strategischen, etwas aufwendigeren Spiele, bei denen Nachdenken und Taktik gefragt sind.

    "So gewisse Mechanismen, auch mit Waren, die man hat, und wo es noch andere Dinge gibt, die man im gleichen Zug bekommt und mit beachten muss, der eine oder andere Rhythmus oder Mechanismus taucht in dem einen oder anderen Spiel auch wieder irgendwo auf. Also es hilft ungemein, mehrere komplexe Spiele schon gespielt zu haben, wenn ich wieder mal ein neues Spiel in der Hand habe und eine neue Regel."

    Und so steht auch auf dem Nachbartisch ein anspruchsvolles Strategiespiel: "7 Wonders". Der Schwierigkeitsgrad offenbart sich schon darin, dass auch hier immer mal wieder zwischendurch Regeln diskutiert werden müssen:

    "Was bedeutet das? - Deine eigenen und die von jedem unmittelbaren Nachbarn. Jede graue, die du hast, kriegst du zwei Punkte. - In die Richtung muss ich, ne? - Kann ich auch von zwei Leuten was kaufen? - Ja, aber nur von deinen direkten Nachbarn."

    Waren und Rohstoffe kaufen und verkaufen, handeln und letzten Endes wieder Siegpunkte sammeln.

    "Drei Dörte, sechs bei Andreas, boah, 32. Oh, nein, ganz knapp verloren, Dörte 37, Andreas 50 Punkte, Jörg 52 und wer schreibt, der bleibt, ich 57."

    Doch das Gewinnen spielt für die meisten hier nur am Rande eine Rolle, sie kommen aus Spaß an der Sache hierher. Und nicht zuletzt zur Entspannung:

    "Ich glaube, jeder hat hier heute eine ganz Menge um die Ohren und man kommt innerlich selten zur Ruhe, und wenn ich also spiele und gerade strategisch und nachdenken muss, dann ist für mich außen rum alles weg, dann habe ich alles ausgeblendet, dann kann ich mich entspannen dabei und danach bin ich auch, nach so einem Abend, sehr erholt."