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"Wir besuchen die Strände, es ist sehr schön!"

2013 soll ein Rekordjahr für den griechischen Tourismus werden: Über 17 Millionen Gäste aus der EU und Russland sollen das Festland und die zahlreichen Inseln besuchen. Die Russen sind besonders willkommen: Sie geben 95 Euro pro Tag aus - so viel wie sonst kein anderer Europäer.

Von Rodothea Seralidou |
    Im Viersternehotel von Alexandros Vasilikos, dem Vorsitzenden des Athener Hotelverbands. Das australische Ehepaar Gabriela und Steward Cosa sitzen in der Hotellobby und warten auf ihr Taxi. Die beiden haben gerade eine Woche Urlaub in der Ägäis hinter sich und fliegen nun braun gebrannt wieder nach Hause.

    "Ich liebe es! Die Menschen sind so freundlich, die Einkaufsmöglichkeiten fantastisch, wirklich sehr sehr gut! Wir waren auf Mykonos, auf Santorini und hatten jetzt zwei Übernachtungen hier in Athen. Ich würde auch anderen empfehlen: Kommt! Wir sind überall zu Fuß hingegangen, auch nachts, und haben uns absolut sicher gefühlt!"

    Begeisterte Aussagen wie diese freuen natürlich den Hotelier Alexandros Vasilikos. Das Vorstandsmitglied im griechischen Tourismusverband erwartet mit Zuversicht die kommenden Monate. Denn:

    "Wir erwarten dieses Jahr 17 Millionen Touristen, das ist ein Rekord! Und wir rechnen mit Einnahmen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro. Griechenland kommt aus einer sehr schlechten Lage heraus und die Preise, die wir mit ausländischen Reisebüros ausgehandelt haben, sind dieses Jahr besonders niedrig. In Athen z. B. sind die Preise um 35 Prozent gesunken."

    Die meisten Touristen kämen immer noch aus Ländern der EU, sagt Vassilikos: vor allem aus Deutschland, Frankreich, Italien. Aber auch die Osteuropäer würden einen immer größeren Teil des Marktes ausmachen:

    "Dieses Jahr erwarten wir über eine Million Russen. Damit sind sie zwar immer noch nicht zu vergleichen mit dem deutschen oder französischen Markt, aber sie etablieren sich langsam als wichtiger Markt für den griechischen Tourismus."

    Dass die Russen plötzlich Griechenland als Reiseziel entdecken, kommt nicht von ungefähr. Es gibt immer mehr Direktflüge aus Russland und sie bekommen auch viel leichter ein Visum als früher. Das war auch für die 29-jährige Irina ein Grund, Griechenland zu besuchen.

    "Es war sehr einfach, nach zwei Tagen hatten wir unser Visum. Wir lieben Griechenland, wir besuchen die Strände, es ist sehr schön!"

    Zusammen mit ihrem Mann Arthum und ihrer einjährigen Tochter schlendert Irina durch die engen Gassen der Athener Altstadt. Und so wie die meisten russischen Touristen gibt sie dabei auch viel aus:

    "Wir haben insgesamt 1000 Euro zum Ausgeben, ich habe Schuhe gekauft und Sachen für die Kinder, alles für die Kinder."(lacht)"

    Einer Studie der Bank of Greece zufolge geben russische Touristen durchschnittlich 95 Euro am Tag aus - so viel wie sonst kein anderer Europäer. Damit das so bleibt und die erwarteten Touristenströme auch tatsächlich kommen, hofft Vasilikos auf einen Sommer ohne Turbulenzen:

    "Bis jetzt hatten wir dieses Jahr keinen einzigen Streik, der die Touristen beeinflusst hat. Und das soll bitte schön so bleiben. Es müssen alle Verantwortungsbewusstsein zeigen. Denn Athen beeinflusst das Bild des ganzen Landes. Wenn etwas Negatives in Athen passiert, hat das Auswirkungen bis nach Kreta!"

    Das scheint auch die griechische Regierung zu beunruhigen. Sie würde am liebsten die anstehende Entlassung von 2000 griechischen Staatsangestellten auf den Herbst verschieben. Die Befürchtung ist groß, dass sonst die Proteste der traditionell starken Beamtengewerkschaft das ganze Land lahmlegen könnten. Und welcher Tourist wünscht sich das in seinem Urlaub? Hermann Jacobs aus dem Niederrhein jedenfalls nicht:

    "Das ist klar, wenn die Urlauber kommen sollen, sollte man so was vermeiden, sonst ist es lästig. Man will sich einen Platz anschauen, und überall sind Demonstrationen. Und wenn dann noch die Plakate mit diesen komischen Zeichen sind, das tut einem weh als deutscher Tourist."

    Ein Aufschub der Entlassungen muss aber erst von der Troika abgesegnet werden. Und griechischen Medien zufolge soll diese jetzt schon signalisiert haben, dass die Entlassungen trotz aller Befürchtungen wie vereinbart stattfinden müssen: nämlich bis Ende Juni.