Manchmal klagt Massimo Malanima. Zum Beispiel wenn der Regen im Frühling seine Mimosen zerstört oder lange Trockenheit die Zweige seines Ziergrüns vertrocknen ließ. Doch beim Blick über seine Olivenhaine und Mimosenplantagen ist er sich seines Privilegs wohl bewusst: In einem der schönsten Gebiete der italienischen Riviera, zwischen Bordighera und San Remo, baut er Oliven, Ziergrün und Mimosen an. Massimo Malanima:
"In diesem Jahr geht es meinen Mimosen eigentlich ganz gut, was leider nicht immer so ist. In manchen Jahren herrscht eine fürchterliche Trockenheit, wie vor zwei Jahren, und in diesem Winter hat es geschneit, ununterbrochen, mehrere Tage lang. Wir Blumenzüchter sind immer extrem von den Wetterbedingungen abhängig. Zuerst hat der Markt den Preis für die Blüten gehalten, es gab vierzig Euro für drei Kilo Mimosen; aber wenige Tage später wurden nur noch fünfzehn Euro gezahlt. Zur Haupterntezeit, im Frühjahr, hat es geregnet, und dann mussten wir regelrecht kämpfen, um überhaupt einen Teil der Blüten abernten zu können. "
Massimo besitzt 25 000 Quadratmeter Land. Er rechnet immer in Quadratmetern, weil es fast nirgendwo in der engen Küstenlandschaft Westliguriens eine zusammenhängende Fläche von einem ganzen Hektar gibt. Seit dem 19. Jahrhundert prägt die Blumenzucht das Gesicht der Riviera zwischen Genua und der französischen Grenze. Der Name "Riviera dei Fiori," Blumenriviera, ist dadurch entstanden. Durch das milde Klima war die ligurische Küste für den Blumenanbau prädestiniert. Der erste Blumenmarkt entstand 1895 in San Remo. Rosen und Nelken aus San Remo waren damals in ganz Europa berühmt.
Bauer Mario Cassini, heute 87 Jahre alt, erinnert sich:
"Früher war in unserer Gegend alles voller Rosen. Jede Nacht sind wir Bauern aufgestanden und haben unsere Blumen zum Markt in San Remo gebracht. Der war ein einzigartiges Spektakel. In einer Herbstnacht hat dann ein Hagel viele Treibhäuser zerstört, und wir haben sie nicht wieder aufgebaut. Der Rosenanbau hat sich nicht mehr gelohnt, weil Energie und Düngemittel zu teuer geworden sind. Viele haben dann die Rosen durch Ziergrün ersetzt. "
Unzählige Treibhäuser haben damals das terrassierte Land über dem Meer geprägt. Heute werden wertvolle Blüten nur noch durch schwarze Netze gegen Regen oder zuviel Sonne geschützt. An die Zeit, als für den Anbau von Rosen, Orchideen und Kamelien große Mengen DDT versprüht wurden, erinnert man sich heute nicht mehr gern. Zwar sind viele Familien in der Vergangenheit durch den Blumenanbau reich geworden. Doch die Spätfolgen - häufige Krebserkrankungen unter den Anbauern - haben zu einem radikalen Umdenken geführt. An der "Blumenriviera" hat man auf Qualität gesetzt. Anbegaut werden vorwiegend Mimosen, Ginster, Saisonblumen und Ziergrün; aufwendige Treibhäuser gehören der Vergangenheit an. Massimo Malanima:
"Die Konkurrenz aus Südamerika, Afrika oder Israel wird immer erdrückender für uns. Die Kosten für den Anbau sind dort so viel niedriger, dass wir nur unter großen Opfern dagegen ankommen können. Wir setzen zwar auf Qualität, aber ich fürchte, längerfristig wird uns auch das nicht retten können. Eigentlich kämpfen wir hier nur ums Überleben, für die nächsten Jahre sehe ich wenig Perspektive für uns. "
Massimo Malanima vermarktet nach einem System, das ihm eine gewisse Unabhängigkeit garantiert: einen Teil der Ernte liefert er direkt beim Großhändler ab, einen zweiten bei der Cooperative der Blumenanbauer in Dolceacqua.
Mimosen und Ginster werden kiloweise verkauft, alle anderen Blumen, "nach Stil", wie es in der Fachsprache heißt. Neben den Saisonblumen sind Lorbeer, Asparagus, Eukalyptus und falscher Pfeffer – in der Fachsprache "Ziergrün" genannt – wichtigste Exportprodukte. Siebzig Prozent der Blumen gehen nach Deutschland, mehrere Lastwagen sind täglich von Süden nach Norden unterwegs. In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sind Blumen allerdings ein Luxusprodukt. Nur wenn die deutsche Wirtschaft blüht, sagt Massimo, geht es seiner Plantage gut. Doch vom Blumenanbau allein kann an der "Riviera dei Fiori" niemand mehr leben:
"Ich sehe keine jungen Leute mehr, die in den Blumenanbau investieren. Ich habe zwei Töchter, und die werden mein Gut sicher nicht übernehmen wollen. In vielen Gemeinden hier hat man auch auf sanften Tourismus gesetzt. Nur wenn man sich wie ich mit dem Verkauf von hochwertigem Olivenöl und Blumen arrangiert, kann man versuchen, in diesen schwierigen Zeiten zu überleben. "
Jeden Samstag treffen sich die Bauern in der Cooperative von Dolceacqua. Und wenn der 87-jährige Mario Cassini mit brüchiger Stimme die alten Lieder über die Rosenhaine von Bordighera anstimmt, ist sich Massimo - trotz aller Klagen - seiner Lebensqualität bewusst:
"Wenn ich darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich ständig Opfer bringe. Aber dann schaue ich mich um und denke, dass mich all die Schönheit, die zu meinem Alltag gehört, für das schwierige Leben als Blumenanbauer auch entschädigt. "
"In diesem Jahr geht es meinen Mimosen eigentlich ganz gut, was leider nicht immer so ist. In manchen Jahren herrscht eine fürchterliche Trockenheit, wie vor zwei Jahren, und in diesem Winter hat es geschneit, ununterbrochen, mehrere Tage lang. Wir Blumenzüchter sind immer extrem von den Wetterbedingungen abhängig. Zuerst hat der Markt den Preis für die Blüten gehalten, es gab vierzig Euro für drei Kilo Mimosen; aber wenige Tage später wurden nur noch fünfzehn Euro gezahlt. Zur Haupterntezeit, im Frühjahr, hat es geregnet, und dann mussten wir regelrecht kämpfen, um überhaupt einen Teil der Blüten abernten zu können. "
Massimo besitzt 25 000 Quadratmeter Land. Er rechnet immer in Quadratmetern, weil es fast nirgendwo in der engen Küstenlandschaft Westliguriens eine zusammenhängende Fläche von einem ganzen Hektar gibt. Seit dem 19. Jahrhundert prägt die Blumenzucht das Gesicht der Riviera zwischen Genua und der französischen Grenze. Der Name "Riviera dei Fiori," Blumenriviera, ist dadurch entstanden. Durch das milde Klima war die ligurische Küste für den Blumenanbau prädestiniert. Der erste Blumenmarkt entstand 1895 in San Remo. Rosen und Nelken aus San Remo waren damals in ganz Europa berühmt.
Bauer Mario Cassini, heute 87 Jahre alt, erinnert sich:
"Früher war in unserer Gegend alles voller Rosen. Jede Nacht sind wir Bauern aufgestanden und haben unsere Blumen zum Markt in San Remo gebracht. Der war ein einzigartiges Spektakel. In einer Herbstnacht hat dann ein Hagel viele Treibhäuser zerstört, und wir haben sie nicht wieder aufgebaut. Der Rosenanbau hat sich nicht mehr gelohnt, weil Energie und Düngemittel zu teuer geworden sind. Viele haben dann die Rosen durch Ziergrün ersetzt. "
Unzählige Treibhäuser haben damals das terrassierte Land über dem Meer geprägt. Heute werden wertvolle Blüten nur noch durch schwarze Netze gegen Regen oder zuviel Sonne geschützt. An die Zeit, als für den Anbau von Rosen, Orchideen und Kamelien große Mengen DDT versprüht wurden, erinnert man sich heute nicht mehr gern. Zwar sind viele Familien in der Vergangenheit durch den Blumenanbau reich geworden. Doch die Spätfolgen - häufige Krebserkrankungen unter den Anbauern - haben zu einem radikalen Umdenken geführt. An der "Blumenriviera" hat man auf Qualität gesetzt. Anbegaut werden vorwiegend Mimosen, Ginster, Saisonblumen und Ziergrün; aufwendige Treibhäuser gehören der Vergangenheit an. Massimo Malanima:
"Die Konkurrenz aus Südamerika, Afrika oder Israel wird immer erdrückender für uns. Die Kosten für den Anbau sind dort so viel niedriger, dass wir nur unter großen Opfern dagegen ankommen können. Wir setzen zwar auf Qualität, aber ich fürchte, längerfristig wird uns auch das nicht retten können. Eigentlich kämpfen wir hier nur ums Überleben, für die nächsten Jahre sehe ich wenig Perspektive für uns. "
Massimo Malanima vermarktet nach einem System, das ihm eine gewisse Unabhängigkeit garantiert: einen Teil der Ernte liefert er direkt beim Großhändler ab, einen zweiten bei der Cooperative der Blumenanbauer in Dolceacqua.
Mimosen und Ginster werden kiloweise verkauft, alle anderen Blumen, "nach Stil", wie es in der Fachsprache heißt. Neben den Saisonblumen sind Lorbeer, Asparagus, Eukalyptus und falscher Pfeffer – in der Fachsprache "Ziergrün" genannt – wichtigste Exportprodukte. Siebzig Prozent der Blumen gehen nach Deutschland, mehrere Lastwagen sind täglich von Süden nach Norden unterwegs. In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sind Blumen allerdings ein Luxusprodukt. Nur wenn die deutsche Wirtschaft blüht, sagt Massimo, geht es seiner Plantage gut. Doch vom Blumenanbau allein kann an der "Riviera dei Fiori" niemand mehr leben:
"Ich sehe keine jungen Leute mehr, die in den Blumenanbau investieren. Ich habe zwei Töchter, und die werden mein Gut sicher nicht übernehmen wollen. In vielen Gemeinden hier hat man auch auf sanften Tourismus gesetzt. Nur wenn man sich wie ich mit dem Verkauf von hochwertigem Olivenöl und Blumen arrangiert, kann man versuchen, in diesen schwierigen Zeiten zu überleben. "
Jeden Samstag treffen sich die Bauern in der Cooperative von Dolceacqua. Und wenn der 87-jährige Mario Cassini mit brüchiger Stimme die alten Lieder über die Rosenhaine von Bordighera anstimmt, ist sich Massimo - trotz aller Klagen - seiner Lebensqualität bewusst:
"Wenn ich darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich ständig Opfer bringe. Aber dann schaue ich mich um und denke, dass mich all die Schönheit, die zu meinem Alltag gehört, für das schwierige Leben als Blumenanbauer auch entschädigt. "