Flo hat an einem Tag seine Freundin, seine Wohnung, sein Haustier und noch manches andere verloren. Jedes Mal, wenn er in einer kurz dahin skizzierten Szene von einem dieser Verluste erzählt hat, tritt er vors Publikum und bittet alle, die so etwas selbst schon einmal erlebt haben, die Hand zu heben. Viel Mitempfinden kann er so nicht einheimsen und letztlich findet sich keiner, der soviel Verlust auf einmal erlebt hat wie er. Was ist symptomatisch an meinem Leben, was lässt sich an Erfahrungen mit anderen teilen, wo ist Mitempfinden möglich, wo aber mündet Erleben in absolute Einsamkeit? Das sind Fragen, die die zehn jugendlichen Akteure der Gruppe die Zweifachen an der Schaubühne erkunden. Zehn Einsame erproben damit den Raum, den der englische Dramatiker Edward Bond einmal den öffentlichen Bereich der Sprache genannt hat und deren eigentlicher Ort das Theater ist. Es sind zehn biografisch eingefärbte Stücke, mit denen die Mitglieder der Gruppe den Weg aus der Isolation in den Raum öffentlicher Verständigung suchen, zehn Geschichten von isolierten Menschen, die sich zu einem Tableau zwar nicht fügen, eher zu einem Einblick in die Seelenzustände von jungen Menschen fast ohne Zukunft. Eine Jugendliche denkt sich weltvergessen eine tolle Party aus, in der die anderen nur Requisiten sind, eine andere wünscht sich eine Karriere als Schauspielerin und ein Leben in den großen Dramen, eine dritte, Kassiererin im Supermarkt, träumt von der großen Liebe und erlebt ein Fiasko. Wo die Mädchen noch konventionellen Visionen verhaftet sind, haben sich die Jungen in der Rolle von aussichtslosen Fightern eingerichtet: Nikolas kämpft vergeblich gegen die besitzergreifende Mutter, Raffael ist Gefangener einer inzestuösen Liebe zu seiner Schwester, Flo kämpft vergeblich für seinen Traum vom Leben als Musiker.
Nach Jahren der bildmächtigen Unterhaltungskultur sind Slam und Rap in diesem Theater ein Hoffnungszeichen für die Rückkehr von Stimme und Sprache. Vor allem das Wort wird wieder gültig als der letztlich einzig taugliche Weg aus der Einsamkeit hinein ins Gesellschaftliche. Aber auch "aus freien Stücken" ist kein Theater, das für diese einst aus der Subkultur vom Rand der Gesellschaft ausgehende Renaissance des Wortes schon eine neue, kohärente Form gefunden hätte. Zu skizzenhaft bleiben dafür die Figuren und ihre psychologischen Entwicklungen, zu unsicher der Umgang mit der Sprache, wenn sie nicht in Musik und Rhythmus gefasst ist: Wenn ich sterbe, möchte ich Musik werden, sagt Janine und das könnte programmatisch sein für eine Generation, die nur redegewandt wird, wenn sie Musik zu Hilfe nimmt. Aber anderes: Videos, Bilder, Techniken der Illusion werden auf diesem Theater nicht mehr benötigt. Und die einzige als virtuelles Wesen angelegte Figur – der Blutelfenmagier aus dem Videospiel "World of Warcraft" – findet hier schnell auf die reale Bühne des Lebens und wundert sich über die umwerfend hohe Videoauflösung der Wirklichkeit: Willkommen in der Realität. Die Schaubühnen-Jugendtheatertruppe "Die Zwiefachen", in der Jugendliche aus Projekten des betreuten Wohnens zusammenarbeiten, haben den Kampf gegen die Einsamkeit im Virtuellen gewonnen und überprüfen die Gültigkeit ihrer Lebensentwürfe vor einem wirklichen Publikum.
Nach Jahren der bildmächtigen Unterhaltungskultur sind Slam und Rap in diesem Theater ein Hoffnungszeichen für die Rückkehr von Stimme und Sprache. Vor allem das Wort wird wieder gültig als der letztlich einzig taugliche Weg aus der Einsamkeit hinein ins Gesellschaftliche. Aber auch "aus freien Stücken" ist kein Theater, das für diese einst aus der Subkultur vom Rand der Gesellschaft ausgehende Renaissance des Wortes schon eine neue, kohärente Form gefunden hätte. Zu skizzenhaft bleiben dafür die Figuren und ihre psychologischen Entwicklungen, zu unsicher der Umgang mit der Sprache, wenn sie nicht in Musik und Rhythmus gefasst ist: Wenn ich sterbe, möchte ich Musik werden, sagt Janine und das könnte programmatisch sein für eine Generation, die nur redegewandt wird, wenn sie Musik zu Hilfe nimmt. Aber anderes: Videos, Bilder, Techniken der Illusion werden auf diesem Theater nicht mehr benötigt. Und die einzige als virtuelles Wesen angelegte Figur – der Blutelfenmagier aus dem Videospiel "World of Warcraft" – findet hier schnell auf die reale Bühne des Lebens und wundert sich über die umwerfend hohe Videoauflösung der Wirklichkeit: Willkommen in der Realität. Die Schaubühnen-Jugendtheatertruppe "Die Zwiefachen", in der Jugendliche aus Projekten des betreuten Wohnens zusammenarbeiten, haben den Kampf gegen die Einsamkeit im Virtuellen gewonnen und überprüfen die Gültigkeit ihrer Lebensentwürfe vor einem wirklichen Publikum.