Nur zu gerne berechnet der ADAC die dadurch entstehenden volkswirtschaftlichen Schäden: So gingen den Deutschen etwa 100 Millionen Stunden im Jahr verloren, weil sie statt mit 120 mit zwölf Stundenkilometer über die Autobahn schlichen. Propaganda eines Automobilclubs, der freie Fahrt für freie Bürger fordert? Nein, meint der Verkehrswissenschaftler Herbert Baum von der Universität Köln:
"Man kann eine Berechnung anstellen über die Höhe der Staukosten, die im Straßenverkehr entstehen, diese Berechnung liegt etwa bei 60 Milliarden Euro pro Jahr für Deutschland über alle Straßen."
Es lohnt sich also schon allein aus volkswirtschaftlichen Gründen, das Autobahnnetz auszubauen, meint der Experte. Die rund 850 Millionen Euro aus dem zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung seien gut investiert. Und zwar nicht nur, weil sie kurzfristig für zusätzliche Beschäftigung im Straßenbau sorgen. Sondern auch, weil sie helfen, die Staukosten zu reduzieren, meint Professor Baum:
"Das bedeutet, dass jeder Euro, der in Autobahnen investiert wird, fünf Euro an Nutzen stiftet."
Staumeldungen:
"A1 Euskirchen Richtung Köln zwischen Köln-Lövenich und Kreuz Köln-Nord
Baustelle sechs Kilometer Stau. Dort steht ein defekter LKW auf der Fahrbahn.
A1 Bremen Richtung Hamburg zwischen Sittensen und Hollenstedt
9km Stau. Dort ist der rechte Fahrstreifen blockiert.
A2 Oberhausen Richtung Dortmund zwischen Gladbeck-Ellinghorst und Gelsenkirchen-Buer vier Kilometer Stau.
A3 Oberhausen Richtung Köln zwischen Kreuz Ratingen-Ost und Kreuz Hilden
Unfall sieben Kilometer Stau. Dort ist nur ein Fahrstreifen frei."
Auf der A3, zwischen Köln-Dellbrück und Köln-Mülheim, rollt der Verkehr ausnahmsweise. Allerdings nur noch bis morgen Abend 22 Uhr. Dann heißt es wieder:
"Die A3 zwischen Leverkusen und Köln-Ost ist wegen Brückenbauarbeiten am Wochenende komplett gesperrt, eine Umleitung ist ausgeschildert."
Der Grund: Die A3 soll auf dem Kölner Ring von sechs auf acht Spuren erweitert werden, dafür muss zuerst die Eisenbahnbrücke ausgetauscht werden, die bei Köln-Mülheim die Autobahn quert. Die Pfeiler der alten Brücke begrenzen die Fahrbahn und verhindern so den Ausbau. Vollsperrungen wie diese sind allerdings die Ausnahme. Die meisten Autobahnbaustellen werden "unter Verkehr" geplant. Das heißt, die Spuren werden nacheinander einzeln gesperrt und erneuert. Und das dauert, erklärt Jürgen Hermanns, beim Landesbetrieb Straßenbau verantwortlich für alle Bauarbeiten in der Region:
"Da reden wir von Jahrzehnten, weil ich ja alles 'unter Verkehr' baue, ich kann ja nicht hingehen und hier alles dichtmachen. Dann wäre es natürlich relativ schnell fertig. In der Fahrbahn arbeiten, heißt ja auch, ich muss erst mal rechts arbeiten, dann in der Mitte arbeiten, dann auf der Gegenrichtung, wieder rechts arbeiten, dann in der Mitte arbeiten, habe also vier Schritte, um so eine Autobahn zu verbreitern. Und das kann ich nicht gleichzeitig machen, das muss ich hintereinander machen. Das führt dazu, dass die Baustellen relativ lange dauern."
Und enorm viel Geld kosten – bis zu 20 Millionen Euro pro Kilometer A3, rechnet Jürgen Herrmanns vor. Wenn eine Brücke ersetzt werden muss, wie bei Dellbrück, dann auch schon gerne mal deutlich mehr. Jede einzelne Baustelle darf zudem insgesamt nicht länger als sechs Kilometer sein. Wäre die Strecke länger, stiege die Unfallgefahr, da die Konzentration der Autofahrer auf den verengten Fahrstreifen schon nach kurzer Zeit nachlässt. Bis allein der Kölner Ring fertig ist, werden deswegen wohl noch mindestens 20 Jahre ins Land gehen. Und dann – endlich keine Staus mehr rund um die Domstadt und vielleicht auch anders wo?
"Das kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen."
"Staumeldungen voraus!"
Rund 150 Millionen Euro hat Nordrhein-Westfalen an zusätzlichen Mitteln aus dem Konjunkturpaket II für den Ausbau des Autobahnnetzes und der Bundesstraßen bekommen. Geld, über das sich der Landesbetrieb Straßenbau freut. Knapp acht Kilometer Autobahnbaustelle A3 lassen sich damit bestreiten, falls nichts dazwischen kommt, was die Baukosten unnötig in die Höhe treiben würde. Auch das Autobahnkreuz Aachen soll mit dem Geld ausgebaut werden. Eines von 25 Autobahnkreuzen in Nordrhein-Westfalen, die dringend dem höheren Verkehrsaufkommen angepasst werden müssten.
"Bis zum Jahr 2025 ermitteln alle seriösen mittel- bis langfristigen Prognosen eine weiterhin starke Zunahme der Verkehrsleistung auf der Straße. Im motorisierten Individualverkehr ist ein Zuwachs von 16 Prozent und im Straßengüterverkehr eine Zunahme von 71 Prozent zu erwarten."
So die düsteren Prognosen des ADAC. Und auch beim Landesbetrieb Straßenbau NRW rechnet niemand damit, das Stauproblem jemals in den Griff zu bekommen. Dann müsste allein die A3 nicht auf acht sondern auf zehn Spuren erweitert werden – von der A1 und der teils nur vierspurigen A 4 ganz zu schweigen.
"Man kann eine Berechnung anstellen über die Höhe der Staukosten, die im Straßenverkehr entstehen, diese Berechnung liegt etwa bei 60 Milliarden Euro pro Jahr für Deutschland über alle Straßen."
Es lohnt sich also schon allein aus volkswirtschaftlichen Gründen, das Autobahnnetz auszubauen, meint der Experte. Die rund 850 Millionen Euro aus dem zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung seien gut investiert. Und zwar nicht nur, weil sie kurzfristig für zusätzliche Beschäftigung im Straßenbau sorgen. Sondern auch, weil sie helfen, die Staukosten zu reduzieren, meint Professor Baum:
"Das bedeutet, dass jeder Euro, der in Autobahnen investiert wird, fünf Euro an Nutzen stiftet."
Staumeldungen:
"A1 Euskirchen Richtung Köln zwischen Köln-Lövenich und Kreuz Köln-Nord
Baustelle sechs Kilometer Stau. Dort steht ein defekter LKW auf der Fahrbahn.
A1 Bremen Richtung Hamburg zwischen Sittensen und Hollenstedt
9km Stau. Dort ist der rechte Fahrstreifen blockiert.
A2 Oberhausen Richtung Dortmund zwischen Gladbeck-Ellinghorst und Gelsenkirchen-Buer vier Kilometer Stau.
A3 Oberhausen Richtung Köln zwischen Kreuz Ratingen-Ost und Kreuz Hilden
Unfall sieben Kilometer Stau. Dort ist nur ein Fahrstreifen frei."
Auf der A3, zwischen Köln-Dellbrück und Köln-Mülheim, rollt der Verkehr ausnahmsweise. Allerdings nur noch bis morgen Abend 22 Uhr. Dann heißt es wieder:
"Die A3 zwischen Leverkusen und Köln-Ost ist wegen Brückenbauarbeiten am Wochenende komplett gesperrt, eine Umleitung ist ausgeschildert."
Der Grund: Die A3 soll auf dem Kölner Ring von sechs auf acht Spuren erweitert werden, dafür muss zuerst die Eisenbahnbrücke ausgetauscht werden, die bei Köln-Mülheim die Autobahn quert. Die Pfeiler der alten Brücke begrenzen die Fahrbahn und verhindern so den Ausbau. Vollsperrungen wie diese sind allerdings die Ausnahme. Die meisten Autobahnbaustellen werden "unter Verkehr" geplant. Das heißt, die Spuren werden nacheinander einzeln gesperrt und erneuert. Und das dauert, erklärt Jürgen Hermanns, beim Landesbetrieb Straßenbau verantwortlich für alle Bauarbeiten in der Region:
"Da reden wir von Jahrzehnten, weil ich ja alles 'unter Verkehr' baue, ich kann ja nicht hingehen und hier alles dichtmachen. Dann wäre es natürlich relativ schnell fertig. In der Fahrbahn arbeiten, heißt ja auch, ich muss erst mal rechts arbeiten, dann in der Mitte arbeiten, dann auf der Gegenrichtung, wieder rechts arbeiten, dann in der Mitte arbeiten, habe also vier Schritte, um so eine Autobahn zu verbreitern. Und das kann ich nicht gleichzeitig machen, das muss ich hintereinander machen. Das führt dazu, dass die Baustellen relativ lange dauern."
Und enorm viel Geld kosten – bis zu 20 Millionen Euro pro Kilometer A3, rechnet Jürgen Herrmanns vor. Wenn eine Brücke ersetzt werden muss, wie bei Dellbrück, dann auch schon gerne mal deutlich mehr. Jede einzelne Baustelle darf zudem insgesamt nicht länger als sechs Kilometer sein. Wäre die Strecke länger, stiege die Unfallgefahr, da die Konzentration der Autofahrer auf den verengten Fahrstreifen schon nach kurzer Zeit nachlässt. Bis allein der Kölner Ring fertig ist, werden deswegen wohl noch mindestens 20 Jahre ins Land gehen. Und dann – endlich keine Staus mehr rund um die Domstadt und vielleicht auch anders wo?
"Das kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen."
"Staumeldungen voraus!"
Rund 150 Millionen Euro hat Nordrhein-Westfalen an zusätzlichen Mitteln aus dem Konjunkturpaket II für den Ausbau des Autobahnnetzes und der Bundesstraßen bekommen. Geld, über das sich der Landesbetrieb Straßenbau freut. Knapp acht Kilometer Autobahnbaustelle A3 lassen sich damit bestreiten, falls nichts dazwischen kommt, was die Baukosten unnötig in die Höhe treiben würde. Auch das Autobahnkreuz Aachen soll mit dem Geld ausgebaut werden. Eines von 25 Autobahnkreuzen in Nordrhein-Westfalen, die dringend dem höheren Verkehrsaufkommen angepasst werden müssten.
"Bis zum Jahr 2025 ermitteln alle seriösen mittel- bis langfristigen Prognosen eine weiterhin starke Zunahme der Verkehrsleistung auf der Straße. Im motorisierten Individualverkehr ist ein Zuwachs von 16 Prozent und im Straßengüterverkehr eine Zunahme von 71 Prozent zu erwarten."
So die düsteren Prognosen des ADAC. Und auch beim Landesbetrieb Straßenbau NRW rechnet niemand damit, das Stauproblem jemals in den Griff zu bekommen. Dann müsste allein die A3 nicht auf acht sondern auf zehn Spuren erweitert werden – von der A1 und der teils nur vierspurigen A 4 ganz zu schweigen.