Silvia Engels: Herr Geis, was ist denn da los in der CSU?
Norbert Geis: Ja, das Ganze hat schon leicht absurde Züge, weil man, wenn man ganz innen drin ist, einen anderen Eindruck hat, als wenn man dann in die Blätter schaut, in die Tageszeitungen schaut, Nachrichten hört. Da ist schon eine Differenz. Da werden bestimmte Fetzen aufgegriffen, und die werden dann auch ausgelegt, aufgebauscht von Zeitungen, und daraus kommt dann ein Mix, der so halb wahr und halb falsch ist, also eigentlich falsch ist, weil zum Beispiel dieses Gerücht, es gäbe eine Revolution oder es gäbe ein Ablösung, es gäbe eine Gruppe, die sich da zusammensetzt, um die Überlegung anzustellen, wie schnell werden wir Edmund Stoiber los, dieses Gerücht, an diesem Gerücht ist nichts Wahres dran.
Ich habe gestern noch mit wichtigen Leuten gesprochen, weil ich zufällig auch in der Landesleitung zu tun hatte, da ist nichts dran, das ist alles überzogen. Natürlich gibt es wahrscheinlich Leute, die sich Gedanken darüber machen, was ist denn, wenn Edmund Stoiber das Handtuch wirft, für diesen Tag müsste man vorbereitet sein. Es könnte ja sein, dass Edmund Stoiber sagt, jetzt habe ich genug, ich habe mich angestrengt, ich habe Bayern nach vorne gebracht, ich habe eine hervorragende Politik, und nun will man mir den Boden unter den Füßen wegziehen, da mache ich nicht mit. Das kann sein. Es kann aber auch sein, dass er kämpft und sagt, jetzt will ich es wissen. Und darauf kann man heute überhaupt noch keine Antwort geben. Ich meine, der wichtigste Rat, den man der CSU im Augenblick geben kann, ist, Ruhe bewahren und sich nicht ständig beeindrucken lassen von irgendwelchen Gerüchten, die da auftauchen und morgen wieder vorbei sind.
Engels: Sie sagen also, Bayerischer Rundfunk, "Süddeutsche Zeitung" und "Abendzeitung", die übereinstimmend diese Gerüchte melden, da sei nichts dran. Sie haben aber auch gesagt, halb falsch, halb wahr. Was ist denn halb wahr?
Geis: Ja, halb wahr wird wohl sein, dass es sicherlich Leute in der CSU gibt, die sich Überlegungen machen, was ist, wenn Edmund Stoiber selber erklärt, ich will nicht mehr? Dann werden natürlich solche Spekulationen jetzt schon angestellt, aber das beruht ja nicht auf realem Boden. Die Leute, die solche Überlegungen treffen, wenn sie zum Präsidium gehören, ich kenne die alle der Reihe nach, das sind ganz überlegte, ruhige Leute, die überhaupt keinen Putsch wollen, die wollen auch keine Revolution, die wollen Ruhe im Laden haben, und die wollen haben, dass die CSU die erfolgreiche Partei bleibt, die sie nun einmal ist. Und dann gibt es auf der anderen Seite viele Leute, nicht in der Partei, sondern außerhalb der Partei, die das nicht wollen, die wollen endlich einmal die CSU gewissermaßen einen Kopf kürzer machen, die soll zusammengestutzt werden und soll eine normale 30-Prozent-Partei werden wie in anderen Bundesländern auch. Und das wollen wir wiederum nicht. Wir müssen halt jetzt sehen, dass wir unsere Leute in der eigenen Partei auf Linie bringen gewissermaßen, dass sie also sagen, jetzt haltet stillt, lasst euch nicht beeindrucken.
Engels: Auch beim Präsidium?
Geis: Ich bin auch der Meinung, dass das Präsidium, also das Präsidium hat am Montag einen ganz klaren Beschluss gefasst, und ich habe mit einem wichtigen Mann gestern aus dem Präsidium gesprochen, der sagt, dieser Beschluss gilt, wir sind doch nicht im Kindergarten. Die haben ganz klar erklärt, wir wollen an Edmund Stoiber festhalten. Und wenn Sie mal überlegen: Jeder erklärt, Edmund Stoiber ist ein hervorragender Ministerpräsident, seine Bilanz ist exzellent, und wenn man genau hinschaut, es ist auch eine exzellente Bilanz. Und nun kommen andere und sagen, der Mann muss weg. Das ist ja irgendwo irrational.
Engels: Blicken wir noch einmal auf die Möglichkeiten, jetzt für Ruhe zu sorgen, denn das scheint ja das CSU-Bestreben zu sein, denn Edmund Stoiber hat sich ja zum Teil, das räumen alle ein, durch seine unklaren Regelungen, wann er abtreten möchte, zum Teil selbst mit in diese Lage gebracht. Sollte er ein klares Termindatum nennen, wann er abtritt, um diese Ruhe reinzubringen?
Geis: Ja, das ist zunächst einmal auch eine Frage. Wenn er dieses klare Termindatum nennt, dann kommen übermorgen wieder andere Leute und sagen, das ist zu lang. Und die anderen sagen vielleicht, er hat sich drängen lassen, er ist in die Knie gegangen. Wissen Sie, das hat immer so zwei Seiten in einer Medienlandschaft. Also da kann ich ihm eigentlich gar nicht, ich kann nur, wenn ich ihm raten dürfte, ich würde sagen, jetzt halt die Zügel fest in der Hand und versuche durch diesen Sturm durchzukommen, und dann kann man, wenn man wieder Land erreicht hat, kann man sehen, wie sich die Dinge entwickelt haben und wie man sich das selber vorstellt. Keiner ist unersetzbar, das ist völlig klar, und wir müssen uns alle irgendwann einmal darauf einstellen, dass ein so hervorragender Mann wie Edmund Stoiber aus der Politik ausscheidet, das ist auch klar. Das kann ja jedem passieren, der sonst irgendwo in der Mitte steht, der kann heute krank werden oder es kann ihn was Schlimmeres treffen, und dann ist er weg.
Engels: Oder es passiert 2010?
Geis: Ja, ich weiß es nicht, ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich meine, wenn wir jetzt spekulieren und sagen 2010, und sagen 2012 oder sagen, wie er selber mal gesagt hat, 2013, also die volle Legislaturperiode nach der nächsten Wahl: Ich kann dazu im Augenblick gar nicht sagen. Ich halte eine solche Spekulation auch für falsch. Sie gibt nur Anlass zu neuen Spekulationen. Wir haben folgende Situation: Wir haben einen exzellenten Ministerpräsidenten. Viele Leute sagen, es ist der beste in ganz Deutschland. Wir haben eine exzellente Politik in Bayern. Wir haben exzellente Ergebnisse. Wir haben eine starke CSU, seit 40 Jahren mit absoluter Mehrheit gewählt worden, das hat sie sich ja nicht geholt, die hat sie nicht usurpiert, sie ist gewählt worden von den Bürgern. Diese Situation haben wir, und nun sollen wir uns sagen lassen, schickt diesen Mann, der das mit erarbeitet hat, jetzt in die Wüste. Ja, was sind wir eigentlich für Leute?
Engels: Besten Dank. Jetzt kommen die Nachrichten, deswegen setzen wir an dieser Stelle einen Punkt. Norbert Geis war das, Innenexperte der CSU. Ich bedanke mich für das Gespräch.
Norbert Geis: Ja, das Ganze hat schon leicht absurde Züge, weil man, wenn man ganz innen drin ist, einen anderen Eindruck hat, als wenn man dann in die Blätter schaut, in die Tageszeitungen schaut, Nachrichten hört. Da ist schon eine Differenz. Da werden bestimmte Fetzen aufgegriffen, und die werden dann auch ausgelegt, aufgebauscht von Zeitungen, und daraus kommt dann ein Mix, der so halb wahr und halb falsch ist, also eigentlich falsch ist, weil zum Beispiel dieses Gerücht, es gäbe eine Revolution oder es gäbe ein Ablösung, es gäbe eine Gruppe, die sich da zusammensetzt, um die Überlegung anzustellen, wie schnell werden wir Edmund Stoiber los, dieses Gerücht, an diesem Gerücht ist nichts Wahres dran.
Ich habe gestern noch mit wichtigen Leuten gesprochen, weil ich zufällig auch in der Landesleitung zu tun hatte, da ist nichts dran, das ist alles überzogen. Natürlich gibt es wahrscheinlich Leute, die sich Gedanken darüber machen, was ist denn, wenn Edmund Stoiber das Handtuch wirft, für diesen Tag müsste man vorbereitet sein. Es könnte ja sein, dass Edmund Stoiber sagt, jetzt habe ich genug, ich habe mich angestrengt, ich habe Bayern nach vorne gebracht, ich habe eine hervorragende Politik, und nun will man mir den Boden unter den Füßen wegziehen, da mache ich nicht mit. Das kann sein. Es kann aber auch sein, dass er kämpft und sagt, jetzt will ich es wissen. Und darauf kann man heute überhaupt noch keine Antwort geben. Ich meine, der wichtigste Rat, den man der CSU im Augenblick geben kann, ist, Ruhe bewahren und sich nicht ständig beeindrucken lassen von irgendwelchen Gerüchten, die da auftauchen und morgen wieder vorbei sind.
Engels: Sie sagen also, Bayerischer Rundfunk, "Süddeutsche Zeitung" und "Abendzeitung", die übereinstimmend diese Gerüchte melden, da sei nichts dran. Sie haben aber auch gesagt, halb falsch, halb wahr. Was ist denn halb wahr?
Geis: Ja, halb wahr wird wohl sein, dass es sicherlich Leute in der CSU gibt, die sich Überlegungen machen, was ist, wenn Edmund Stoiber selber erklärt, ich will nicht mehr? Dann werden natürlich solche Spekulationen jetzt schon angestellt, aber das beruht ja nicht auf realem Boden. Die Leute, die solche Überlegungen treffen, wenn sie zum Präsidium gehören, ich kenne die alle der Reihe nach, das sind ganz überlegte, ruhige Leute, die überhaupt keinen Putsch wollen, die wollen auch keine Revolution, die wollen Ruhe im Laden haben, und die wollen haben, dass die CSU die erfolgreiche Partei bleibt, die sie nun einmal ist. Und dann gibt es auf der anderen Seite viele Leute, nicht in der Partei, sondern außerhalb der Partei, die das nicht wollen, die wollen endlich einmal die CSU gewissermaßen einen Kopf kürzer machen, die soll zusammengestutzt werden und soll eine normale 30-Prozent-Partei werden wie in anderen Bundesländern auch. Und das wollen wir wiederum nicht. Wir müssen halt jetzt sehen, dass wir unsere Leute in der eigenen Partei auf Linie bringen gewissermaßen, dass sie also sagen, jetzt haltet stillt, lasst euch nicht beeindrucken.
Engels: Auch beim Präsidium?
Geis: Ich bin auch der Meinung, dass das Präsidium, also das Präsidium hat am Montag einen ganz klaren Beschluss gefasst, und ich habe mit einem wichtigen Mann gestern aus dem Präsidium gesprochen, der sagt, dieser Beschluss gilt, wir sind doch nicht im Kindergarten. Die haben ganz klar erklärt, wir wollen an Edmund Stoiber festhalten. Und wenn Sie mal überlegen: Jeder erklärt, Edmund Stoiber ist ein hervorragender Ministerpräsident, seine Bilanz ist exzellent, und wenn man genau hinschaut, es ist auch eine exzellente Bilanz. Und nun kommen andere und sagen, der Mann muss weg. Das ist ja irgendwo irrational.
Engels: Blicken wir noch einmal auf die Möglichkeiten, jetzt für Ruhe zu sorgen, denn das scheint ja das CSU-Bestreben zu sein, denn Edmund Stoiber hat sich ja zum Teil, das räumen alle ein, durch seine unklaren Regelungen, wann er abtreten möchte, zum Teil selbst mit in diese Lage gebracht. Sollte er ein klares Termindatum nennen, wann er abtritt, um diese Ruhe reinzubringen?
Geis: Ja, das ist zunächst einmal auch eine Frage. Wenn er dieses klare Termindatum nennt, dann kommen übermorgen wieder andere Leute und sagen, das ist zu lang. Und die anderen sagen vielleicht, er hat sich drängen lassen, er ist in die Knie gegangen. Wissen Sie, das hat immer so zwei Seiten in einer Medienlandschaft. Also da kann ich ihm eigentlich gar nicht, ich kann nur, wenn ich ihm raten dürfte, ich würde sagen, jetzt halt die Zügel fest in der Hand und versuche durch diesen Sturm durchzukommen, und dann kann man, wenn man wieder Land erreicht hat, kann man sehen, wie sich die Dinge entwickelt haben und wie man sich das selber vorstellt. Keiner ist unersetzbar, das ist völlig klar, und wir müssen uns alle irgendwann einmal darauf einstellen, dass ein so hervorragender Mann wie Edmund Stoiber aus der Politik ausscheidet, das ist auch klar. Das kann ja jedem passieren, der sonst irgendwo in der Mitte steht, der kann heute krank werden oder es kann ihn was Schlimmeres treffen, und dann ist er weg.
Engels: Oder es passiert 2010?
Geis: Ja, ich weiß es nicht, ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich meine, wenn wir jetzt spekulieren und sagen 2010, und sagen 2012 oder sagen, wie er selber mal gesagt hat, 2013, also die volle Legislaturperiode nach der nächsten Wahl: Ich kann dazu im Augenblick gar nicht sagen. Ich halte eine solche Spekulation auch für falsch. Sie gibt nur Anlass zu neuen Spekulationen. Wir haben folgende Situation: Wir haben einen exzellenten Ministerpräsidenten. Viele Leute sagen, es ist der beste in ganz Deutschland. Wir haben eine exzellente Politik in Bayern. Wir haben exzellente Ergebnisse. Wir haben eine starke CSU, seit 40 Jahren mit absoluter Mehrheit gewählt worden, das hat sie sich ja nicht geholt, die hat sie nicht usurpiert, sie ist gewählt worden von den Bürgern. Diese Situation haben wir, und nun sollen wir uns sagen lassen, schickt diesen Mann, der das mit erarbeitet hat, jetzt in die Wüste. Ja, was sind wir eigentlich für Leute?
Engels: Besten Dank. Jetzt kommen die Nachrichten, deswegen setzen wir an dieser Stelle einen Punkt. Norbert Geis war das, Innenexperte der CSU. Ich bedanke mich für das Gespräch.
