Es ist schon imposant. Ansonsten war es erst mal ein erhabenes Gefühl, dass die Anlage endlich läuft und ich konnte es noch nicht wirklich realisieren, dass die jetzt zwanzig Jahre lang Gewinne produzieren wird für nachhaltige Projekte auf der Welt.
Zurecht ist Edgar Boes-Wenner etwas stolz auf das, was sein Verein SNOW hier geschafft hat. SNOW steht für Süd-Nord-Ost-West Netzwerk und will erneuerbare Energie fördern. Weltweit.
Erneuerbare Energien können eine Jobmaschine sein für Deutschland, für Europa, für die Welt. Erneuerbare Energie sind der Träger, um den Treibhauseffekt zurückzudrängen. Und die erneuerbaren Energien, wenn man sie in der Dritten Welt dezentral einsetzt, können relativ Strom, Wärme, Lebensqualität in kleine Dörfer bringen.
Der Strom, den das Windrad in Geseke produziert, wird ins öffentliche Netz eingespeist. Innerhalb der nächsten 20 Jahre werden dadurch rund 300.000 Euro für ein indisches und ein weißrussisches Partnerprojekt zur Verfügung stehen. "Heim statt Tschernobyl" heißt die Initiative, die Häuser baut, um junge Familien aus dem verstrahlten Süden Weißrusslands umzusiedeln. Dr. Ludwig Brügmann reist seit drei Jahren regelmäßig nach Belarus.
Allein 600.000 Kinder leben noch im Süden von Weißrussland. Aber es sind alles Gebiete, die stark verstrahlt sind. Und wir geben ihnen ein neues Zuhause in einem völlig unverstrahlten Gebiet im Norden von Weißrussland an der litauischen Grenze.
Mehr als 30 ökologische Häuser aus Holzhäcksel und Lehm wurden bisher gebaut. Vor allem von den Menschen, die inzwischen in den Häusern leben. Ein kleines Dorf ist entstanden namens Drushnaja. Das bedeutet Hoffnung.
Wir möchten gerne, dass wir versuchen, die kreativen Kräfte der Menschen zu mobilisieren, das heißt keine Großprojekte hinstellen, wie das sonst in der Entwicklungshilfe oft der Fall ist, sondern wir möchten gerne die Eigeninitiative der Bevölkerung stärken und dadurch ein Stückchen Bürgergesellschaft aufbauen.
Das Windrad im westfälischen Geseke vergrößert die Perspektiven für die Bewohner des weißrussischen Dorfes noch. Denn durch eine Vorauszahlung konnte in Drushnaja jetzt ebenfalls ein Windrad aufgestellt werden. Und die Erträge daraus bleiben in der Region und können wiederum direkt für neue Häuser verwendet werden. Ein Schneeball-Effekt, den sich Edgar Boes-Wenner von SNOW wünscht. Energie hoch drei nennt er das.
Energie hoch drei heißt letztlich eine Verdreifachung der global sauberen Energieproduktion, weil aus der einen Windkraftanlage, die hier steht werden weitere Energieanlagen auf der Welt entstehen. Und damit wird sich die Gesamtkapazität erzeugter Energie quasi im Laufe von dreißig Jahren global verdreifachen.
In Indien entsteht unterdessen ein Bioenergieprojekt. Mit finanziellem Rückenwind aus Geseke wird hier eine Biomasseanlage ausgebaut.
Es soll auf Biomasse zurückgegriffen werden, weil Biomasse muss gepflanzt werden, muss geerntet werden, muss verarbeitet werden, muss in einem Biomassereaktor zur Energie gemacht werden, kann hinten wieder als guter Dünger für die Landwirtschaft rauskommen, so dass an solchen Bau von Biomasseanlagen wirklich Arbeitsplätze geknüpft sind in der Landwirtschaft, dass damit Energie erzeugt wird, um damit eine Mikroindustrie, wie Reismühle usw. angeknüft sind.
600.000 Euro hat die Windkraftanlage in Geseke gekostet. Finanziert aus Spendengeldern, Fördermitteln des Bundes und Bürgerbeteiligungen. Trotz des erheblichen finanziellen Aufwandes, ist dieses Projekt für Edgar Boes-Wenner nur ein Anfang. Vor allem, wenn die Rechnung wirklich aufgeht, dass aus einem gespendeten Euro irgendwann einmal zwei werden.
Wir haben mit der Anlage in Geseke so etwas wie einen sozialökologischen Prototyp geschaffen, so wie in der Windkraft ja auch technische Prototypen, neue gebaut werden, haben wir einen sozialökonomischen Prototypen gemacht mit einer neuen Finanzierung, mit neuen Effekten für globale Gerechtigkeit, und das wollen wir fortsetzen.