Wiebke Lehnhoff: Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke, mehr Windenergie, Ausbau der Stromnetze, Energiesparen durch Gebäudesanierung, mehr Elektroautos – das alles soll zum Energiekonzept der Bundesregierung gehören. Details waren bereits vorab durchgedrungen. Vorgestellt wird das Konzept in diesen Minuten in Berlin.
Vor der Sendung habe ich mit Klaus Milke gesprochen, er ist Vorstandsvorsitzender der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Ich habe ihn gefragt, wie er das Energiekonzept der Regierung bewertet.
Klaus Milke: Ja, es ist sicherlich unbedingt notwendig, dass Deutschland sich angemessen aufstellt und heute eine Planung macht für 2050. Wenn wir unterhalb von zwei Grad bleiben wollen im globalen Durchschnitt an Erderwärmung, dann ist ganz klar, dass die Industrieländer vorangehen müssen, um den Entwicklungs- und Schwellenländern zu zeigen, dass ein anderer Weg in ein solares Zeitalter möglich ist. Insofern ist es völlig gut und richtig, dass die Bundesregierung ein Energiekonzept entwickelt und entwickelt hat, und wir gehen im Moment erst mal davon aus, dass hier Entwürfe vorliegen, die auch noch verändert werden können, und aus unserer Sicht müssen die auch verändert werden, weil das uns bisher zur Kenntnis gebrachte Energiekonzept, was heute im Kabinett auch noch mal beraten und verabschiedet werden soll, das hat ganz erhebliche Gewebefehler.
Gewebefehler Nummer 1 ist die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke, die sich als massive Investitionsbremse für erneuerbare Energien erweisen wird. Gleichzeitig wird nicht deutlich gesagt, dass kein Neubau von Kohlekraftwerken mehr heute angemessen ist und ratsam ist, weil wir sonst auch die Ziele bis 2050 nicht erreichen können. Wie geht man also mit Kohle angemessen um, ist nicht eindeutig in dem Energiekonzept dargestellt. Und was jetzt ganz kläglich ist, dass gegenüber den allerersten Entwürfen des Konzeptes gerade im Gebäudebereich, wo in Sachen Energieeffizienz große Schätze gehoben werden könnten, dass da jetzt nur noch auf Freiwilligkeit gesetzt wird und die Regulation, die Sanktionsmöglichkeiten und Malussysteme nicht mehr vorkommen. Da haben Interessengruppen ganz massiv dran gearbeitet, dass wir das so in dem jetzt vorliegenden Entwurf nicht mehr drin haben.
Lehnhoff: Was bedeutet denn so eine Energiepolitik, wenn dieses Energiekonzept so durchgesetzt wird, wie es bisher in Details bekannt geworden ist?
Milke: Ganz kurz gesagt: Zu kurz gesprungen und sich so in Widersprüche verwoben, dass man 100 Prozent Erneuerbare bis 2050 nicht erreichen kann. Das ist von der Systemlogik her nicht mehr machbar. Und, was ganz wichtig ist, Deutschland verliert auch gegenüber der Welt ein ganzes Stück an Glaubwürdigkeit. Wir waren ja bislang immer der Vorreiter, der Antreiber auch in den Klimaverhandlungen und alle Welt guckt auf uns, wie machen wir es, und da wir ja mal den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen hatten, waren alle auch neugierig zu sehen, wie wir das auch angemessen tun können. Dass wir jetzt plötzlich davon abweichen beziehungsweise Laufzeitverlängerungen in einem langfristigen Energiekonzept haben, wird für erhebliche Irritationen sorgen.
Lehnhoff: Germanwatch setzt sich ja dafür ein, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien bezieht. Was müsste denn im Energiekonzept der Bundesregierung geändert werden, damit dieses Ziel erreicht wird?
Milke: Es sind gute Ansätze drin im Bereich Erneuerbare, auch Energieeffizienz, den Gebäudebereich habe ich schon genannt, und auch, was den Ausbau von Netzen angeht, den intelligenten Ausbau von Smart Guets und großen Netzen, damit die Erneuerbaren, die geerntet werden können und wo es ja jetzt auch schon enorme Investitionen gibt, dass die in die richtigen Verbraucherregionen gebracht werden, der entsprechende Strom, aber auch die Wärme. Das ist alles machbar, das haben Studien deutlich belegt, dass wir das ohne Kernenergie schaffen können, und wenn wir an den alten Ausstiegsplänen festhalten würden, dass das machbar ist, und dass wir auch den Ausstieg aus der Kohle bewerkstelligen können und eben auf 100 Prozent Erneuerbare in 2050 kommen. Das ist eine Leistung, die die Industrieländer erbringen müssen, damit auch die großen Schwellenländer, die Entwicklungsländer noch nachholende Entwicklungen vornehmen können, also erheblich mehr CO2 ausstoßen, als wir es dann noch dürfen.
Lehnhoff: ... , sagt Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch, über das Energiekonzept der Bundesregierung.
Vor der Sendung habe ich mit Klaus Milke gesprochen, er ist Vorstandsvorsitzender der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Ich habe ihn gefragt, wie er das Energiekonzept der Regierung bewertet.
Klaus Milke: Ja, es ist sicherlich unbedingt notwendig, dass Deutschland sich angemessen aufstellt und heute eine Planung macht für 2050. Wenn wir unterhalb von zwei Grad bleiben wollen im globalen Durchschnitt an Erderwärmung, dann ist ganz klar, dass die Industrieländer vorangehen müssen, um den Entwicklungs- und Schwellenländern zu zeigen, dass ein anderer Weg in ein solares Zeitalter möglich ist. Insofern ist es völlig gut und richtig, dass die Bundesregierung ein Energiekonzept entwickelt und entwickelt hat, und wir gehen im Moment erst mal davon aus, dass hier Entwürfe vorliegen, die auch noch verändert werden können, und aus unserer Sicht müssen die auch verändert werden, weil das uns bisher zur Kenntnis gebrachte Energiekonzept, was heute im Kabinett auch noch mal beraten und verabschiedet werden soll, das hat ganz erhebliche Gewebefehler.
Gewebefehler Nummer 1 ist die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke, die sich als massive Investitionsbremse für erneuerbare Energien erweisen wird. Gleichzeitig wird nicht deutlich gesagt, dass kein Neubau von Kohlekraftwerken mehr heute angemessen ist und ratsam ist, weil wir sonst auch die Ziele bis 2050 nicht erreichen können. Wie geht man also mit Kohle angemessen um, ist nicht eindeutig in dem Energiekonzept dargestellt. Und was jetzt ganz kläglich ist, dass gegenüber den allerersten Entwürfen des Konzeptes gerade im Gebäudebereich, wo in Sachen Energieeffizienz große Schätze gehoben werden könnten, dass da jetzt nur noch auf Freiwilligkeit gesetzt wird und die Regulation, die Sanktionsmöglichkeiten und Malussysteme nicht mehr vorkommen. Da haben Interessengruppen ganz massiv dran gearbeitet, dass wir das so in dem jetzt vorliegenden Entwurf nicht mehr drin haben.
Lehnhoff: Was bedeutet denn so eine Energiepolitik, wenn dieses Energiekonzept so durchgesetzt wird, wie es bisher in Details bekannt geworden ist?
Milke: Ganz kurz gesagt: Zu kurz gesprungen und sich so in Widersprüche verwoben, dass man 100 Prozent Erneuerbare bis 2050 nicht erreichen kann. Das ist von der Systemlogik her nicht mehr machbar. Und, was ganz wichtig ist, Deutschland verliert auch gegenüber der Welt ein ganzes Stück an Glaubwürdigkeit. Wir waren ja bislang immer der Vorreiter, der Antreiber auch in den Klimaverhandlungen und alle Welt guckt auf uns, wie machen wir es, und da wir ja mal den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen hatten, waren alle auch neugierig zu sehen, wie wir das auch angemessen tun können. Dass wir jetzt plötzlich davon abweichen beziehungsweise Laufzeitverlängerungen in einem langfristigen Energiekonzept haben, wird für erhebliche Irritationen sorgen.
Lehnhoff: Germanwatch setzt sich ja dafür ein, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien bezieht. Was müsste denn im Energiekonzept der Bundesregierung geändert werden, damit dieses Ziel erreicht wird?
Milke: Es sind gute Ansätze drin im Bereich Erneuerbare, auch Energieeffizienz, den Gebäudebereich habe ich schon genannt, und auch, was den Ausbau von Netzen angeht, den intelligenten Ausbau von Smart Guets und großen Netzen, damit die Erneuerbaren, die geerntet werden können und wo es ja jetzt auch schon enorme Investitionen gibt, dass die in die richtigen Verbraucherregionen gebracht werden, der entsprechende Strom, aber auch die Wärme. Das ist alles machbar, das haben Studien deutlich belegt, dass wir das ohne Kernenergie schaffen können, und wenn wir an den alten Ausstiegsplänen festhalten würden, dass das machbar ist, und dass wir auch den Ausstieg aus der Kohle bewerkstelligen können und eben auf 100 Prozent Erneuerbare in 2050 kommen. Das ist eine Leistung, die die Industrieländer erbringen müssen, damit auch die großen Schwellenländer, die Entwicklungsländer noch nachholende Entwicklungen vornehmen können, also erheblich mehr CO2 ausstoßen, als wir es dann noch dürfen.
Lehnhoff: ... , sagt Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch, über das Energiekonzept der Bundesregierung.