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Wirtschaftshistoriker
Sparpolitik hat verheerende Folgen

Hilft oder schadet das Sparen dem Wachstum? Eindeutig letzteres, sagte der Wirtschaftshistoriker Florian Schui im Deutschlandfunk. "So wie wir jetzt dastehen, ist es ja ganz klar, dass die Sparpolitik die ökonomischen Probleme eigentlich größer macht und sie nicht zu lösen vermag."

Birgid Becker im Gespräch mit Florian Schui | 30.11.2014
    Ersparnisse in einem umgefallenen Marmeladenglas.
    Eine allzu strenge Sparpolitik verhindere letztendlich den Aufschwung, so die Ansicht von Wirtschaftshistoriker Florian Schui. (dpa / picture-alliance / Ossi Lehtonen)
    Die Kombination aus strenger Sparpolitik öffentlicher Haushalte und Deregulierungsversuchen der Arbeitsmärkte führe in Krisenzeiten nicht etwa zu sinkenden Schulden, sondern zum Gegenteil, sagte Wirtschaftshistoriker Florian Schui. "Die Konjunktur bleibt schwach und die Arbeitslosigkeit steigt."
    Die Ziele, die in dieser ökonomischen Ideologie der sogenannten Austerität - der wirtschaftlichen Ausgabendisziplin - angestrebt werden, seien in der jüngsten Vergangenheit keinesfalls erreicht worden. Aus ökonomischer Sicht gebe es nahezu keine Grundlage, die Sparpolitik fortzusetzen. Umso verwunderlicher sei es, dass dennoch weiter auf diesen Weg gesetzt werde.
    Die Ideologie des Sparens habe verheerende Folgen für die ökonomische Debatte in Deutschland. Aus Sicht des Individuums, also des einzelnen Haushalts, sei es immer richtig und gut, zu sparen und etwas für schlechte Tage zurückzulegen. Den entscheidenden Unterschied zwischen dem privaten Haushalt und den öffentlichen Haushalten schilderte Schui folgendermaßen: "Der private Haushalt kann nämlich sparen, ohne dass dadurch das Einkommen runtergeht. Beim Staat ist es eben anders." Wenn dieser weniger ausgebe, sinkten gleichzeitig auch das Wachstum und die Steuereinnahmen. Schui: "Und damit hat die ganze Sparpolitik eigentlich einen sehr begrenzten Haushaltseffekt."
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