Sanftes Meeresrauschen, eine leichte Brise, die sich angenehm über die Mittagshitze legt. Jeglicher Stress scheint im Handumdrehen zu verschwinden, freundlich verabschiedet von sacht im milden Wind schaukelnd nickenden Palmwedeln.
Mediterran anmutende Leichtigkeit, Urlaubsstimmung satt - bräche da nicht plötzlich in einiger Entfernung eine dunkelgraue Silhouette durch das Flirren über der Wasseroberfläche. Der zweite Blick holt die Realität zurück: Nicht die französische Cote d'Azur lockt jetzt zur Rast, auch nicht die italienische Riviera, so ähnlich es auch aussieht - hier ist die Strandpromenade von Suchumi, der Hauptstadt von Abchasien. Und der jetzt ins Blaugrau changierende stählerne Koloss da draußen entpuppt sich als Lenkwaffen-Kreuzer "Moskva". Schlaff bewegt sich die weiß-blau-rote Flagge Russlands am Heck dieses Kriegsschiffs, das still aber bedrohlich wirkend vor Anker liegt. Russland, die Schutzmacht der von Georgien abtrünnigen Schwarzmeer-Region, demonstriert seine Präsenz, hat inzwischen außer dem benachbarten Südossetien auch Abchasien als eigenständigen Staat anerkannt. Nur das ferne Nicaragua mochte diesem Schritt Moskaus bislang folgen.
Sergej Bagapsch, Präsident der sogenannten Republik "Apßchy", Abchasien, stört das nicht. Andere Länder würden Russland schon noch folgen, gibt er sich selbstbewusst. Nur einen Steinwurf entfernt von der lauschig-idyllischen Uferpromenade, in einem riesigen, laut hallenden, sowjetisch möblierten Konferenzraum des weißen, einst im neo-klassizistischen Stil errichteten Präsidentenpalastes, geht Bagapsch mit höhnendem Unterton zum Gegenangriff über:
"Die gesamte Weltgemeinschaft, die Georgien jetzt so zu hätscheln beliebt, den armen, fast schon flauschig lieben Saakaschwili und das ach so unglückliche georgische Volk tief bedauert, das doch so lockenköpfig, so sauber, wie in Milch gebadet ist... - die alle sollten sich im Klaren sein: Wenn Georgien heute oder morgen wiederbewaffnet wird, werden die Konflikte in dieser Region weitergehen. Und eins müssen sie und vor allem die georgische Führung begreifen: Abchasien und Südossetien werden sie nie mehr zurückerobern. Bei einem entsprechenden Versuch werden sie verlieren - und zwar ganz Georgien!"
Rentner Tejmuraz, der vor dem Präsidentenpalast die Nachmittagssonne genießt und dabei den geschäftigen Straßenverkehr beobachtet, lächelt zustimmend. Ja, hier hat der Präsident Recht, meint er. Das sähen alle Landsleute so:
"Jedes Volk, vor allem jedes kleine Volk, möchte doch sein ethnisches, sein nationales 'Ich' bewahren", ist der gelernte Historiker Tejmuraz überzeugt, "aber sicher nicht deswegen, weil wir Nationalisten wären."
"In den dreißiger, vierziger, fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts", fasst Bagapsch das mehrheitlich von der abchasischen Bevölkerung anerkannte Geschichtsbild zusammen, "hat man den Abchasen ihre Sprache und ihre Schulen geraubt, die abchasische Literatur verboten. Man hat uns zwangs-'georgisiert'. - Jetzt", so Bagapsch, "wollen wir endlich unseren kleinen, unabhängigen, demokratischen Staat aufbauen!"
Und deshalb seien die Abchasen für den aktuellen Beistand Russlands gegen Georgien dankbar. - Doch warum weht dann nur die grün-weiß-grün gestreifte abchasische Flagge mit der offenen silbernen Hand rechts oben auf rotem Feld über dem Dach des Präsidenten-Palastes von Suchumi? Weshalb fehlt dort die weiß-blau-rote Trikolore Russlands, anders als bei den südossetischen Nachbarn? - Vize-Premierminister Leonid Lakerbaja lächelt verschmitzt und winkt zwar schweigend, aber fast schon geringschätzig ab: "Weg von Georgien", soll das wohl bedeuten, heiße doch nicht automatisch Anschluss an Russland! Abchasien, ist er überzeugt, mit seinem Tourismus-Potential, seiner Landwirtschaft und seinem Obstanbau sei sehr wohl im Stand sich selbst zu ernähren. Schließlich könne man sogar mit eigenen Erdgas- und Erdöl-Vorkommen dienen:
"Wir werden mit Russland eine gemeinsame Sprache finden. Es ist doch in seinem Interesse, dass sich hier alles gut entwickelt. Das ist doch ein guter Anreiz, zu zeigen, dass es die Patronage über ein Territorium hat, das nicht - scheuklappenartig - nur nach russischen Vorgaben funktioniert sondern einen breiteren Raum in dieser Welt zu finden bemüht ist. Für Russland kann das nur ein Plus sein. Daran werden wir arbeiten!"
Lakerbaja dreht sich um, eilt zur Wagenkolonne des Präsidenten, die schon mit laufenden Motoren zur Abfahrt bereit steht, ruft dann aber noch rasch:
"Russland ist unser Freund - aber auch andere Länder sollten es werden!"
Mediterran anmutende Leichtigkeit, Urlaubsstimmung satt - bräche da nicht plötzlich in einiger Entfernung eine dunkelgraue Silhouette durch das Flirren über der Wasseroberfläche. Der zweite Blick holt die Realität zurück: Nicht die französische Cote d'Azur lockt jetzt zur Rast, auch nicht die italienische Riviera, so ähnlich es auch aussieht - hier ist die Strandpromenade von Suchumi, der Hauptstadt von Abchasien. Und der jetzt ins Blaugrau changierende stählerne Koloss da draußen entpuppt sich als Lenkwaffen-Kreuzer "Moskva". Schlaff bewegt sich die weiß-blau-rote Flagge Russlands am Heck dieses Kriegsschiffs, das still aber bedrohlich wirkend vor Anker liegt. Russland, die Schutzmacht der von Georgien abtrünnigen Schwarzmeer-Region, demonstriert seine Präsenz, hat inzwischen außer dem benachbarten Südossetien auch Abchasien als eigenständigen Staat anerkannt. Nur das ferne Nicaragua mochte diesem Schritt Moskaus bislang folgen.
Sergej Bagapsch, Präsident der sogenannten Republik "Apßchy", Abchasien, stört das nicht. Andere Länder würden Russland schon noch folgen, gibt er sich selbstbewusst. Nur einen Steinwurf entfernt von der lauschig-idyllischen Uferpromenade, in einem riesigen, laut hallenden, sowjetisch möblierten Konferenzraum des weißen, einst im neo-klassizistischen Stil errichteten Präsidentenpalastes, geht Bagapsch mit höhnendem Unterton zum Gegenangriff über:
"Die gesamte Weltgemeinschaft, die Georgien jetzt so zu hätscheln beliebt, den armen, fast schon flauschig lieben Saakaschwili und das ach so unglückliche georgische Volk tief bedauert, das doch so lockenköpfig, so sauber, wie in Milch gebadet ist... - die alle sollten sich im Klaren sein: Wenn Georgien heute oder morgen wiederbewaffnet wird, werden die Konflikte in dieser Region weitergehen. Und eins müssen sie und vor allem die georgische Führung begreifen: Abchasien und Südossetien werden sie nie mehr zurückerobern. Bei einem entsprechenden Versuch werden sie verlieren - und zwar ganz Georgien!"
Rentner Tejmuraz, der vor dem Präsidentenpalast die Nachmittagssonne genießt und dabei den geschäftigen Straßenverkehr beobachtet, lächelt zustimmend. Ja, hier hat der Präsident Recht, meint er. Das sähen alle Landsleute so:
"Jedes Volk, vor allem jedes kleine Volk, möchte doch sein ethnisches, sein nationales 'Ich' bewahren", ist der gelernte Historiker Tejmuraz überzeugt, "aber sicher nicht deswegen, weil wir Nationalisten wären."
"In den dreißiger, vierziger, fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts", fasst Bagapsch das mehrheitlich von der abchasischen Bevölkerung anerkannte Geschichtsbild zusammen, "hat man den Abchasen ihre Sprache und ihre Schulen geraubt, die abchasische Literatur verboten. Man hat uns zwangs-'georgisiert'. - Jetzt", so Bagapsch, "wollen wir endlich unseren kleinen, unabhängigen, demokratischen Staat aufbauen!"
Und deshalb seien die Abchasen für den aktuellen Beistand Russlands gegen Georgien dankbar. - Doch warum weht dann nur die grün-weiß-grün gestreifte abchasische Flagge mit der offenen silbernen Hand rechts oben auf rotem Feld über dem Dach des Präsidenten-Palastes von Suchumi? Weshalb fehlt dort die weiß-blau-rote Trikolore Russlands, anders als bei den südossetischen Nachbarn? - Vize-Premierminister Leonid Lakerbaja lächelt verschmitzt und winkt zwar schweigend, aber fast schon geringschätzig ab: "Weg von Georgien", soll das wohl bedeuten, heiße doch nicht automatisch Anschluss an Russland! Abchasien, ist er überzeugt, mit seinem Tourismus-Potential, seiner Landwirtschaft und seinem Obstanbau sei sehr wohl im Stand sich selbst zu ernähren. Schließlich könne man sogar mit eigenen Erdgas- und Erdöl-Vorkommen dienen:
"Wir werden mit Russland eine gemeinsame Sprache finden. Es ist doch in seinem Interesse, dass sich hier alles gut entwickelt. Das ist doch ein guter Anreiz, zu zeigen, dass es die Patronage über ein Territorium hat, das nicht - scheuklappenartig - nur nach russischen Vorgaben funktioniert sondern einen breiteren Raum in dieser Welt zu finden bemüht ist. Für Russland kann das nur ein Plus sein. Daran werden wir arbeiten!"
Lakerbaja dreht sich um, eilt zur Wagenkolonne des Präsidenten, die schon mit laufenden Motoren zur Abfahrt bereit steht, ruft dann aber noch rasch:
"Russland ist unser Freund - aber auch andere Länder sollten es werden!"