Das russische Staatsfernsehen berichtete am Wochenende in seinen Nachrichten ausführlich von dem Schlagerwettbewerb in Moskau, und neben der Bekanntgabe des norwegischen Siegers war dem Sender eines besonders wichtig:
Russland sei auch ein Sieger, so der Reporter, und zwar wegen der Organisation. Denn so eine Show wie in Moskau habe es noch nie gegeben und werde es so schnell auch nicht wieder geben. Über die Festnahme von mehr als 20 Schwulenaktivisten am Samstagvormittag berichteten die offiziellen russischen Medien hingegen kaum. Kein Wunder, denn für die Regierung ist die Diskriminierung Homosexueller in Russland kein Thema. So sagte der Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung, Vladimir Lukin, dem russischen Radiosender "Echo Moskvy", noch bevor die Schwulenparade von den Behörden verboten wurde:
"Ich persönlich verstehe den Sinn so einer Veranstaltung nicht. Denn ich habe keine Hinweise darauf, dass die Rechte dieser Minderheit verletzt werden. Offenbar wollen die nur demonstrieren um des Demonstrierens willen. Aber wofür, das verstehe ich nicht."
In Russlands Gesellschaft ist Homophobie, die krankhafte Angst und vollständige Ablehnung der Homosexualität, sehr weit verbreitet. Vor allem Kommunisten und Kirchenvertreter wettern gegen angebliche "Abartigkeit" und "subversive Elemente". Bereits in den vergangenen Jahren waren Schwulendemonstrationen in Moskau mit Gewalt aufgelöst, Teilnehmer von Rechtsextremen zusammengeschlagen worden. Die Polizei hatte zugeschaut, teils sogar die Schläger geschützt. Auch im Alltag haben es Homosexuelle schwer. Ein junger Schwuler aus der Stadt Perm nahe dem Ural:
"Wir können uns nirgendwo legal treffen. Manchmal organisieren ein paar von uns Discotheken, mieten einen Raum veranstalten dort eine Party. Es gibt in Perm viele Cafes, und in einigen überwiegt schwules Publikum. Aber viele treffen sich nach wie vor wie zu Sowjetzeiten in Wohnungen. Das ist schlimm."
Dabei gilt Perm als eine liberale Stadt, als Hort der Menschenrechte.
"Ich denke oft darüber nach, das Land zu verlassen - besonders, wenn sich diese Politik fortsetzt. Ich hatte auch mal überlegt, zu kämpfen und eine Bewegung zu gründen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Aber in Perm wird das schwer. Die Leute sind total apathisch, und jeder hat Angst, aufzufallen."
In Sankt Petersburg ist das etwas anders. Schwule und Lesben finden sich dort immer wieder zu sogenannten Flashmobs zusammen, spontanen öffentlichen Versammlungen, die nicht genehmigt werden müssen. So auch am gestrigen Sonntag. Mehr als hundert Teilnehmer, vor allem junge Frauen und Mädchen, zogen auf den Bürgersteigen durch die Petersburger Innenstadt. Sie trugen T-Shirts mit Regenbogen, dem Symbol der Homosexuellen-Bewegung, und bunte Luftballons. Die "Spaziergängerinnen" blieben von der Polizei weitgehend unbehelligt. Die Schwulen und Lesben in St. Petersburg wollten nicht mehr so tun, als gäbe es sie nicht, sagt die Aktivistin Elena Inozemceva. Sie hat vor vier Jahren eine Hotline für Homosexuelle in St. Petersburg gegründet. Es war der erste telefonische Beratungsdienst für Schwule und Lesben in ganz Russland, so Inozemceva:
"Jungs rufen vor allem an, wenn sie Opfer von Verbrechen geworden sind. Wenn sie verprügelt, auf der Straße beschimpft oder von ihren Angehörigen aus der Wohnung geworfen werden. Dazu kommen schwule Wehrpflichtige, die nicht in die Armee wollen. Frauen wenden sich vor allem mit psychologischen Problemen an uns oder, um ihren Alltag zu organisieren. Sie wollen wissen, wie sie ihren Anteil an einer Wohnung sichern können oder Hilfe bei der Scheidung."
Seit einiger Zeit hat die Organisation sogar ein Büro, in dem Juristen und Psychologen Beratung anbieten. Es wird unter anderem von der Europäischen Union finanziert. Elena Inozemceva freut über diese Fortschritte. Die Schmähkritik der Gegner trägt sie mit Humor:
"Die Leute sagen: 'Das russische Volk stirbt aus, weil auf einmal alle homosexuell sind...' Vor allem unsere konservativen patriarchalischen Kommunisten verbreiten so etwas. Ich sage dann immer: Eine lesbische Familie kann doppelt so viele Kinder kriegen."
Russland sei auch ein Sieger, so der Reporter, und zwar wegen der Organisation. Denn so eine Show wie in Moskau habe es noch nie gegeben und werde es so schnell auch nicht wieder geben. Über die Festnahme von mehr als 20 Schwulenaktivisten am Samstagvormittag berichteten die offiziellen russischen Medien hingegen kaum. Kein Wunder, denn für die Regierung ist die Diskriminierung Homosexueller in Russland kein Thema. So sagte der Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung, Vladimir Lukin, dem russischen Radiosender "Echo Moskvy", noch bevor die Schwulenparade von den Behörden verboten wurde:
"Ich persönlich verstehe den Sinn so einer Veranstaltung nicht. Denn ich habe keine Hinweise darauf, dass die Rechte dieser Minderheit verletzt werden. Offenbar wollen die nur demonstrieren um des Demonstrierens willen. Aber wofür, das verstehe ich nicht."
In Russlands Gesellschaft ist Homophobie, die krankhafte Angst und vollständige Ablehnung der Homosexualität, sehr weit verbreitet. Vor allem Kommunisten und Kirchenvertreter wettern gegen angebliche "Abartigkeit" und "subversive Elemente". Bereits in den vergangenen Jahren waren Schwulendemonstrationen in Moskau mit Gewalt aufgelöst, Teilnehmer von Rechtsextremen zusammengeschlagen worden. Die Polizei hatte zugeschaut, teils sogar die Schläger geschützt. Auch im Alltag haben es Homosexuelle schwer. Ein junger Schwuler aus der Stadt Perm nahe dem Ural:
"Wir können uns nirgendwo legal treffen. Manchmal organisieren ein paar von uns Discotheken, mieten einen Raum veranstalten dort eine Party. Es gibt in Perm viele Cafes, und in einigen überwiegt schwules Publikum. Aber viele treffen sich nach wie vor wie zu Sowjetzeiten in Wohnungen. Das ist schlimm."
Dabei gilt Perm als eine liberale Stadt, als Hort der Menschenrechte.
"Ich denke oft darüber nach, das Land zu verlassen - besonders, wenn sich diese Politik fortsetzt. Ich hatte auch mal überlegt, zu kämpfen und eine Bewegung zu gründen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Aber in Perm wird das schwer. Die Leute sind total apathisch, und jeder hat Angst, aufzufallen."
In Sankt Petersburg ist das etwas anders. Schwule und Lesben finden sich dort immer wieder zu sogenannten Flashmobs zusammen, spontanen öffentlichen Versammlungen, die nicht genehmigt werden müssen. So auch am gestrigen Sonntag. Mehr als hundert Teilnehmer, vor allem junge Frauen und Mädchen, zogen auf den Bürgersteigen durch die Petersburger Innenstadt. Sie trugen T-Shirts mit Regenbogen, dem Symbol der Homosexuellen-Bewegung, und bunte Luftballons. Die "Spaziergängerinnen" blieben von der Polizei weitgehend unbehelligt. Die Schwulen und Lesben in St. Petersburg wollten nicht mehr so tun, als gäbe es sie nicht, sagt die Aktivistin Elena Inozemceva. Sie hat vor vier Jahren eine Hotline für Homosexuelle in St. Petersburg gegründet. Es war der erste telefonische Beratungsdienst für Schwule und Lesben in ganz Russland, so Inozemceva:
"Jungs rufen vor allem an, wenn sie Opfer von Verbrechen geworden sind. Wenn sie verprügelt, auf der Straße beschimpft oder von ihren Angehörigen aus der Wohnung geworfen werden. Dazu kommen schwule Wehrpflichtige, die nicht in die Armee wollen. Frauen wenden sich vor allem mit psychologischen Problemen an uns oder, um ihren Alltag zu organisieren. Sie wollen wissen, wie sie ihren Anteil an einer Wohnung sichern können oder Hilfe bei der Scheidung."
Seit einiger Zeit hat die Organisation sogar ein Büro, in dem Juristen und Psychologen Beratung anbieten. Es wird unter anderem von der Europäischen Union finanziert. Elena Inozemceva freut über diese Fortschritte. Die Schmähkritik der Gegner trägt sie mit Humor:
"Die Leute sagen: 'Das russische Volk stirbt aus, weil auf einmal alle homosexuell sind...' Vor allem unsere konservativen patriarchalischen Kommunisten verbreiten so etwas. Ich sage dann immer: Eine lesbische Familie kann doppelt so viele Kinder kriegen."