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"Wir waren naiv..."

Der Koninginneweg im vornehmen Amsterdamer Süden, unweit des Museumsviertels. Max Pam hat seit Tagen wieder nicht geschlafen und entschuldigt sich deshalb für sein Deutsch.

Von Gerhard Irmler |
    Es ist wahr, mein Deutsch ist also so poor...

    Max Pam ist Publizist. Der Mord an seinem Freund, dem Filmregisseur Theo van Gogh, einem Urgroßneffen des berühmten Malers, wühlt ihn noch immer auf. Wie die meisten Niederländer, die sich in einem kollektiven Schockzustand befinden. - In erste Worte gefasst hatte es der Premierminister der Niederlande, Jan Pieter Balkenende, der dieses Gefühl so beschrieben hat:

    Heute sind, ehrlich gesagt, die Gefühle, die das niederländische Zusammenleben sonst bestimmen, zu einem Stillstand gekommen, sie sind erstarrt. Jetzt herrschen Gefühle von Unsicherheit und Zweifel. - Die Niederlande sind immer tolerant gewesen. Es gab stets die Empfindung, dass in den Niederlanden viel möglich war, und es herrschte Stolz hierzulande darauf, dass die Niederlande so sind wie sie sind. - Und jetzt plötzlich sieht man ein Klima von Gewalt, man sieht, wie die Meinungsfreiheit angetastet wird, dass Menschen Taten begehen, die nicht sein dürfen und die wir nicht haben wollen. Und dagegen möchte ich mich wehren. Wir müssen eine politische Debatte führen, aber lassen Sie uns auch darauf schauen, wie die Niederländer sich fühlen, dass es im Zusammenleben eine Gemeinsamkeit gegen den Extremismus gibt und wir zusammen an einem Miteinander bauen, in dem alle Menschen gute Nachbarschaft pflegen können.

    Die Polizei hat den Täter aus dem radikal-islamischen Milieu zwar gefasst, doch die Spirale der Gewalt und Gegengewalt dreht sich weiter. Das "P" in seinem Namen "Pam" steht für "F" erklärt uns Max Pam, also "F/a/M", für "Frankfurt am Main". Seine jüdischen Vorfahren sind nach Amsterdam ausgewandert, in das liberalere, tolerantere Holland. Wer sonst, wenn nicht er, muss spüren, muss wissen, was los ist in seinem Land.

    Das fragen die Holländer sich selbst auch oft. Sie wissen das nicht mehr, sie sind ganz verwirrt, und sie haben immer gedacht, dass dies ein tolerantes Land ist, aber das ist nicht mehr so. Man hat sich das nicht realisiert, wie gefährlich die Situation ist.

    Mehrere Politiker haben Morddrohungen erhalten. Geert Wilders beispielsweise, der eine neue Rechtspartei gründen will. Wilders schläft seitdem jede Nacht irgendwo anders. Bedroht ist vor allem die Somalierin Ayaan Hirsi Ali. Die niederländische Politikerin und Schriftstellerin musste von jetzt auf gleich untertauchen.

    Jetzt ist sie wie der Rushdie, sie kann nichts mehr tun, sie ist eine lebende Tote. Und das haben wir jetzt in Holland, es ist unglaublich.

    Ayaan Hirsi Ali hatte den Filmregisseur Theo van Gogh dafür gewonnen, einen Film über die Situation der muslimischen Frau zu drehen, der diesem zum Verhängnis wurde. Max Pam schreibt seitdem keine islamkritischen Kolumnen mehr, aus Angst um seine Familie. "Selbstzensur", sagt Max Pam, "untergräbt die Meinungsfreiheit. Das zersetzt eine Gesellschaft von innen."

    Seine Landleute hätten die Probleme lieber verdrängt, statt sie anzupacken. So habe man zwar Truppen in den Irak geschickt, aber nicht damit gerechnet, dass dies auch Konsequenzen haben könne. Jedes europäische Land habe sich, spätestens nach dem Attentat von Madrid, auf eine terroristische Bedrohung von innen eingestellt, nicht so die Niederlande.

    Jedes Land hat das erwartet, aber nicht in Holland. Man hat sich gedacht, na ja, im Irak, da gehen sie die Demokratie bringen, da sind Leute da, wie bei uns, das ist dasselbe. Aber das ist nicht so, dass ich dahin gehe. Das ist schon viele Jahre so. Ich denke, vielleicht ist das in den letzten 30 Jahren sehr langsam so gekommen.

    Über 50 Prozent der Niederländer finden, dass man in ihrem Land nicht mehr gut leben kann. Fast 90 Prozent sagen, dass ihre Politiker bei der Bekämpfung des islamischen Fundamentalismus versagt haben und fast die Hälfte gibt an, dass sie seit der Ermordung des Filmregisseurs Theo van Gogh weniger tolerant gegenüber Muslimen ist. Die 900.000 Muslime, die in den Niederlanden leben, stehen mittlerweile unter einer Art Generalverdacht.

    Die Juden in Holland sind assimiliert, aber das ist die Erfahrung, dass sich die Islamiten nicht assimilieren wollen. Da gibt es zuviel ein uns und ein sie, kein wir und die anderen.

    Das Bahnhofsviertel von Amsterdam. Ein luxussaniertes Bürohaus an der Ruyterkade, "Dexter-Communications". Der Besitzer, Adjiedj Bakas, stammt aus Surinam, dem früheren Niederländisch-Guyana und ist mit 20 nach Holland ausgewandert. Adjiedj Bakas vermarktet den demographischen Wandel, das Konsumverhalten einer alternden Bevölkerung und der ethnischen Minderheiten. Bakas gehört zu den führenden Trendforschern in den Niederlanden. Seine provokante These:

    Für die Niederlande sei der Mord an dem Filmregisseur Theo van Gogh eine Art 11.September gewesen. Mit dem Unterschied, der Feind sei nicht von außen gekommen, sondern von innen. Adjiedj Bakas ist der Modellfall einer erfolgreichen Integration. Seine Untersuchungen ergaben, dass unter den Einwanderern vor allem Dienstleistungs- und technische Berufe gefragt sind. Die Niederlande, so Bakas, hätten viel zu wenig vom Potential der zahlreichen Einwanderer aus aller Herren Länder profitiert. Die 200.000 Inder beispielsweise könnten eine Brückenfunktion zur IT-Branche in Indien übernehmen. Durch die 80.000 Chinesen könnten die Niederlande am boomenden China-Geschäft besser profitieren als andere Europäer. Menschen aus islamischen Ländern haben, nach Ansicht des Trendforschers Bakas, große Probleme, sich in einer westlich-liberalen Gesellschaft zurechtzufinden.

    Wenn sie in ein anderes Land ziehen, können sie nicht Ghetto spielen. Wenn sie sich entscheiden, den Ort zu verlassen, wo sie geboren, wo sie aufgewachsen sind, können sie keine Kopie ihrer früheren Identität bleiben. Sie müssen bereit sein, sich in Frage zu stellen, sie müssen offen sein. Sie müssen sich entscheiden, was kann ich behalten, was muss ich aufgeben. Anders ist es nicht möglich.

    Derlei Dinge öffentlich zu sagen war in den Niederlanden bis vor kurzem Tabu, in einem Land zumal, wo die politische Korrektheit teilweise groteske Züge angenommen hatte.

    Vor allem die Politiker der Linken wollten lange Zeit nichts von den Problemen der Integration hören. Sie müssen verstehen, haben sie mir immer wieder gesagt, die Leute hatten eine schwierige Jugend, sie werden sich schon an uns gewöhnen. Dabei hätte man es besser wissen können. Wenn unsere Politiker es zulassen, dass unser Land weiter kolonisiert wird, bin ich weg.

    Wie Adjiedj Bakas denken viele. Inzwischen reden selbst Politiker der Linken, Sozialdemokraten, Sozialisten, ja Grüne, fast schon wie Adjiedj Bakas, der klingt, als spräche aus ihm Pim Fortuyn. Der Geist des vor zweieinhalb Jahren ermordeten Populisten und Polit-Dandies Pim Fortuyn, der mit seiner scharfen Kritik an der niederländischen Ausländerpolitik Erfolge erzielte, lebt fort.

    Den Haag, Binnenhof, die so genannte "Zweite Kammer", das niederländische Parlament. Zu den Wortführern einer härteren Gangart in der Ausländerpolitik gehört der Abgeordnete Hans van Baalen. Seine Partei, der wirtschaftsliberale VVD, stellt den Innenminister und die für die Integration zuständige Ministerin.

    Wir sind immer ein schönes, kleines, nettes Ländchen gewesen ohne große Probleme. Die Probleme haben wir gemeistert zwischen Katholiken und Protestanten. Das hat sich immer meistern lassen. Wir haben nicht gut verstanden, dass mit einem Import von großen Gruppen aus der arabischen Welt, aus der Türkei, die Gesellschaft sich ändert. Dass es andere Meinungen gibt, nicht unsere Meinung. Andere Meinungen über Mann und Frau, über Homosexuelle und Heterosexuelle, andere konservative, orthodoxe Meinungen. Das haben wir nicht genügend verstanden. Zweitens haben wir auch nicht verstanden, dass Terroristen, Extremisten von links oder von rechts, dass die Leute mit kräftigen Maßnahmen bekämpft werden müssen. Das haben wir nicht genug verstanden. Holland hat immer gedacht, wir bleiben das kleine Ländchen, das auch die Deutschen so lieben.

    Die Angst vor Terroranschlägen oder Attentaten gegen Islamkritiker wie Theo van Gogh vermischt sich mit einem zunehmenden Unbehagen am Zustand der niederländischen Gesellschaft und dem Verhalten vieler der insgesamt 900.000 Muslime.

    Wenn man so etwas sagt, es gibt Probleme, seriöse Probleme mit marokkanischen Jungens, das war Rassismus. Man wurde verurteilt hier in Holland. Es gibt in der Tat eine große Gruppe Türken und Marokkaner hier mit der niederländischen Nationalität. Die Leute werden hier bleiben. Das ist so, und wir müssen dafür sorgen, dass man Teil unserer Gesellschaft wird. Das müssen wir tun. Aber wir müssen auch die Extremisten bekämpfen, und die gibt es in diesen Gruppen, speziell in den Gruppen von Marokkanern, die eine doppelte Nationalität haben, d.h. die holländische und die marokkanische, und die Kriminelle sind oder Terroristen sind, denen müssen wir die niederländische Staatsbürgerschaft nehmen.

    Als Reaktion auf die Wahlerfolge der rechtspopulistischen "Liste Pim Fortuyn" wurde das Asylrecht verschärft. Die Polizei bekam das Recht, verdachtsunabhängige Kontrollen durchzuführen, Heranwachsende und Erwachsene müssen deshalb einen Ausweis bei sich führen. In Zukunft sollen die niederländischen Sicherheits-Dienste mehr Verdächtige überwachen können und dafür auch mehr Mittel erhalten. Der Personen- und Objektschutz soll ausgebaut werden. Außerdem will die Regierung Moscheen schließen können, wenn von dort Störungen der öffentlichen Ordnung ausgehen. Radikale Prediger und Imame will man ausweisen oder nicht mehr ins Land lassen. Gewaltverherrlichung und Volksverhetzung sollen unter Strafe gestellt werden. Doch nicht genug damit. Viele Niederländer finden auch, das zuviel gefördert und zu wenig gefordert wurde. Sie werfen den muslimischen Einwanderern und deren Kindern vor, ihre staatsbürgerlichen Pflichten vernachlässigt und stattdessen nur auf ihre Rechte gepocht zu haben. Angehalten ihre staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen, wurden sie nicht. Sprachkurse und andere Integrationsprogramme verfehlten vielfach ihren Zweck.

    Unsere Werte sind internationale Werte über Freiheit und Demokratie. Die muss man anerkennen, wenn man nach Holland kommt um zu leben. Man darf natürlich Kuskus essen, es ist nicht nötig, Kartoffeln zu essen. Es ist auch nicht nötig, Holzschuhe zu tragen in Holland. Aber wie die Hugenotten, wie die Deutschen, die nach Holland gekommen sind und die Engländer, man muss natürlich Holländer werden. Es heißt Integration mit Behalt eigener Identität, das ist Unsinn.

    In einer Zeit, in der die Verteilungskämpfe zunehmen und auch in den Niederlanden der kalte Wind der Globalisierung weht, ist es schwer für so viele zumeist minderqualifizerte Einwanderer neue Arbeitsplätze zu schaffen oder für deren häufig mit Schulproblemen vorbelastete Kinder Ausbildungsplätze finden. Und mit einer Verschärfung von Gesetzen und der Forderung, sich gefälligst anzupassen, ist eine bessere Integration auch nicht zu erreichen. Der VVD-Abgeordnete Hans van Baalen schlägt deshalb vor.

    Wir haben eine Politik gehabt, in der - wie die Politiker in Holland sagten - gebe Geld, dann gibt es kein Problem mehr. Jetzt sagen wir, der Arbeitsmarkt soll flexibler werden, es soll möglich werden, kleine Betriebe zu gründen ohne Probleme mit Bürokratie usw., Aktivität in der Wirtschaft.

    Im Haager Parlament wehren sich die Grünen gegen die, wie sie sagen, unzulässige Vermengung von Terrorismus und einer angeblich fehlgeschlagenen Integrationspolitik.

    Das sind zwei Diskussionen. Eine ist Integrationsdebatte und die andere ist eben dieser Terrorismus, und dieser Kampf gegen Terrorismus. Ich würde gerne die zwei auseinanderhalten.

    Farah Karimi stammt aus dem Iran. Sie kam von Deutschland, über Hamburg, in die Niederlande. Ihre Eltern sind vor dem islamischen Regime des Ajatollah Khomeny geflohen.

    Wir haben es nicht vergessen, dass diese ganzen Entwicklungen in den Niederlanden natürlich auch in einem internationalen Kontext stattfinden. Da ist nach dem 11. September sehr viel polarisiert zwischen den Moslems und den Nicht-Moslems in der Welt. Unsere Regierung hat volle hundert Prozent George Bush und seine Politik unterstützt. Daher sind vielleicht auch die Niederlande in dem Sinne ein bisschen eine Ausnahme, dass im außenpolitischen Bereich, wo auch unsere moslemischen Mitbürger viel stärker sich engagieren und identifizieren mit den Moslems in den anderen Teilen der Welt, dass sie sich da nicht richtig wiedererkannt haben in der Regierungspolitik. Das ist meiner Meinung nach auch einer der Gründe dieser Entfremdung.

    Doch auch die engagierte Grünen-Politikerin Farah Karimi kommt nicht umhin, dass die Niederlande vor dem Scherbenhaufen ihrer Integrationspolitik stehen.

    Absolut. Und das ist auch das Traurige an der Situation. Wo Entfremdung, diese Angst, das ist sehr weit verbreitet, da fühlt sich jetzt eigentlich jeder verängstigt, Moslems von einer Seite und die sozusagen Autochtonen, wie wir sagen die Einheimischen, die fühlen sich auch bedroht. Es ist eine sehr weit verbreitete Angststimmung, und das ist sehr, sehr schlimm.

    In den langen Jahre wirtschaftlichen Wohlergehens hätten die Niederländer weggesehen und die Entwicklung von Parallel-Gesellschaften zugelassen. Heute müssten sie in schwierigeren Zeiten schmerzhaft feststellen, dass eine Integration ohne Auseinandersetzung, ohne Konflikte nicht möglich ist, kritisiert die niederländische Grüne.

    Dieser ganze Integrationsprozess ist auch natürlich eine Frage des Konflikts. Die Migranten und Migrantinnen bringen ihre eigenen Ideen, kulturelle Ideen mit. Natürlich sind es konfliktierende Ideen manchmal. Die Frage ist, wie können wir eine Gesellschaft organisieren und inwieweit sind wir bereit, auch die Plattformen zu organisieren, wo diese Debatten geführt werden.

    Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten plädiert Farah Karimi für die Beibehaltung der in die Kritik geratenen multi-kulturellen Toleranz. Schließlich gäbe es dazu keine Alternative.

    In der Integrationsdebatte sehen wir es in der Tat so, dass das dann - ich würde sagen, vielleicht am rechten Spektrum der Politik - nicht nur für Integration plädiert wird, stärker noch für Assimilation. Und das ist, glaube ich, was eigentlich auch nicht in den Niederlanden funktionieren wird. Und das sollten wir auch gar nicht wollen.

    Der Osten von Amsterdam. In der Gegend um die Hemonylaan ist einer der wenigen multi-kulturellen Erfolge der niederländischen Metropole zu besichtigen. Ein intaktes Stadtviertel mit Menschen unterschiedlichster Rasse, Hautfarbe und Herkunft. Hier wohnt der Stadtsoziologe Paul Scheffer. Vor vier Jahren warnte Scheffer in einem kritischen und vielbeachteten Essay vor einem "multikulturellen Drama", das sich unter den Augen aller in den Niederlanden abspiele.

    Alle Untersuchungen, die da gemacht worden sind, in Rotterdam und Amsterdam, wenn man sie fragt, fühlen Sie sich als Niederländer oder türkisch oder marokkanisch, keiner sagt, ich fühle mich eigentlich mehr Niederländer als Marokkaner.

    Wir haben jahrzehntelang von Toleranz geredet, aber Gleichgültigkeit praktiziert, stellt Paul Scheffer ernüchtert fest. Wir haben nicht miteinander, sondern aneinander vorbei gelebt. Die Folge waren Entfremdung und Misstrauen.

    Wir leben nebeneinander, geschlossene Kulturen, eine Art Multikulturalismus. Wir fragen nicht viel, so eine Art der Toleranz als eine Kunst der Vermeidung. Und jetzt leben wir in der Zeit der gegenseitigen Einmischung. Wir haben alle Urteile übereinander, wir haben Urteile über den Islam hier, und diese Politik der Vermeidung, der friedlichen Koexistenz ist jetzt in eine neue Phase hinübergegangen in eine Politik der Konfrontation. Wir können nicht mehr aneinander vorbeileben. In einer Stadt, wo die Hälfte der Bevölkerung in der ersten und zweiten Generation Migranten sind, kann man nicht in dieser Art des Multikulturalismus weitergehen, wo wir sagen, ihr habt eure Kultur, wir haben unsere Kultur, und wir müssen alle respektvoll und im Dialog und all diese diplomatischen Beschwörungen - es wird einfach nicht mehr in der Realität.

    An die Einwanderer, die 900.000 Muslime vor allem, stellt Scheffer die Forderung, sich einzubringen, sich einzumischen, sich zu engagieren:

    Die Migranten, kann man sagen, hätten mehr tun können und müssen, um ihren Platz zu finden in dieser Gesellschaft, sich zu interessieren für diese Gesellschaft. Und Migranten können nicht immer Objekt der Toleranz sein, sondern müssen sich selbst und auch von der Gesellschaft gesehen werden als Mitgestalter dieser Gesellschaft. Etwas ganz anderes als dieser Multikulturalismus, dieser fromme Dialog.

    Und seinen holländisch-stämmigen Mitbürgern schreibt er ins Stammbuch:

    Wir, die Mehrheitsgesellschaft sozusagen, hätten viel mehr tun können, um den Leuten die Möglichkeit zu schaffen, aber auch die Forderung zu stellen, ihr sollt auch hier ein Teil dieser Gesellschaft werden.

    Niemand will in Holland derzeit eine Prognose wagen, ob es tatsächlich gelingt, die Zuwanderer und deren Kinder besser zu integrieren. Nur in einem Punkt ist man sich einig: Wenn es die niederländische Mehrheitsgesellschaft und ihre ethnischen Minderheiten nicht bald schaffen, die Gegensätze zu überwinden, die Konflikte beizulegen, ist der innere Friede in höchster Gefahr.