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"Wir feiern in Deutschland mehr das Geben"

Hasso Plattner, Mitbegründer des Softwaregiganten SAP tritt der Spendeninitiative "The Giving Pledge" des US-Milliardärs Warren Buffett bei. Plattner ist der erste Deutsche, der mitmacht. Spenden die deutschen Reichen zu wenig? Nein, meint Hans Fleisch vom Bundesverband Deutscher Stiftungen, sie tun es nur meist nicht öffentlich.

Hans Fleisch im Gespräch mit Benjamin Hammer |
    Benjamin Hammer: Bill Gates und Warren Buffett gehören zu den reichsten Menschen der Welt und sie wollen von ihrem Geld etwas abgeben, haben den Club "The Giving Pledge" gegründet. Jetzt hat der SAP-Gründer Hasso Plattner erklärt, dass er diesem Club beitreten will - eine milliardenschwere Entscheidung. Wir wollen über Mäzene und Stiftungen sprechen: mit Hans Fleisch, er ist Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Guten Tag, Herr Fleisch.

    Hans Fleisch: Guten Abend!

    Hammer: Ist heute ein guter Tag für die deutsche Stiftungslandschaft?

    Fleisch: Jeder Tag ist ein guter Tag für die deutsche Stiftungslandschaft, weil an jedem Tag zwei bis drei neue Stiftungen in Deutschland errichtet werden. Wir feiern in Deutschland mehr das Geben, was man versprochen hat, während "The Giving Pledge" ja das Versprechen ist, künftig etwas zu geben. Das wird in Amerika stärker kommuniziert. Das ist für uns nicht ganz so kommunikativ im Vordergrund. Bei uns gibt es jeden Tag Menschen, die einen nicht geringen Betrag ihres Geldes in eine Stiftung stecken, auch sehr reiche Menschen. Und immer, wenn es dann tatsächlich passiert, ist es ein guter Tag und insofern haben wir viele gute Tage jedes Jahr.

    Hammer: Hasso Plattner ist jetzt ein Unternehmer, ein reicher Mensch, wie Sie sagen. Was ist mit den anderen Superreichen? Spenden und stiften die genug?

    Fleisch: Die spenden und stiften teilweise ganz erheblich, und zwar teilweise deutlich mehr als die Hälfte ihres Vermögens. Aber noch einmal: Die versprechen es nicht unbedingt sehr öffentlich in Deutschland, sie machen es. Und wenn das dann passiert, wie zum Beispiel der SAP-Gründer Klaus Tschira, andere sehr reiche Menschen, dann ist es in Deutschland so, dass das bekannt gegeben wird, wenn zum Beispiel Sie Ihr Geld in eine gemeinnützige Stiftung gegeben haben, oder an eine Universität. Das passiert von den wohlhabenden Menschen sehr häufig in Deutschland. Natürlich wünsche ich mir sowohl in Deutschland als auch in Amerika als auch in anderen Ländern, dass die Menschen, die zu Wohlstand oder sogar Reichtum gekommen sind, davon noch einen größeren Teil spenden oder stiften.

    Hammer: Viel des Geldes, über das wir sprechen, geht ja in Stiftungen, für die Sie auch sprechen. Diese Stiftungen haben Steuervorteile, ein hohes Ansehen in der Gesellschaft. Die Öffentlichkeit hat aber nicht zwangsläufig den größten Einblick in die Stiftungen, obwohl die sich ja meist für das Gemeinwohl engagieren. Wie passt das zusammen?

    Fleisch: Die Stiftungen, die gemeinnützig akzeptiert sind, die als gemeinnützig anerkannt sind, sind ja das nicht aus eigenem Gutdünken, sondern der Staat hat bestimmte Kriterien und staatliche Institutionen geschaffen, die dafür zuständig sind. Insofern müssen Stiftungen transparent sein gegenüber dem Finanzamt und, anders als andere gemeinnützige Organisationsformen, Stiftungen unterliegen regelmäßig der Stiftungsaufsicht, müssen also dort auch sehr transparent kommunizieren, ihre Finanzen offenlegen und so weiter. Das Reinheitsgebot gilt insofern für die deutschen Stiftungen, anders als im Ausland, und insofern haben wir dort einen sehr klaren Bereich. Die Stiftungen sind allerdings frei bei der Gestaltung ihrer Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Medien oder interessierten Dritten. Hier werben wir vom Bundesverband Deutscher Stiftungen dafür, möglichst viel und auch verständlich die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren, damit auch das Vertrauen in die gute Reputation der Stiftung, dass das erhalten bleibt.

    Hammer: Hasso Plattners Milliarden und die deutschen Stiftungen – das war Hans Fleisch, Generalsekretär beim Bundesverband Deutscher Stiftungen. Besten Dank!

    Fleisch: Ich danke auch.


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