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Wirtschaftliche Optimierung

Über den ökologischen Landbau wird zwar derzeit viel geredet, aber im landwirtschaftlichen Alltag spielt er derzeit noch eine eher untergeordnete Rolle. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche werden in Deutschland - nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums - nicht einmal drei Prozent der Fläche nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Und daran wird sich auch in den kommenden Monaten nicht allzu viel ändern, denn die Umstellung von einem herkömmlich wirtschaftenden Betrieb auf einen Öko-Bauernhof dauert über den Daumen meist zwei Jahre. Und trotz der vielen Reden und Lorbeeren, auch der ökologische Landbau muss sich auf dem Markt behaupten und möglichst erschwingliche Produkte anbieten. Welche Produktionstechniken stehen den Öko-Landwirten dabei zur Seite? Um diese Frage ging es gestern auf dem Versuchshof der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel im Bundesland Schleswig-Holstein.

Von Annette Eversberg |
    Nicht erst seit heute, sondern bereits seit es ihn gibt, gelten im ökologischen Landbau zwei wesentliche Prinzipien: Der Dünger muss natürlichen Ursprungs sein. Chemische Pflanzenschutzmittel sind tabu. Trotzdem geht es auch beim ökologischen Landbau darum, die entsprechenden Erträge zu erwirtschaften. Im Ackerbau ist Stickstoff eine der entscheidenden Grundlagen. Kleegras bindet Stickstoff. Baut man anschließend Hafer an, dann steht dem Hafer dieser Nährstoff zur Verfügung. Doch es gibt, so Diplomagraringenieur Dr. Ralf Loges, noch andere Formen, diese Stickstoffzufuhr weiter zu optimieren:

    Eine sehr effiziente Form wäre Kleegrasproduktion zur Silagenutzung, wenn man einen Viehbesatz auf dem Betrieb hat. Es können sehr große Mengen dieses Stickstoffs über das Kleegras gebunden werden. Sie laufen in die Viehhaltung und kommen über die Form von Wirtschaftsdüngung dann wieder zur Folgekultur, wenn sie dort eben wirklich gebraucht wird.

    Sehr viel komplizierter als eine natürliche Düngung ist jedoch die Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln. Besonders beim Anbau von Kartoffeln haben alle Landwirte mit Blattläusen zu kämpfen, die Viren auf die Pflanzen übertragen und damit zu einem Ausfall der Ernte führen können. Die Pflanzenbauer wie Dr. Herwart Böhm von der Universität Kiel, sind dabei darauf angewiesen, Methoden zu finden, die das Problem diesmal nicht an der Wurzel, sondern beim Schopfe packen.

    Das ist das so genannte Verfahren des Grünrodens. Hierbei wird der Blattlausdruck erst einmal auf den Flächen verfolgt. Nimmt dieser sehr stark zu, werden die Kartoffeln abgeschlegelt. D.h. das Kraut wird abgeschlegelt. Anschließend werden die Kartoffeln rausgerodet aus der Erde. Und dieser Prozess verursacht dann, dass das Kraut von den Pnollen getrennt wird und so eine Virusverlagerung in die Pnollen nicht mehr möglich ist.

    Das ist noch immer aufwändig und arbeitsintensiv. Deshalb arbeiten die Pflanzenbauer gleichzeitig daran, durch natürliche Selektion Sorten zu züchten, die virusresistent sind. Große Ausfälle bedeuten erhebliche Einkommensverluste für die Ökolandwirte. Aber auch in anderen Bereichen muss neu nachgedacht werden, betont Professor Friedhelm Taube von der Abteilung Ökologischer Landbau der Universität Kiel.

    Im Augenblick ist es aufgrund der relativ geringen Bedeutung des ökologischen Landbaus so, dass der technische Fortschritt, aufgrund der Tatsache, dass der gesamte Input der Innovation doch vor allem in der konventionellen Wirtschaftsweise angesiedelt ist, dass hier auch der technische Fortschritt wesentlich stärker ausgeprägt ist. Und da ist sicher auch ein großes Problem, dass man versuchen muss in Zukunft auch die Innovationen stärker auf den ökologischen Landbau auszurichten. Da ist ein enormes Reservoir da, um die Erträge zu steigern, und die Qualitäten zu erhöhen.

    Auch in der ökologischen Viehhaltung sind moderne Techniken erforderlich, bei der die Haltung von Tieren im Stall eine wichtige Rolle spielt. Spaltenböden sind nicht ganz verpönt. Gäbe es sie nicht, könnte man nicht die Gülle aus der Kleegrasverfütterung gewinnen, um sie auf den Acker zu bringen. Ein gezieltes Weidemanagement, bei dem die Tiere nicht das ganze Jahr draußen verbringen, dient zudem der Tiergesundheit. Innerhalb von drei Jahren konnte durch den Wechsel der Weiden, der Parasitenbefall der Rinder und der entsprechende Einsatz von Arzneimitteln auf Null gefahren werden. Dies entspricht, so Professor Edgar Schallenberger vom Kieler Institut für Tierzucht und Tierhaltung, den wirtschaftlichen Zielvorstellungen im ökologischen Landbau.

    Wir wollen hier eine lange Lebensleistung, wir wollen viele Kälber von unseren Muttertieren. Wir wollen hier natürlich auch eine entsprechend hohe tägliche Zunahme von unserer Nachzucht, die wir dann auf dem eigenen Hofladen dann auch vermarkten können. Und wir wollen Produktqualität und das Wissen des Verbrauchers, der hier auf dem Hof einkauft, so werden die Tiere gehalten. Das sind z.T. immaterielle Faktoren, die in das Produkt hineinfließen und das Produkt entsprechend marktgängig machen.