Durak: Geschlossene Stadien, verprellte Fans, verzweifelte Vereine. Sachsens Fußball-Wochenende wird wohl ein trauriges sein. Der Sächsische Fußballverein hat 60 Spiele verboten. Eine Notmaßnahme nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen am vergangenen Wochenende. Seitdem suchen Sport, Politik und Polizei nach Ursachen und vor allem nach Lösungen.
Die Frage, woher dieser plötzliche Ausbruch brutaler Gewalt eigentlich kommt, gebe ich gleich weiter an Heinz Eggert. Er gehört der CDU an. In Sachsen ist er Mitglied des Landtages, war auch Innenminister. Schönen guten Tag Herr Eggert!
Eggert: Guten Tag!
Durak: Wo liegen die Ursachen für diese Gewalt?
Eggert: Ich glaube, dass es ausgesprochen schwierig ist, diese Ursachen festzumachen, weil dieser Hang zur Gewalt eigentlich das Hervorstechendste ist. Ich habe Ihrem Beitrag natürlich sehr genau zugehört und finde, dass es oftmals die falschen Wortwahlen gibt, die hier benutzt werden. Es sind keine Fans, die so gehandelt haben, denn kein Fan, der wirklich an seinem Verein hängt, würde eine Tat begehen, die die Existenz dieses Vereins aufs Spiel setzt. Es sind übrigens auch keine Kumpel und Kollegen, wie der Justizminister das sagte, sondern ich bin davon überzeugt, dass es unter uns, aber genau in der Mitte der Gesellschaft ein Aggressionspotenzial und eine Gewaltbereitschaft gibt, die sich subkultiviert hat. Wir sprechen von Hooligans. Wir sprechen auch in der politischen Szene von Linksaktivisten, von Rechtsaktivisten. Sie alle haben eines gemeinsam: die Neigung zur Gewalt.
Durak: Und dafür muss es Ursachen geben. Wieso, egal ob es sich jetzt um Fans handelt oder um einfache Gewalttäter, um Menschen, die die Gelegenheit beim Fußball nutzen, ihren Gefühlen, sofern man die als solche bezeichnen kann, freien Lauf zu lassen?
Eggert: Ja. Ich glaube das ist noch gar nicht genau untersucht worden, aus welchen Quellen sich dieses zerstörerische Aggressionspotenzial eigentlich speist. Ob das nur der Männlichkeitswahn ist oder der Adrenalinausstoß, oder was auch zu beobachten ist, dass man jahrzehntelang mit Videosequenzen der gefeierte Meister im Internet ist, weil man mitten aus der Gesellschaft heraus in die Gesellschaft hinein Gewalt angewandt hat, ohne dafür zu bezahlen.
Durak: Was vermuten Sie?
Eggert: Ich vermute, dass ist ein bestimmtes Gewaltpotenzial unter uns gibt, das davon lebt, aus einer Mischung von anderen, aus Bewunderung, Hang zur Nachahmung und Sympathie für die Gewalttäter zu bestehen, dass umso wichtiger und umso energischer der Staat eingreifen muss, um der Vergrößerung dieses Potenzials abschreckend entgegenzutreten.
Durak: Also die harte Hand des Staates. Ich erinnere mich an Bemerkungen von Jörg Schönbohm aus Brandenburg, der als es schon mal um Gewalt ging die DDR-Erziehung irgendwie ins Spiel brachte. Da gab es ja eine harte Erziehung. Tendieren Sie in diesem Fall zu Ähnlichem, zu einer ähnlichen Meinung?
Eggert: Nein. Da hätte ich beinahe Schwachsinn gesagt. Das halte ich für eine völlig falsch angesetzte Ursachenforschung, denn interessanterweise haben sie diese Dinge in der alten oder ehemaligen Bundesrepublik genauso wie sie das jetzt europäisch erleben, in Kiew, in Warschau oder in Italien. Ich bin sogar überzeugt davon, dass durch die Vernetzung durch das Internet, dass durch die sehr schnelle Medienberichterstattung solche Dinge immer fast Fanale sind und andere dann dazu auffordern und ermutigen, sich in Chat-Räumen abzusprechen, wie man im Grunde diesen Gewalt-Kick für sich wiederholen kann.
Durak: Ich glaube ich habe noch nicht das Wort "sozial" bei Ihnen gehört, weil ja oftmals dann von sozialen Ursachen gesprochen wird. Das kommt Ihnen jetzt so nicht in den Sinn?
Eggert: Das kommt mir eigentlich nicht so sehr in den Sinn, weil interessanterweise die Gewalttäter, die dann festgenommen worden sind, von der Staatsanwaltschaft gleich wieder laufen gelassen wurden, was ich übrigens für eine fatale Fehlentscheidung halte, nur weil sie einen festen Wohnsitz, eine Familie und Arbeit haben.
Durak: Moral lässt sich wahrscheinlich so einfach nicht in rechtliche Kategorien gießen?
Eggert: Das ist richtig, aber wir sollten uns vielleicht in der Gesellschaft auf eines verständigen, dass es für diese Leute in diesen Subkulturen, die ja auch ausgeforscht werden, die eine große Anziehung haben auf viele andere, nicht um entschuldbare Gewaltexzesse geht, sondern wir müssen uns ganz deutlich machen, dass diese Leute sehr fatale Gewaltverbrecher sind, dass es Kriminelle sind. Aus dieser heimlichen Achtung, die in der Bevölkerung oder unter Teilen einer verführbaren Bevölkerung besteht, müssen wir eine öffentliche Verachtung machen. Sonst werden wir dieses Phänomen nicht beherrschen, sondern es wird uns beherrschen. Da ist es völlig gleich, ob es um Rock-Konzerte geht, ob es um Fußball geht, ob es um politische Demonstrationen geht, oder ob es um Volksfeste geht.
Durak: Sehen Sie Verbindungen zur rechtsextremen, rechtsradikalen Szene in diesem Fall, im Fußball?
Eggert: Die sehe ich an dieser Stelle nicht. Die Rechten versuchen natürlich, jedes Podium für sich auch fruchtbar zu machen. Ich sehe unter den Rechten teilweise auch Gewalttäter, die ich früher schon mal bei der Linken gesehen habe. Die sind also insgesamt austauschbar. Ich will es noch einmal sehr deutlich machen. Wir haben ein Gewaltpotenzial unter uns, die alle möglichen Ideologien vorschieben, alle möglichen Entschuldigungen für sich, warum sie das denn tun, und wir müssen ihnen diese Entschuldigungen einfach nicht gelten lassen.
Durak: Heinz Eggert, Mitglied des Landtages in Sachsen und auch der CDU. Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Eggert.
Eggert: Bitte schön!
Die Frage, woher dieser plötzliche Ausbruch brutaler Gewalt eigentlich kommt, gebe ich gleich weiter an Heinz Eggert. Er gehört der CDU an. In Sachsen ist er Mitglied des Landtages, war auch Innenminister. Schönen guten Tag Herr Eggert!
Eggert: Guten Tag!
Durak: Wo liegen die Ursachen für diese Gewalt?
Eggert: Ich glaube, dass es ausgesprochen schwierig ist, diese Ursachen festzumachen, weil dieser Hang zur Gewalt eigentlich das Hervorstechendste ist. Ich habe Ihrem Beitrag natürlich sehr genau zugehört und finde, dass es oftmals die falschen Wortwahlen gibt, die hier benutzt werden. Es sind keine Fans, die so gehandelt haben, denn kein Fan, der wirklich an seinem Verein hängt, würde eine Tat begehen, die die Existenz dieses Vereins aufs Spiel setzt. Es sind übrigens auch keine Kumpel und Kollegen, wie der Justizminister das sagte, sondern ich bin davon überzeugt, dass es unter uns, aber genau in der Mitte der Gesellschaft ein Aggressionspotenzial und eine Gewaltbereitschaft gibt, die sich subkultiviert hat. Wir sprechen von Hooligans. Wir sprechen auch in der politischen Szene von Linksaktivisten, von Rechtsaktivisten. Sie alle haben eines gemeinsam: die Neigung zur Gewalt.
Durak: Und dafür muss es Ursachen geben. Wieso, egal ob es sich jetzt um Fans handelt oder um einfache Gewalttäter, um Menschen, die die Gelegenheit beim Fußball nutzen, ihren Gefühlen, sofern man die als solche bezeichnen kann, freien Lauf zu lassen?
Eggert: Ja. Ich glaube das ist noch gar nicht genau untersucht worden, aus welchen Quellen sich dieses zerstörerische Aggressionspotenzial eigentlich speist. Ob das nur der Männlichkeitswahn ist oder der Adrenalinausstoß, oder was auch zu beobachten ist, dass man jahrzehntelang mit Videosequenzen der gefeierte Meister im Internet ist, weil man mitten aus der Gesellschaft heraus in die Gesellschaft hinein Gewalt angewandt hat, ohne dafür zu bezahlen.
Durak: Was vermuten Sie?
Eggert: Ich vermute, dass ist ein bestimmtes Gewaltpotenzial unter uns gibt, das davon lebt, aus einer Mischung von anderen, aus Bewunderung, Hang zur Nachahmung und Sympathie für die Gewalttäter zu bestehen, dass umso wichtiger und umso energischer der Staat eingreifen muss, um der Vergrößerung dieses Potenzials abschreckend entgegenzutreten.
Durak: Also die harte Hand des Staates. Ich erinnere mich an Bemerkungen von Jörg Schönbohm aus Brandenburg, der als es schon mal um Gewalt ging die DDR-Erziehung irgendwie ins Spiel brachte. Da gab es ja eine harte Erziehung. Tendieren Sie in diesem Fall zu Ähnlichem, zu einer ähnlichen Meinung?
Eggert: Nein. Da hätte ich beinahe Schwachsinn gesagt. Das halte ich für eine völlig falsch angesetzte Ursachenforschung, denn interessanterweise haben sie diese Dinge in der alten oder ehemaligen Bundesrepublik genauso wie sie das jetzt europäisch erleben, in Kiew, in Warschau oder in Italien. Ich bin sogar überzeugt davon, dass durch die Vernetzung durch das Internet, dass durch die sehr schnelle Medienberichterstattung solche Dinge immer fast Fanale sind und andere dann dazu auffordern und ermutigen, sich in Chat-Räumen abzusprechen, wie man im Grunde diesen Gewalt-Kick für sich wiederholen kann.
Durak: Ich glaube ich habe noch nicht das Wort "sozial" bei Ihnen gehört, weil ja oftmals dann von sozialen Ursachen gesprochen wird. Das kommt Ihnen jetzt so nicht in den Sinn?
Eggert: Das kommt mir eigentlich nicht so sehr in den Sinn, weil interessanterweise die Gewalttäter, die dann festgenommen worden sind, von der Staatsanwaltschaft gleich wieder laufen gelassen wurden, was ich übrigens für eine fatale Fehlentscheidung halte, nur weil sie einen festen Wohnsitz, eine Familie und Arbeit haben.
Durak: Moral lässt sich wahrscheinlich so einfach nicht in rechtliche Kategorien gießen?
Eggert: Das ist richtig, aber wir sollten uns vielleicht in der Gesellschaft auf eines verständigen, dass es für diese Leute in diesen Subkulturen, die ja auch ausgeforscht werden, die eine große Anziehung haben auf viele andere, nicht um entschuldbare Gewaltexzesse geht, sondern wir müssen uns ganz deutlich machen, dass diese Leute sehr fatale Gewaltverbrecher sind, dass es Kriminelle sind. Aus dieser heimlichen Achtung, die in der Bevölkerung oder unter Teilen einer verführbaren Bevölkerung besteht, müssen wir eine öffentliche Verachtung machen. Sonst werden wir dieses Phänomen nicht beherrschen, sondern es wird uns beherrschen. Da ist es völlig gleich, ob es um Rock-Konzerte geht, ob es um Fußball geht, ob es um politische Demonstrationen geht, oder ob es um Volksfeste geht.
Durak: Sehen Sie Verbindungen zur rechtsextremen, rechtsradikalen Szene in diesem Fall, im Fußball?
Eggert: Die sehe ich an dieser Stelle nicht. Die Rechten versuchen natürlich, jedes Podium für sich auch fruchtbar zu machen. Ich sehe unter den Rechten teilweise auch Gewalttäter, die ich früher schon mal bei der Linken gesehen habe. Die sind also insgesamt austauschbar. Ich will es noch einmal sehr deutlich machen. Wir haben ein Gewaltpotenzial unter uns, die alle möglichen Ideologien vorschieben, alle möglichen Entschuldigungen für sich, warum sie das denn tun, und wir müssen ihnen diese Entschuldigungen einfach nicht gelten lassen.
Durak: Heinz Eggert, Mitglied des Landtages in Sachsen und auch der CDU. Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Eggert.
Eggert: Bitte schön!
