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Winzlinge mit Potenzial

Biologie. - Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven findet derzeit ein Workshop über Mikroalgen statt. So unscheinbar die einzelne Alge ist, so bedeutungsvoll sind sie in ihrer Gesamtheit. Schließlich stellen Algen den mit Abstand größten Anteil der Biomasse auf unserem Planeten.

    Die einzelligen Meeresalgen stellen nicht nur die meiste Biomasse, sondern verbrauchen auch mehr Kohlendioxid als alle Regenwälder zusammen. Doch nicht nur für das Klima haben die grünen Einzelle gewaltige Bedeutung. Sie stellen auch die Basis der Nahrungskette in den Weltmeeren dar und landen daher auf den Umweg über Fische, Krusten- und Schalentiere auf dem Teller der Menschen. Und da können sie durchaus Probleme bereiten, denn nicht alle Algenarten sind für Menschen ungefährlich. Klaus Valentin, einer der Organisatoren des Workshops: "Einige dieser Algen können giftig sein. Manchmal vermehren sie sich massenhaft und reichern sich in der Nahrungskette an." Fische, Muscheln und Krebse fressen sie und so gelangen ihre giftigen Inhaltstoffe schließlich auch auf menschliche Teller. "Und da können sie sogar zu Todesfällen führen", erklärt Valentin.

    Um die bisher weitgehend unbekannte Welt der Meeresalgen besser kennen zu lernen passen die Meeresbiologen Analyseverfahren aus der Medizin an ihre Belange an, etwa die so genannte Durchflußcytometrie, bei der bis zu 100.000 Zellen pro Sekunde vermessen werden können. Ein anderes Mittel, um den Millionen unbekannter Algenarten auf die Spur zu kommen, ist die Gensonde. Sie bietet ganz neue Möglichkeiten, die Algen zu unterscheiden. So gibt es etwa giftige und ungiftige Arten, die man am besten genetisch unterscheiden kann. Gerade für Aquakulturen ist es jedoch wichtig, ob eine Alge, die von Muscheln oder Krebsen gefressen wird, giftig oder verträglich ist.

    Wachsende Bedeutung haben die Algen als Rohstoffproduzenten, etwa für die ernährungsphysiologisch wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Bislang werden diese Stoffe aus Fischöl gewonnen, doch verschiedene Algenarten aus kalten Gewässern produzieren die Fettsäuren in hohen Gehalten und Reinheitsgraden.

    [Quelle: Jo Schilling]