Trotz seiner warmen Holzvertäfelung erweckt der rechteckige, dreigeschossige Erweiterungsbau der Hochschule Furtwangen University einen futuristischen Eindruck – schon alleine durch die abstrakten Skulpturen vor dem Gebäude. Das"I" an der Tür steht für "Neubau Informatik". Innen finden sich neben Multimedia-Hörsälen digitale Video- und Audio-Studios. Und dennoch: Bei der Eröffnung kürzlich kam neben der Freude über das neue Gebäude auch Protest auf. Chrstian Geiger, der in Furtwangen den Studiengang "Online-Medien" belegt, hielt den Festgästen höchstpersönlich ein Plakat entgegen.
"Es stand also droben: Warum dürfen wir nicht rein? Warum werden Steuergelder verschwendet? Also Sprüche, die zum Nachdenken anregen sollten über diese Nutzungsbeschränkungen dieses Neubaus."
Stichwort "Nutzungsbeschränkungen": Das ist der Stein des Anstoßes bei Studierenden und Lehrenden. Denn die Gelder für den Neubau kamen von der Landesstiftung Baden-Württemberg. Und die verbindet mit ihren Schecks ganz einschneidende Auflagen. Professor Wilhelm Walter, Dekan der Fakultät "Digitale Medien":
"Stiftungsmittel unterliegen einer strengen Nutzungsbeschränkung. Es dürfen nur diese drei Studiengänge den Neubau benutzen: Wirtschaftsnetze, Online-Medien und der Masterstudiengang Computer-Science in Media."
Das sind Studiengänge, die in Furtwangen ganz neu etabliert wurden. Alle anderen Studierenden, auch die der informatikorientierten Richtungen, müssen draußen bleiben. Sie dürfen die Multimedia-Labors ebenso wenig nutzen wie die Hörsäle. Doris Bergholt von der Landesstiftung Baden-Württemberg.
"Die Mittel im Rahmen der Zukunftsoffensive dürfen nur für Aufgaben eingesetzt werden, zu denen das Land nicht verpflichtet ist. Dazu gehören beispielsweise Studiengänge, die schon etabliert sind. Das ist eine Pflichtaufgabe des Landes. Das heißt: Dafür können diese Mittel auch nicht eingesetzt werden, sondern nur für neue Studiengänge, zu denen das Land im Grunde genommen einfach nicht verpflichtet ist."
Soweit, so schlecht, sagen Studierende und Lehrende. Denn: Diese Regel verkenne fatal, dass Lehre und Forschung interdisziplinär organisiert sind – und dass es im Hochschulalltag vielfältige Verzahnungen zwischen alten und neuen Studiengängen gibt. Stephan Pfaff ist im Studiengang "Medieninformatik" immatrikuliert .
"Besonders betroffen sind da die Studiengänge Medieninformatik und Online-Medien. Die haben ein so gut wie komplett identisches Grundstudium. Da sind Vorlesungen wie Mathe und Physik einfach zusammen, waren bisher in großen Vorlesungsräumen. Und um den Neubau nutzen können heißt das für Online-Medien: Die Veranstaltung muss getrennt werden. Das heißt. Man macht aus der einen Veranstaltung Mathematik zwei Vorlesungen, damit OM im neuen Gebäude stattfinden kann und MI im alten Gebäude. Dafür sind aber die Professorenkapazitäten nicht vorhanden. Das würde bedeuten: Man müsste einen neuen Professor einstellen, was wieder kostet an einer Stelle, wo es gar nicht notwendig wäre."
Ähnlich verhält es sich beim fächerübergreifenden Projektstudium im 4. und 5. Semester: Dabei arbeiten Studierende aus dem alten Studiengang Medieninformatik mit ihren Kollegen aus dem neuen Studiengang "Online-Medien" gemeinsam an einem Projekt – ein interdisziplinärer Ansatz. Schön wäre es, dazu die modernen Labors im neuen Gebäude zu nutzen. Doch: Fehlanzeige! sagen die strengen Regeln der Landesstiftung. Dekan Professor Wilhelm Walter:
"Wenn solche Veranstaltungen stattfinden, die gemischt sind, werden die nicht in diesem Bau durchgeführt. Wir haben natürlich räumliche Engpässe in anderen Bauten dadurch."
Während die neuen Räume leer stehen. Und: Viele Einrichtungen muss die Hochschule nun doppelt vorhalten – jeweils ein Videostudio für die Medieninformatiker im alten und ein weiteres für die Online-Medien-Studierenden im neuen Gebäude. Das Problem taucht nicht nur an der Hochschule Furtwangen auf: So musste die Berufsakademie Schwenningen nachträglich eine dicke Wand zwischen einem aus Stiftungsmitteln finanzierten Anbau und dem Altbau einziehen, damit nicht die falschen Studierenden in den Neubau gelangen. Klagen über Nutzungseinschränkungen in Verbindung mit Stiftungsgeldern kommen auch von der Berufsakademie Ravensburg und von der Hochschule Ulm. Die Betroffenen suchend as Gespräch mit der baden-württembergischen Landesregierung, hoffen auf eine Aufweichung der strengen Regelung. Betroffene Studierende wie Stephan Pfaff zweifeln indes ganz generell am Sinn der Stiftungsfinanzierung.
"Muss da wirklich Geld aus einer Stiftung genommen werden, die für solche Zwecke scheinbar ungeeignet ist? Weil man sich einfach irgendwann die Frage stellt, ob es nicht möglich ist, solche Bauten, eine Hochschulförderung einfach aus Landesmitteln zu finanzieren, wo die Sache ja eigentlich auch hingehört."
"Es stand also droben: Warum dürfen wir nicht rein? Warum werden Steuergelder verschwendet? Also Sprüche, die zum Nachdenken anregen sollten über diese Nutzungsbeschränkungen dieses Neubaus."
Stichwort "Nutzungsbeschränkungen": Das ist der Stein des Anstoßes bei Studierenden und Lehrenden. Denn die Gelder für den Neubau kamen von der Landesstiftung Baden-Württemberg. Und die verbindet mit ihren Schecks ganz einschneidende Auflagen. Professor Wilhelm Walter, Dekan der Fakultät "Digitale Medien":
"Stiftungsmittel unterliegen einer strengen Nutzungsbeschränkung. Es dürfen nur diese drei Studiengänge den Neubau benutzen: Wirtschaftsnetze, Online-Medien und der Masterstudiengang Computer-Science in Media."
Das sind Studiengänge, die in Furtwangen ganz neu etabliert wurden. Alle anderen Studierenden, auch die der informatikorientierten Richtungen, müssen draußen bleiben. Sie dürfen die Multimedia-Labors ebenso wenig nutzen wie die Hörsäle. Doris Bergholt von der Landesstiftung Baden-Württemberg.
"Die Mittel im Rahmen der Zukunftsoffensive dürfen nur für Aufgaben eingesetzt werden, zu denen das Land nicht verpflichtet ist. Dazu gehören beispielsweise Studiengänge, die schon etabliert sind. Das ist eine Pflichtaufgabe des Landes. Das heißt: Dafür können diese Mittel auch nicht eingesetzt werden, sondern nur für neue Studiengänge, zu denen das Land im Grunde genommen einfach nicht verpflichtet ist."
Soweit, so schlecht, sagen Studierende und Lehrende. Denn: Diese Regel verkenne fatal, dass Lehre und Forschung interdisziplinär organisiert sind – und dass es im Hochschulalltag vielfältige Verzahnungen zwischen alten und neuen Studiengängen gibt. Stephan Pfaff ist im Studiengang "Medieninformatik" immatrikuliert .
"Besonders betroffen sind da die Studiengänge Medieninformatik und Online-Medien. Die haben ein so gut wie komplett identisches Grundstudium. Da sind Vorlesungen wie Mathe und Physik einfach zusammen, waren bisher in großen Vorlesungsräumen. Und um den Neubau nutzen können heißt das für Online-Medien: Die Veranstaltung muss getrennt werden. Das heißt. Man macht aus der einen Veranstaltung Mathematik zwei Vorlesungen, damit OM im neuen Gebäude stattfinden kann und MI im alten Gebäude. Dafür sind aber die Professorenkapazitäten nicht vorhanden. Das würde bedeuten: Man müsste einen neuen Professor einstellen, was wieder kostet an einer Stelle, wo es gar nicht notwendig wäre."
Ähnlich verhält es sich beim fächerübergreifenden Projektstudium im 4. und 5. Semester: Dabei arbeiten Studierende aus dem alten Studiengang Medieninformatik mit ihren Kollegen aus dem neuen Studiengang "Online-Medien" gemeinsam an einem Projekt – ein interdisziplinärer Ansatz. Schön wäre es, dazu die modernen Labors im neuen Gebäude zu nutzen. Doch: Fehlanzeige! sagen die strengen Regeln der Landesstiftung. Dekan Professor Wilhelm Walter:
"Wenn solche Veranstaltungen stattfinden, die gemischt sind, werden die nicht in diesem Bau durchgeführt. Wir haben natürlich räumliche Engpässe in anderen Bauten dadurch."
Während die neuen Räume leer stehen. Und: Viele Einrichtungen muss die Hochschule nun doppelt vorhalten – jeweils ein Videostudio für die Medieninformatiker im alten und ein weiteres für die Online-Medien-Studierenden im neuen Gebäude. Das Problem taucht nicht nur an der Hochschule Furtwangen auf: So musste die Berufsakademie Schwenningen nachträglich eine dicke Wand zwischen einem aus Stiftungsmitteln finanzierten Anbau und dem Altbau einziehen, damit nicht die falschen Studierenden in den Neubau gelangen. Klagen über Nutzungseinschränkungen in Verbindung mit Stiftungsgeldern kommen auch von der Berufsakademie Ravensburg und von der Hochschule Ulm. Die Betroffenen suchend as Gespräch mit der baden-württembergischen Landesregierung, hoffen auf eine Aufweichung der strengen Regelung. Betroffene Studierende wie Stephan Pfaff zweifeln indes ganz generell am Sinn der Stiftungsfinanzierung.
"Muss da wirklich Geld aus einer Stiftung genommen werden, die für solche Zwecke scheinbar ungeeignet ist? Weil man sich einfach irgendwann die Frage stellt, ob es nicht möglich ist, solche Bauten, eine Hochschulförderung einfach aus Landesmitteln zu finanzieren, wo die Sache ja eigentlich auch hingehört."