"Ganz hinten auf Deck D, dort finden Sie die Vesteralenstübn, und da gibt es in eine Viertelstunde ein Infotreffen auf Deutsch."
Das habe ich schnell gelernt: in der Kajüte als erstes den Bordlautsprecher anstellen. Musik und alle wichtigen Infos nicht nur an Deck, den Salons, im Speisesaal, sondern auch in meiner kleinen Innenkabine auf Deck E. Etwas länger hat es allerdings gedauert, bis ich die gefunden hatte.
Vielleicht habe ich aber auch nur viel zu lange vollkommen verzückt dem Schneetreiben zugeschaut, das den Hafen von Bergen in eine stille Weißlandschaft gehüllt hat. Unerfahrenen Schiffsreisenden wie mir empfiehlt sich aber auf jeden Fall zuerst ein Blick auf den Lageplan. Mein Hurtigruten-Schiff - der Norweger sagt "Hürtigrüten" -, die "Vesteralen" ist eines der mittelgroßen Schiffe der Linie, und eines der ältesten: Das ist schön. Denn statt viel Glas und Stahl in modernem Design, gibt es Holz, Messing, altmodisch verplüschte Salons mit gerafften Gobelins.
"Ich möchte Sie ganz herzlich willkommen heißen an Bord der Vesteralen. Es gibt dort einige Männer, die Sie nicht so sehr sehen, die aber ganz viel Verantwortung tragen. Ich fange an mit unserem Kapitän Rune Andreasson, der Co-Steuermann Jan Lorenzen, Herr Harald Omers, der Chef des Restaurants, aber der wichtigste Mann, der steht daneben, unser Chefkoch, verantwortlich für das gute Essen."
Wir sind rund 40 deutsche Passagiere an Bord, und der Applaus ist eindeutig: Dem guten Essen gehören die Sympathien. Für Fischfans gibt es gleich zum Frühstück die allerschönsten Sils, also Herings-Kreationen, nicht meine Sache. Auch Lachs, gekocht, geräuchert, getrocknet, gebraten, gehört eigentlich immer auf den Tisch, außer vielleicht beim Nachmittagskaffee.
"Meine Damen und Herren, die MS Vesteralen läuft jetzt Torvig an. Abfahrt von Torvig wird dann um Viertel vor elf sein."
An jedem Hafen dürfen die Passagiere aussteigen, die Stadt besichtigen und sich die Füße vertreten. In Torvig gab es nur eine Stunde "Freigang", in Alesund zum Beispiel drei Stunden für einen richtigen Ausflug. In dieser Zeit wird die Ladung gelöscht, Gabelstapler und LKW fahren an die Rampe; neue Fracht, Autos und Gäste werden geladen. Aber unbedingt zur angegebenen Zeit pünktlich zurück sein: Hurtigruten wartet nicht! Das hat uns Reiseleiter Johan Algra gleich eingeschärft.
Meine Jahreszeit ist der Winter. Grandios die Fjordlandschaft im Schnee, strahlend und glitzernd. Die bunten kleinen Häuschen festgeklebt am Hang, nur zugänglich über das dunkelblaue Wasser. Kälte macht mir nichts aus, und ich habe riesiges Glück mit dem Wetter: Sonne, ein bisschen Schneetreiben zur Abwechslung, nur -10 Grad im Durchschnitt, kein Nebel. Der Wind zieht immer wieder die Wolken weg. Nur wirklich seefest bin ich nicht. Glück gehabt, meint der Kapitän, Rune Andreasson
"Im Winter kann das Wetter schon sehr rau sein, das ist schon ganz speziell. Wir haben weniger Passagiere und mehr Ladung. Aber jede Jahreszeit hat ihre Schönheit, auch der Winter."
"Das Besondere von Winter in Norwegen sind ganz einfach die Lichtverhältnisse. Man denkt dann immer: es sei dunkel - ist es aber nicht. Nordlicht gibt es in der Nacht, das ist natürlich ganz speziell. Aber ich denke auch ganz einfach an das Tageslicht, vor allem, gerade bevor die Sonne aufgeht, das Blaulicht oder wenn die Sonne aufgekommen ist, es ist wirklich ein fabelhafte Farben, die es da gibt."
Reiseleiter Johan Algra schätzt sein "Winterpublikum". Es sei etwas jünger als im Sommer, was vermutlich an den etwas günstigeren Preisen liegt, vor allem an der Natur interessiert und an der Ruhe.
"Am allerliebsten genießen die Leute die Natur. Also ich merke doch jedes Mal wieder, dass die Leute sich gerne mal hinsetzen im Aussichtssalon und sich das Ganze vorbeigehen sehen lassen. Eine ganz günstige Art, mal Ferien zu machen. Man hat den Zimmer dabei, braucht also nicht jedes Mal zu packen, und es ist immer wieder etwas Anderes, und die Natur Norwegens ist die schönsten der Welt, meiner Meinung nach."
Da ist sie im Sommer natürlich auch, und dazu leuchtet dann die Mitternachtssonne. Wintertouristen haben dagegen die Chance auf das Nordlicht, Aurora Borealis. Ein Himmelsschauspiel, das man nur in klaren Nächten im hohen Norden sehen kann und das die Polarnacht durch die Sonnenwinde in grünes oder orangerotes Licht taucht.
"Ich will das Nordlicht sehen. Und ich bin jetzt nicht auch so ein Typ, der die Massen braucht und ich bin davon überzeugt, im Sommer ist hier die Masse. Die Ruhe, die ich jetzt hier habe, die habe ich also nicht."
Ruhig haben wir es und sehr komfortabel: auf rund 50 Passagiere, im Sommer rund 500- kommen 50 Besatzungsmitglieder. Das bedeutet mehr Freundlichkeit, Zeit und Rundum-Service für jeden. Ein Luxus, den die norwegische Regierung unterstützt: im Winter greift sie ihrem Image- und Prestigeträger Hurtigruten finanziell unter die Arme. Und die Winterleute wissen das wohl.
"Verschneite Gebirgslandschaften sind doch was ganz Anderes, als wenn Sie das im Sommer sehen, wenn alles grün ist und dieser Unterschied, der hat uns gereizt." "Das ist so ein Kindheitstraum von mir. Und da hat sich das so schön getroffen, dass ich gedacht hab: Okay, ein halbes Jahrhundert und dann gönnst du dir das und dann alles zusammengekratzt und dann machst du die Tour, wobei ich jetzt schon überzeugt bin, das ist nicht meine letzte."
"Es ist wirklich gigantisch, muss man schon sagen. Sie sagen nicht umsonst, es wäre die schönste Seereise der Welt. Bei so einer Kreuzfahrt, da haben Sie eben nichts, nur Wasser, keine Sicht, und das ist hier ja alles nicht - wirklich sehr schön, und wenn das denn alles an einem vorbeirauscht, dann ist man ja auch sehr froh darüber, nicht?"
Worüber ich froh bin: Man braucht sich nicht dreimal am Tag aufzubrezeln für die Mahlzeiten, muss auch nicht dauernd speisen oder parlieren. Man hat seinen dicken Anorak an, Mütze, Schal und die warme Hose, geht an Deck, mit Kamera, Fernglas und eventuell einem warmen Kakao aufs verlassene Sonnendeck - und kann ganz für sich allein die Reise genießen.
Das habe ich schnell gelernt: in der Kajüte als erstes den Bordlautsprecher anstellen. Musik und alle wichtigen Infos nicht nur an Deck, den Salons, im Speisesaal, sondern auch in meiner kleinen Innenkabine auf Deck E. Etwas länger hat es allerdings gedauert, bis ich die gefunden hatte.
Vielleicht habe ich aber auch nur viel zu lange vollkommen verzückt dem Schneetreiben zugeschaut, das den Hafen von Bergen in eine stille Weißlandschaft gehüllt hat. Unerfahrenen Schiffsreisenden wie mir empfiehlt sich aber auf jeden Fall zuerst ein Blick auf den Lageplan. Mein Hurtigruten-Schiff - der Norweger sagt "Hürtigrüten" -, die "Vesteralen" ist eines der mittelgroßen Schiffe der Linie, und eines der ältesten: Das ist schön. Denn statt viel Glas und Stahl in modernem Design, gibt es Holz, Messing, altmodisch verplüschte Salons mit gerafften Gobelins.
"Ich möchte Sie ganz herzlich willkommen heißen an Bord der Vesteralen. Es gibt dort einige Männer, die Sie nicht so sehr sehen, die aber ganz viel Verantwortung tragen. Ich fange an mit unserem Kapitän Rune Andreasson, der Co-Steuermann Jan Lorenzen, Herr Harald Omers, der Chef des Restaurants, aber der wichtigste Mann, der steht daneben, unser Chefkoch, verantwortlich für das gute Essen."
Wir sind rund 40 deutsche Passagiere an Bord, und der Applaus ist eindeutig: Dem guten Essen gehören die Sympathien. Für Fischfans gibt es gleich zum Frühstück die allerschönsten Sils, also Herings-Kreationen, nicht meine Sache. Auch Lachs, gekocht, geräuchert, getrocknet, gebraten, gehört eigentlich immer auf den Tisch, außer vielleicht beim Nachmittagskaffee.
"Meine Damen und Herren, die MS Vesteralen läuft jetzt Torvig an. Abfahrt von Torvig wird dann um Viertel vor elf sein."
An jedem Hafen dürfen die Passagiere aussteigen, die Stadt besichtigen und sich die Füße vertreten. In Torvig gab es nur eine Stunde "Freigang", in Alesund zum Beispiel drei Stunden für einen richtigen Ausflug. In dieser Zeit wird die Ladung gelöscht, Gabelstapler und LKW fahren an die Rampe; neue Fracht, Autos und Gäste werden geladen. Aber unbedingt zur angegebenen Zeit pünktlich zurück sein: Hurtigruten wartet nicht! Das hat uns Reiseleiter Johan Algra gleich eingeschärft.
Meine Jahreszeit ist der Winter. Grandios die Fjordlandschaft im Schnee, strahlend und glitzernd. Die bunten kleinen Häuschen festgeklebt am Hang, nur zugänglich über das dunkelblaue Wasser. Kälte macht mir nichts aus, und ich habe riesiges Glück mit dem Wetter: Sonne, ein bisschen Schneetreiben zur Abwechslung, nur -10 Grad im Durchschnitt, kein Nebel. Der Wind zieht immer wieder die Wolken weg. Nur wirklich seefest bin ich nicht. Glück gehabt, meint der Kapitän, Rune Andreasson
"Im Winter kann das Wetter schon sehr rau sein, das ist schon ganz speziell. Wir haben weniger Passagiere und mehr Ladung. Aber jede Jahreszeit hat ihre Schönheit, auch der Winter."
"Das Besondere von Winter in Norwegen sind ganz einfach die Lichtverhältnisse. Man denkt dann immer: es sei dunkel - ist es aber nicht. Nordlicht gibt es in der Nacht, das ist natürlich ganz speziell. Aber ich denke auch ganz einfach an das Tageslicht, vor allem, gerade bevor die Sonne aufgeht, das Blaulicht oder wenn die Sonne aufgekommen ist, es ist wirklich ein fabelhafte Farben, die es da gibt."
Reiseleiter Johan Algra schätzt sein "Winterpublikum". Es sei etwas jünger als im Sommer, was vermutlich an den etwas günstigeren Preisen liegt, vor allem an der Natur interessiert und an der Ruhe.
"Am allerliebsten genießen die Leute die Natur. Also ich merke doch jedes Mal wieder, dass die Leute sich gerne mal hinsetzen im Aussichtssalon und sich das Ganze vorbeigehen sehen lassen. Eine ganz günstige Art, mal Ferien zu machen. Man hat den Zimmer dabei, braucht also nicht jedes Mal zu packen, und es ist immer wieder etwas Anderes, und die Natur Norwegens ist die schönsten der Welt, meiner Meinung nach."
Da ist sie im Sommer natürlich auch, und dazu leuchtet dann die Mitternachtssonne. Wintertouristen haben dagegen die Chance auf das Nordlicht, Aurora Borealis. Ein Himmelsschauspiel, das man nur in klaren Nächten im hohen Norden sehen kann und das die Polarnacht durch die Sonnenwinde in grünes oder orangerotes Licht taucht.
"Ich will das Nordlicht sehen. Und ich bin jetzt nicht auch so ein Typ, der die Massen braucht und ich bin davon überzeugt, im Sommer ist hier die Masse. Die Ruhe, die ich jetzt hier habe, die habe ich also nicht."
Ruhig haben wir es und sehr komfortabel: auf rund 50 Passagiere, im Sommer rund 500- kommen 50 Besatzungsmitglieder. Das bedeutet mehr Freundlichkeit, Zeit und Rundum-Service für jeden. Ein Luxus, den die norwegische Regierung unterstützt: im Winter greift sie ihrem Image- und Prestigeträger Hurtigruten finanziell unter die Arme. Und die Winterleute wissen das wohl.
"Verschneite Gebirgslandschaften sind doch was ganz Anderes, als wenn Sie das im Sommer sehen, wenn alles grün ist und dieser Unterschied, der hat uns gereizt." "Das ist so ein Kindheitstraum von mir. Und da hat sich das so schön getroffen, dass ich gedacht hab: Okay, ein halbes Jahrhundert und dann gönnst du dir das und dann alles zusammengekratzt und dann machst du die Tour, wobei ich jetzt schon überzeugt bin, das ist nicht meine letzte."
"Es ist wirklich gigantisch, muss man schon sagen. Sie sagen nicht umsonst, es wäre die schönste Seereise der Welt. Bei so einer Kreuzfahrt, da haben Sie eben nichts, nur Wasser, keine Sicht, und das ist hier ja alles nicht - wirklich sehr schön, und wenn das denn alles an einem vorbeirauscht, dann ist man ja auch sehr froh darüber, nicht?"
Worüber ich froh bin: Man braucht sich nicht dreimal am Tag aufzubrezeln für die Mahlzeiten, muss auch nicht dauernd speisen oder parlieren. Man hat seinen dicken Anorak an, Mütze, Schal und die warme Hose, geht an Deck, mit Kamera, Fernglas und eventuell einem warmen Kakao aufs verlassene Sonnendeck - und kann ganz für sich allein die Reise genießen.