Er hat um die 90 Gerichtsprozesse am Hals, dennoch lässt William Tonet sich nicht einschüchtern:
"Unser Ziel ist es, weiter zu machen als die einzige Zeitung, die nicht vom Regime gekauft ist"
Sagt der Gründer und Chefredakteur der Wochenzeitung "Folha 8". Sein bisher teuerster Fall: 2012 sollte er binnen fünf Tagen 100.000 Dollar als Strafe zahlen, weil "Folha 8" berichtet hatte, wie sehr sich Politiker und Generäle illegal an den Bodenschätzen Angolas bereichern. Das Geld kam durch Spenden fast zusammen, der Fall sorgte für Aufruhr, Tonet musste doch nicht ins Gefängnis und jetzt steht eine Entscheidung des Obersten Gerichts aus, schon länger, wohl aus gutem Grund:
"Ich bin zwar verurteilt worden, aber die Fakten wurden alle durch uns belegt. Wir haben bewiesen, dass alle von uns benannten Generäle Bergbauminen besitzen. Wir haben dem Gericht die Namen der Geschäftsführer dieser Firmen genannt sowie die Adressen, wo man die Unternehmen findet, damit das Gericht sie kontaktieren konnte."
Seit Jahren legt sich Tonet mit Angolas Regierungspartei MPLA und noch mehr mit dem übermächtigen Staatspräsidenten José Eduardo dos Santos und dessen Familie an. "Folha 8" erreicht nach eigenen Angaben eine Auflage zwischen 15.000 und 20.000 – das Wochenblatt wird in der Hauptstadt Luanda verkauft, für rund zwei Dollar die Ausgabe. In den Provinzen ist an einen öffentlichen Verkauf kaum zu denken, Pressefreiheit gilt dort nichts. Präsident dos Santos ist nach Jahrzehnten im Amt 2012 zum ersten Mal verfassungsgemäß gewählt worden – aber erst, nachdem er selbst die Verfassung entsprechend geändert hatte.
"In dos Santos Gedankenwelt existiert das gar nicht, dass er nicht der Staatspräsident sein könnte. Er ist seit 33 Jahren an der Macht, er hat das Präsidentenamt zu seinem Beruf gemacht. Warum sollte er sich darauf vorbereiten, seinen Beruf aufzugeben?"
Die Ex-Generäle, viele Politiker der einst sozialistisch gesonnenen MPLA und die Präsidentenfamilie haben sich nach einer Übergangszeit erfolgreich mit dem Kapitalismus arrangiert.
"Es gibt keinen freien Markt in Angola. Der Markt in Angola ist das Regime, die Unternehmer sind die Unternehmer der MPLA und des Regimes. Wer nicht dazu gehört, überlebt nicht den ersten Monat."
Mit dem Tod von UNITA-Rebellenführer Jonas Savimbi 2002 war der Bürgerkrieg in Angola endgültig zu Ende. Während einer Übergangsphase konnten kritische Zeitungen auf Anzeigen aus der aufblühenden Wirtschaft bauen. Heute wird das Anzeigengeschäft immer schwieriger. Tonet nimmt es ironisch:
"Die einzigen treuen Anzeigenkunden, die wir haben, sind die Wunderheiler. Bei diesen toleriert es das Regime, wenn sie bei uns werben."
Präsidententochter Isabel dos Santos ist die reichste Frau Afrikas und mittlerweile Mehrheitsaktionärin im portugiesischen Medienkonzern ZON Multimedia. Der MPLA nahestehende Unternehmer beherrschen Verlage, Druckereien, den Papierimport – und diktierten politisch motiviert die Preise, schimpft Tonet.
"Zwei Faktoren treiben die Kosten: Einmal der Druck und dann das Papier. Und jede Woche ziehen die Preise fürs Drucken und die Preise für das Papier an."
500 Blatt Papier in den Maßen 50x60 für den sechsfachen Preis dessen, was es in Deutschland kosten würde: Chefredakteur Tonet will deshalb jetzt seine eigene Zeitungsdruckerei gründen, aus den Rücklagen und auf Investoren hoffend – schließlich verbucht Angola zweistellige Wachstumsraten. Er halte stand, auch weil er Freunde in der MPLA und der früheren Rebellenpartei UNITA habe. Und er weiß, dass er auch instrumentalisiert wird:
"Das Regime toleriert uns, um nach außen sagen zu können: Wir sind doch keine Diktatur, wir haben sogar so was wie 'Folha 8'."
"Unser Ziel ist es, weiter zu machen als die einzige Zeitung, die nicht vom Regime gekauft ist"
Sagt der Gründer und Chefredakteur der Wochenzeitung "Folha 8". Sein bisher teuerster Fall: 2012 sollte er binnen fünf Tagen 100.000 Dollar als Strafe zahlen, weil "Folha 8" berichtet hatte, wie sehr sich Politiker und Generäle illegal an den Bodenschätzen Angolas bereichern. Das Geld kam durch Spenden fast zusammen, der Fall sorgte für Aufruhr, Tonet musste doch nicht ins Gefängnis und jetzt steht eine Entscheidung des Obersten Gerichts aus, schon länger, wohl aus gutem Grund:
"Ich bin zwar verurteilt worden, aber die Fakten wurden alle durch uns belegt. Wir haben bewiesen, dass alle von uns benannten Generäle Bergbauminen besitzen. Wir haben dem Gericht die Namen der Geschäftsführer dieser Firmen genannt sowie die Adressen, wo man die Unternehmen findet, damit das Gericht sie kontaktieren konnte."
Seit Jahren legt sich Tonet mit Angolas Regierungspartei MPLA und noch mehr mit dem übermächtigen Staatspräsidenten José Eduardo dos Santos und dessen Familie an. "Folha 8" erreicht nach eigenen Angaben eine Auflage zwischen 15.000 und 20.000 – das Wochenblatt wird in der Hauptstadt Luanda verkauft, für rund zwei Dollar die Ausgabe. In den Provinzen ist an einen öffentlichen Verkauf kaum zu denken, Pressefreiheit gilt dort nichts. Präsident dos Santos ist nach Jahrzehnten im Amt 2012 zum ersten Mal verfassungsgemäß gewählt worden – aber erst, nachdem er selbst die Verfassung entsprechend geändert hatte.
"In dos Santos Gedankenwelt existiert das gar nicht, dass er nicht der Staatspräsident sein könnte. Er ist seit 33 Jahren an der Macht, er hat das Präsidentenamt zu seinem Beruf gemacht. Warum sollte er sich darauf vorbereiten, seinen Beruf aufzugeben?"
Die Ex-Generäle, viele Politiker der einst sozialistisch gesonnenen MPLA und die Präsidentenfamilie haben sich nach einer Übergangszeit erfolgreich mit dem Kapitalismus arrangiert.
"Es gibt keinen freien Markt in Angola. Der Markt in Angola ist das Regime, die Unternehmer sind die Unternehmer der MPLA und des Regimes. Wer nicht dazu gehört, überlebt nicht den ersten Monat."
Mit dem Tod von UNITA-Rebellenführer Jonas Savimbi 2002 war der Bürgerkrieg in Angola endgültig zu Ende. Während einer Übergangsphase konnten kritische Zeitungen auf Anzeigen aus der aufblühenden Wirtschaft bauen. Heute wird das Anzeigengeschäft immer schwieriger. Tonet nimmt es ironisch:
"Die einzigen treuen Anzeigenkunden, die wir haben, sind die Wunderheiler. Bei diesen toleriert es das Regime, wenn sie bei uns werben."
Präsidententochter Isabel dos Santos ist die reichste Frau Afrikas und mittlerweile Mehrheitsaktionärin im portugiesischen Medienkonzern ZON Multimedia. Der MPLA nahestehende Unternehmer beherrschen Verlage, Druckereien, den Papierimport – und diktierten politisch motiviert die Preise, schimpft Tonet.
"Zwei Faktoren treiben die Kosten: Einmal der Druck und dann das Papier. Und jede Woche ziehen die Preise fürs Drucken und die Preise für das Papier an."
500 Blatt Papier in den Maßen 50x60 für den sechsfachen Preis dessen, was es in Deutschland kosten würde: Chefredakteur Tonet will deshalb jetzt seine eigene Zeitungsdruckerei gründen, aus den Rücklagen und auf Investoren hoffend – schließlich verbucht Angola zweistellige Wachstumsraten. Er halte stand, auch weil er Freunde in der MPLA und der früheren Rebellenpartei UNITA habe. Und er weiß, dass er auch instrumentalisiert wird:
"Das Regime toleriert uns, um nach außen sagen zu können: Wir sind doch keine Diktatur, wir haben sogar so was wie 'Folha 8'."