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Wirbel in Frankreich

Model, Sängerin, Schauspielerin und die First Lady Frankreichs: Carla Bruni hat ihren Weg zum Erfolg konsequent verfolgt. Die Journalistin Besma Lahouri enthüllt nun neue Details aus dem Leben der Bruni in ihrer Biografie und dürfte damit bei Nicolas Sarkozy wenig Begeisterung auslösen.

Von Christoph Wöß |
    "An Carla Bruni ist nichts echt."

    Das ist die Kernaussage des neuen Buchs über Frankreichs First Lady, die sich in Interviews gern selbst als "Femme fatale" bezeichnet.

    "Carla Bruni ist ein Raubtier, eine Art weiblicher Don Juan."

    Diese altbekannte These findet sich zwar auch in der Biografie, aber nur, um gleich darauf ordentlich demontiert zu werden. Die Journalistin Besma Lahouri, bekannt geworden durch ein wenig schmeichelhaftes Buch über Fußball-Altstar Zinédine Zidane, hat Carla Brunis Garderobefrauen und Ex-Lover befragt, sogar Mitarbeiter des Elyséepalasts. Und alle haben das Gleiche bestätigt: Carla Bruni inszeniert ihr Image in der Öffentlichkeit sorgfältig. Wie das geht, hat die Tochter aus der steinreichen italienischen Pirelli-Dynastie schon als Jugendliche gelernt.

    "Carla Bruni wollte schon mit 17, 18 Jahren ihre Gefühlsregungen und ihre Mimik kontrollieren","

    erklärt die Autorin.

    ""Sie stellte sich vor einen Spiegel und klebte sich kleine Fetzen Japanpapier aufs Gesicht, um zu lernen, wie man null Gesichtsausdruck und null Falten bekommt. Eine so absolute Selbstkontrolle habe ich noch bei keinem Menschen gesehen."

    Mit der ungewöhnlich großen Selbstdisziplin erklärt sich die Autorin auch, warum es dem Model gelungen ist, sich Prominente wie Mick Jagger, Donald Trump oder eben Nicolas Sarkozy zu angeln.

    "Warum hat diese Frau, die aus so extrem reichen Kreisen stammt, die es nie nötig hatte, zu arbeiten, die ihr Jetset-Leben einfach hätte genießen können, warum hat diese Frau unbedingt berühmt werden wollen? Eine alte Garderobiere gibt im Buch die Antwort auf diese Frage: 'Es ist der Machthunger’."

    Eine eiskalte Person, von Kindermädchen aufgezogen, unfähig, echte Gefühle zu entwickeln, eine Frau, die Männer sammelt wie Trophäen und die mit 16 schon die erste Schönheitsoperation hat machen lassen – all diese Thesen des Buchs kratzen am Image der coolen Naturschönheit, die mit ihren vielen Künstlerfreunden eigentlich dazu beitragen sollte, dass der ungebildete Emporkömmling Sarkozy auch fürs linksintellektuelle Milieu wählbar wird. Konservative Franzosen, meint die Autorin, stehen dem ehemaligen Nacktmodell ohnehin skeptisch gegenüber.

    "Im politischen Lager von Nicolas Sarkozy ist Carla Bruni ein Handicap. Denken Sie allein an die Trennungsgerüchte im Frühling. Da war der französische Präsident zu Besuch beim damaligen britischen Premierminister Gordon Brown und musste auf Journalistenfragen sinngemäß antworten: 'Nein, ich bin nicht untreu’."

    Für Sarkozy hätte das Buch zu keinem schlechteren Zeitpunkt erscheinen können. Gegen seine Rentenreform gibt es heftigen Widerstand, sein wichtigster Minister ist tief in die Affäre um die L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt verwickelt, und mit seiner massenhaften Abschiebung von Roma hat Sarkozy seinem Land jetzt auch noch ein Strafverfahren der EU beschert. Nur noch 18 Prozent aller Franzosen würden für Sarkozy stimmen, wenn am Sonntag Präsidentschaftswahl wäre. Wenn sich das neue Buch über Carla Bruni gut verkauft, meint die Autorin, dann könnten die Werte noch tiefer in den Keller rauschen.