Montag, 29. April 2024

Archiv


"Wirklich emotional packend"

Seit Montag versammeln sich in Köln Hunderttausende jugendlicher Pilger aus der ganzen Welt, um gemeinsam zu beten und zu feiern. Auch die katholischen Hochschulgemeinden haben sich in monatelanger Vorarbeit auf den Weltjugendtag vorbereitet und bieten Mitgliedern und Gästen ein umfangreiches Programm. Etwas abseits vom großen Kölner Trubel sind in Bonn seit Montag rund 175 Studierende im Einsatz.

Von Christina Schaffrath | 19.08.2005
    Elke:
    "Ich hab noch nie einen Weltjugendtag mitgemacht und ich bin sehr begeistert, vor allem von der Stimmung, wenn man sieht, dass junge Leute durch die Stadt laufen und, ohne dass sie jetzt irgendwie Alkohol trinken, einfach so eine gute Stimmung haben und die ganze Zeit singen. Also das finde ich ganz toll."

    Anja:
    "Also wirklich emotional packend, ich hab richtig Gänsehaut bekommen, als ich diese Massen an Menschen gesehen hab."

    Stefanie:
    "Da sind halt total viele Menschen, die sich alle überhaupt nicht kennen, aber irgendwie sind die alle ganz offen und ganz nett zueinander."

    Karsten:
    "Das fängt an bei Kenia, Polynesien, Japan, China - aus wirklich fast allen Ländern der Welt und das Gute ist halt, dass man sich einfach zusammensetzen kann an einen Tisch und stellt fest, dass einen doch mehr verbindet als trennt und diese Erfahrung habe ich halt jedes Mal gemacht und auch mit allen geteilt."

    Die Studierenden der Katholischen Hochschulgemeinde Bonn, der KHG, sind vom Weltjugendtag begeistert. Und sie sind nicht nur betrachtende Teilnehmer. Für sie war der Aspekt der Zusammenkunft sehr wichtig. Deshalb haben sie in monatelanger Planung ein Begegnungscenter auf dem Gelände der KHG organisiert. Dort gibt es nun täglich Gelegenheit zum gemeinsamen Gebet, Partys und natürlich Gespräche. Elke Erdweg studiert in Bonn Lebensmitteltechnologie und war an den Vorbereitungen beteiligt.

    "Wir haben zum Beispiel das World Cafe gehabt, dass ist eine Großgruppenmoderationsmethode, in der man zu vorgegebenen Themen in Kleingruppen was erarbeitet, und das funktioniert halt so, dass vor allem viele Nationalitäten zusammen kommen und über interessante Themen sprechen, dass man halt nicht nur auf der Smalltalk-Ebene bleibt, sondern auch formal über Themen redet, die einem tiefer auf den Nägeln brennen und das hat auch ganz gut geklappt."

    Themen im World Cafe waren Globalisierung, Glaube, Angst und Hoffnung. Und die Teilnehmer zeigen sich zufrieden mit den Ergebnissen dieser geleiteten Diskussion. Pastoralreferent Winfried Röttgen ist von der Arbeit der Studierenden angetan:

    "Unglaublich wie bereitwillig Studentinnen und Studenten sich einbinden lassen in Projekte, von denen sie merken, dass geht auf ein Ziel zu, hier kann ich was mitentscheiden, hier kann ich was machen und werde irgendwann dann am Ende des Semesters, Anfang der Semesterferien erleben, dass ich einen Beitrag leisten kann zu diesem großen Projekt Weltjugendtag."

    Auf dem Gelände der KHG sind rund 120 Pilger, vor allem aus französisch Polynesien und Kenia beherbergt. Diese werden von den Studierenden betreut und verpflegt. Eine von ihnen ist Anja Niklas, die in Bonn Regionalwissenschaften Nordamerika studiert:

    "Ich meine, wann hat man schon mal die Gelegenheit selber als Gastgeber beim Weltjugendtag aufzutreten, also ich meine als Pilger kann man zu jedem Weltjugendtag gehen, aber wirklich als Gastgeber, das ist schon ein einmaliges Erlebnis."

    Einen Wehrmutstropfen gibt es aber doch: Etwas abgelegen, fanden bislang nicht so viele Gast-Studierende wie erhofft zur KHG. Neben ihren Aufgaben besuchen die gastgebenden Bonner Studierenden auch Gottesdienste und schätzen den spirituellen Charakter des Weltjugendtags. Viele wollen morgen zum Marienfeld fahren, um den Papst zu sehen. Dass der Weltjugendtag zu einer großen Party gerät, bei der Kirche und Glaube in den Hintergrund rücken, befürchtet Anja Niklas nicht, ...

    "... denn wenn jetzt hier Leute hin kommen, die deswegen hierhin kommen, weil sie ein Event haben wollen, verbinden sie dieses Event aber doch dann mit Kirche irgendwie später, und insofern, ja egal ob Glaubensfest oder Event, ich find das ist ne gute Sache"

    Ob der Weltjugendtag dazu beitragen wird, die Katholische Hochschulgemeinde zu stärken und zu vergrößern, wird sich zeigen. Doch die Religion wird in diesen Tagen zum Gesprächsthema und findet, wie auch Christina Ertel weiß, eine größere Akzeptanz:

    "Durch den Weltjugendtag ist das so, dass man jetzt mal selbst in der Überzahl ist und da bekommt man schon mit, dass viele auch ein bisschen neidisch sind, dass wir da jetzt mitmachen und ja eigentlich einfach herkommen und sagen, es ist so toll, tolles Programm und wir schauen uns das einfach an."