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Wirtschaft
Rettung des Fernsehbauers Loewe vorerst geplatzt

Das Bangen um die Zukunft des insolventen Fernsehbauers Loewe geht weiter: Die Münchner Finanzinvestoren haben überraschend ihren Rücktritt von der Übernahme erklärt. Gründe für die Absage sind bisher nicht bekannt. Nun suchen die Loewe-Verantwortlichen nach einer Alternative.

Von Michael Watzke |
    Ein Schild des Elektronikherstellers Loewe am Gelände in Kronach.
    Die Münchner Investoren rund um den Immobilienunternehmer Constantin Sepmeier haben ihren Rücktritt von der Übernahme des insolveten Fernsehbauers Loewe erklärt. (dpa / David Ebener)
    In diesen Minuten kommen in Nürnberg die Vertreter der Gläubigerbanken von Loewe zu einer entscheidenden Sitzung zusammen. Dabei wird Rolf Rickmeyer, der Finanz- und Restrukturierungs-Vorstand des Fernsehgeräteherstellers, seine Kreditgeber um Aufschub bitten. Loewe braucht mindestens noch drei Wochen, wenn nicht länger, um mit einem möglichen neuen Investor handelseinig zu werden. Denn der bisherige Käufer, die Münchner Panthera GmbH, springt kurz vor dem Vertrags-Closing ab – also bevor der schon unterschriebene Kaufkontrakt endgültig rechtswirksam ist.
    Ein ungewöhnlicher Vorgang, über den sich Jürgen Apfel von der IG Metall in Coburg mächtig ärgert:
    "Es ist einfach unglaublich, was da passiert ist. Vor allem für die Beschäftigten äußerst dramatisch. Und wir setzen jetzt unsere Hoffnungen daran, dass es gelingt, die Gespräche mit dem Investor, der jetzt da ist, tatsächlich durch die Tür zu bringen. Da werden die Banken eine entscheidende Rolle spielen."
    Vor allem die regionale Sparkasse, die sich ursprünglich gegen jenen Investor ausgesprochen hatte, der jetzt möglicherweise doch zum Zuge kommt. Dieser ungenannte Interessent hatte sein Angebot für Loewe noch vor der Panthera GmbH abgegeben. Es sei damals sogar schon ein vorläufiger Kaufvertrag ausgehandelt worden, heißt es bei Loewe. Dann aber entschied man sich für Panthera – und ärgert sich nun. Denn die Alternative sei damals schon verlockend gewesen, sagt Jürgen Apfel von der IG Metall, weil sie auf einem anderen Business-Konzept für Loewe beruhte:
    "Deswegen waren wir ja auch von Anfang an für den. Dass damit sichergestellt wird, dass Loewe in Kronach bleibt. Zwar mit deutlich weniger Beschäftigten. Aber mit Standort und Produktion – so will der das nämlich. Damit es eben nicht dazu kommt, dass Loewe zerschlagen werden muss."
    Jetzt hängt alles von den Gläubiger-Banken ab. Denn bei Loewe hält man es nicht für erfolgversprechend, die abgesprungene Investorengruppe Sepmeier, Kalmund und Gesmar-Larsen auf juristischem Wege noch zum Closing des Kaufvertrags zwingen zu können. Es sei höchstens noch möglich, Schadenersatz zu verlangen, weil bereits Bestellungen geordert und Gelder aus dem Massekredit geflossen seien.
    Warum die Panthera GmbH abgesprungen ist, hat sie bisher offiziell nicht mitgeteilt. In Kronach wird gemunkelt, die Investoren hätten die Marktchancen von Loewe zu hoch eingeschätzt. So sollte das Unternehmen schon in zwei Jahren 1 Milliarde Euro Umsatz erzielen. Das Businesskonzept sah vor, Loewe als Premium-Anbieter vor allem im russischen und asiatischen Markt zu etablieren und jüngere Käuferschichten zu erschließen.
    Nun braucht es ein neues Konzept.